Black Dog - Weggefährten (2024)
Gouzhen
Chinesischer Genremix über einen Außenseiter und seinen außergewöhnlichen Freund.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Nach einer abgesessenen Haftstrafe kehrt Lang (Eddie Peng) in seine alte Heimat zurück, die er kaum wiedererkennt. Die Eröffnung der Olympischen Spiele 2008 steht bevor. Und während sich Peking auf den Fernsehschirmen für das Großereignis herausputzt, ist das Straßenbild in Langs Heimatstadt am Rand der Wüste Gobi von Leerstand, Verfall und einer Horde streunender Hunde geprägt.
Lang heuert als Hundefänger an und hat es auf einen schwarzen, angeblich tollwütigen Streuner abgesehen, auf dessen Ergreifung eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Währenddessen holt ihn seine Vergangenheit mehrmals ein: Lang sieht sich mit seinem alkoholkranken Vater, der einen abgewirtschafteten Zoo betreibt, und einem Schlangenzüchter, der auf Rache sinnt, konfrontiert.
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Filmkritik
"Black Dog": Geprügelte Hunde
Filme aus China sind in deutschen Kinos nach wie vor eine Seltenheit. Was aus dem Reich der Mitte bei uns ankommt, kann sich indessen sehen lassen. Klar ist aber auch: Mit den Sehgewohnheiten der Chinesen hat das wenig zu tun. Denn gezeigt werden hierzulande kaum Kassenschlager, sondern Werke, die sich bei renommierten Filmfestivals bewährt haben und im Anschluss daran das Publikum der Programmkinos glücklich machen.
Besonders beliebt sind Filme, die mit epischem Atem von den enormen Umwälzungen ihres Heimatlands, vom rasanten Tempo der Modernisierung und von den Verlusten durch Landnahme und Bauboom erzählen. In welchem Genre sie dies tun, ist dabei sekundär. Das kann genauso gut das vom Gangsterfilm und Road Movie angehauchte Episodendrama "A Touch of Sin" (2013) sein wie das realistische Familiendrama "Bis dann, mein Sohn" (2019). Kriminalfilme wie "Feuerwerk am helllichten Tage" (2014) und "Der See der wilden Gänse" (2019) stehen neben poetischen Liebesdramen wie "Return to Dust" (2022). Der neue Film des Regisseurs Guan Hu ist von allem ein bisschen.
Genremix mit surrealen Momenten
Der Subtext des Films ist bereits im Titel ersichtlich. "Black Dog" erzählt von schwarzen Schafen und geprügelten Hunden, von Außenseitern und Einzelgängern. Der von Hauptdarsteller Eddie Peng stoisch und gelassen verkörperte Protagonist Lang ist gesellschaftlich ganz unten angekommen. Doch anstatt sich emporzuarbeiten, solidarisiert er sich mit einem anderen Ausgestoßenen, dem titelgebenden schwarzen Hund, der ihm schließlich zu einem treuen Weggefährten wird. Ganz am Ende verlässt Lang die Szenerie ebenso unvermittelt, wie er sie zu Beginn des Films betreten hat.
Guan Hu inszeniert diese Odyssee zweier Streuner in einem spannenden Stil- und Genremix. Aufgrund des Handlungsorts am Rand der Wüste Gobi weht ein Hauch Western durch den Film. Durch Langs dunkle Vergangenheit gesellt sich der Gangsterfilm hinzu. Und durch die Begegnung mit einer Zirkusartistin liegt vorübergehend die Möglichkeit eines Liebesfilms in der Luft. Primär spielt sich jedoch ein Familiendrama ab, das tief in den gesellschaftlichen Umwälzungen, die im Hintergrund vonstattengehen, wurzelt. Der Kameramann Weizhe Gao findet dafür realistische, körnige Bilder, die vereinzelt aber ins Poetische und Surreale abdriften.
Neue Facette eines streitbaren Gesamtwerks
Ebenso spannend wie der Film selbst ist dessen Macher. Denn dass hier ausgerechnet Guan Hu leise Kritik an den Verhältnissen übt und "die Kamera auf Dinge [richtet], die in vielen Filmen übersehen werden", wie er selbst sagt, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Bislang war der 1968 geborene Regisseur hauptsächlich für Unterhaltungskino bekannt, zeichnete mit dem Kriegsepos "The 800" etwa für den weltweit erfolgreichsten Film des Pandemie-Jahres 2020 verantwortlich und lieferte als Co-Regisseur des Films "The Sacrifice" (2020) eine ähnlich gelagerte Heldenverehrung ab, die sich stets am Rand zum Propagandafilm bewegt.
"Black Dog", der bei den Filmfestspielen in Cannes lief und dort den Hauptpreis in der Sektion Un Certain Regard gewann, ist unterdessen astreines Arthaus-Kino. Mäandernd erzählt und metaphorisch aufgeladen, dürfte diese Underdog-Story beim Zielpublikum gut ankommen.
