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FBW-Bewertung: Der Vierer (2024)

Prädikat wertvoll

Jurybegründung: Ein Ehepaar will seine in die Jahre gekommene Beziehung durch gemeinsamen Sex mit Freunden auffrischen. Natürlich geht alles Mögliche schief und in Wahrheit wird die Beziehung auf eine harte Probe gestellt, die sie zunächst nicht besteht. Das alles ist keine schlechte Prämisse für eine Komödie über moderne Formen des Zusammenseins. Als typische ?Geschlechterkampf-Komödie? funktioniert DER VIERER hauptsächlich über seine vier im Zentrum stehenden Schauspieler und Schauspielerinnen - Florian David Fitz, Friedrich Mücke, Julia Koschitz und Lucia Barrado), die mit Ausstrahlung und Charme die Dialoglastigkeit des Drehbuchs bewältigen. Tatsächlich liegt die Stärke des Films in diesen Dialogen, die für flottes Tempo und guten Rhythmus sorgen, jedoch nach Meinung der Jury vielleicht noch etwas zugespitzter hätten sein können. Mehr noch gilt das für das erotisch grundierte Setting des vereinbarten Gruppensex-Abends - nicht nur, dass es dem langen Reden bei den Vorbereitungen dazu an Sex Appeal fehlt, in der Szene, in der es endlich dazu kommt, ist dann nur wenig Knistern zu spüren.

In jedem Fall möchte der Film, der gleichzeitig auch eine Adaption einer spanischen Komödie aus dem Jahr 2019 ist, mit seiner direkten Herangehensweise an das Thema Sex mehr wagen, als man es von der deutschen Durchschnittskomödie so erwartet. Eine Ambition, die die Jury lobt, aber ihrer Meinung nach nicht ganz verwirklicht wird.

Was der Jury gut gefiel an DER VIERER, war das Umdrehen der herkömmlichen Geschlechterrollen, wenn die von Julia Koschitz gespielte Frau die Broterwerberin des Paares ist, während der von Florian David Fitz gespielte Mann derjenige ist, der für den gemeinsamen Sohn zuhause blieb und an seinem Thermomix hängt.


Zu diesen gewollt gesetzten Antiklischees gehört auch der von Friedrich Mücke gespielte beste Freund, der entgegen der üblichen Komödiengepflogenheiten nicht als der bessere Macho auftritt, sondern eher als der bessere Softie. Die einzige Ausnahme in dieser Konzeption von Antiklischees erschien der Jury die von Lucia Barrado gespielte Single-Frau, die als Spanierin an manchen Stellen allzu sehr auf ihr vermeintliches feuriges Temperament reduziert wird.

Zwar gehört es zum Genre der Komödie, dass die Figuren sich nicht wandeln müssen, dennoch vermisste die Jury in der Dramaturgie des Films bei allem Slapstick der Ereignisse die entsprechenden Höhen und Tiefen, die dem Film etwas hätten verleihen können, was über die nach Ansicht der Jury gelungene Unterhaltung hinausgeht.

Im Anschluss an eine spannende Diskussion vergibt die FBW-Jury dem Film gerne das Prädikat ?wertvoll'.



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