Fazit: Während der Pandemie lieferte der Regisseur Guan Hu mit dem Kriegsepos "The 800" den kommerziell erfolgreichsten Film des Jahres 2020 ab. Jetzt legt er einen Genremix nach, der aufs klassische Programmkino-Publikum abzielt. "Black Dog" ist eine mäandernd erzählte und metaphorisch aufgeladene Außenseiterstory, die von einem zarten Band zwischen Mensch und Tier handelt. Ebenso ungewöhnlich wie sehenswert.
Filme aus China sind in deutschen Kinos nach wie vor eine Seltenheit. Was aus dem Reich der Mitte bei uns ankommt, kann sich indessen sehen lassen. Klar ist aber auch: Mit den Sehgewohnheiten der Chinesen hat das wenig zu tun. Denn gezeigt werden hierzulande kaum Kassenschlager, sondern Werke, die sich bei renommierten Filmfestivals bewährt haben und im Anschluss daran das Publikum der Programmkinos glücklich machen.
Besonders beliebt sind Filme, die mit epischem Atem von den enormen Umwälzungen ihres Heimatlands, vom rasanten Tempo der Modernisierung und von den Verlusten durch Landnahme und Bauboom erzählen. In welchem Genre sie dies tun, ist dabei sekundär. Das kann genauso gut das vom Gangsterfilm und Road Movie angehauchte Episodendrama "A Touch of Sin" (2013) sein wie das realistische Familiendrama "Bis dann, mein Sohn" (2019). Kriminalfilme wie "Feuerwerk am helllichten Tage" (2014) und "Der See der wilden Gänse" (2019) stehen neben poetischen Liebesdramen wie "Return to Dust" (2022). Der neue Film des Regisseurs Guan Hu ist von allem ein bisschen.
Genremix mit surrealen Momenten
Der Subtext des Films ist bereits im Titel ersichtlich. "Black Dog" erzählt von schwarzen Schafen und geprügelten Hunden, von Außenseitern und Einzelgängern. Der von Hauptdarsteller Eddie Peng stoisch und gelassen verkörperte Protagonist Lang ist gesellschaftlich ganz unten angekommen. Doch anstatt sich emporzuarbeiten, solidarisiert er sich mit einem anderen Ausgestoßenen, dem titelgebenden schwarzen Hund, der ihm schließlich zu einem treuen Weggefährten wird. Ganz am Ende verlässt Lang die Szenerie ebenso unvermittelt, wie er sie zu Beginn des Films betreten hat.
Guan Hu inszeniert diese Odyssee zweier Streuner in einem spannenden Stil- und Genremix. Aufgrund des Handlungsorts am Rand der Wüste Gobi weht ein Hauch Western durch den Film. Durch Langs dunkle Vergangenheit gesellt sich der Gangsterfilm hinzu. Und durch die Begegnung mit einer Zirkusartistin liegt vorübergehend die Möglichkeit eines Liebesfilms in der Luft. Primär spielt sich jedoch ein Familiendrama ab, das tief in den gesellschaftlichen Umwälzungen, die im Hintergrund vonstattengehen, wurzelt. Der Kameramann Weizhe Gao findet dafür realistische, körnige Bilder, die vereinzelt aber ins Poetische und Surreale abdriften.
Neue Facette eines streitbaren Gesamtwerks
Ebenso spannend wie der Film selbst ist dessen Macher. Denn dass hier ausgerechnet Guan Hu leise Kritik an den Verhältnissen übt und "die Kamera auf Dinge [richtet], die in vielen Filmen übersehen werden", wie er selbst sagt, damit war nicht unbedingt zu rechnen. Bislang war der 1968 geborene Regisseur hauptsächlich für Unterhaltungskino bekannt, zeichnete mit dem Kriegsepos "The 800" etwa für den weltweit erfolgreichsten Film des Pandemie-Jahres 2020 verantwortlich und lieferte als Co-Regisseur des Films "The Sacrifice" (2020) eine ähnlich gelagerte Heldenverehrung ab, die sich stets am Rand zum Propagandafilm bewegt.
"Black Dog", der bei den Filmfestspielen in Cannes lief und dort den Hauptpreis in der Sektion Un Certain Regard gewann, ist unterdessen astreines Arthaus-Kino. Mäandernd erzählt und metaphorisch aufgeladen, dürfte diese Underdog-Story beim Zielpublikum gut ankommen.
Fazit: Während der Pandemie lieferte der Regisseur Guan Hu mit dem Kriegsepos "The 800" den kommerziell erfolgreichsten Film des Jahres 2020 ab. Jetzt legt er einen Genremix nach, der aufs klassische Programmkino-Publikum abzielt. "Black Dog" ist eine mäandernd erzählte und metaphorisch aufgeladene Außenseiterstory, die von einem zarten Band zwischen Mensch und Tier handelt. Ebenso ungewöhnlich wie sehenswert.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Black Dog - Weggefährten"
Land: ChinaJahr: 2024
Genre: Thriller, Drama
Originaltitel: Gouzhen
Länge: 116 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 12.12.2024
Regie: Hu Guan
Darsteller: Eddie Peng als Lang Yonghui, Chu Bu Hua Jie, Youwei Da, Qiang Gao, Xiaoguang Hu
Kamera: Weizhe Gao
Verleih: Filmwelt
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