Veni Vidi Vici (2024)
Österreichische Gesellschaftssatire über die Macht der Milliardäre.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Bei den Maynards spielt Geld keine Rolle. Wird einer ihrer Sportwagen gestohlen, steigen sie einfach in den nächsten ein. In der Garage ihrer Villa stehen die weißen Nobelkarossen fein säuberlich in einer Reihe. Und auch sonst lebt das Milliardärspaar auf der Überholspur. Viktoria Maynard (Ursina Lardi) ist eine Pflichtverteidigerin, die mühelos jeden Klienten freibekommt. Amon Maynard (Laurence Rupp) ist ein Geschäftsmann, dem man keinen Wunsch abschlägt. Plant er eine Batteriefabrik mitten im Naturschutzgebiet, dann ist die Politik um keine Gesetzesänderung verlegen.
Ihrem verzogenen Töchterchen (Olivia Goschler) lassen die Eltern derweil alles durchgehen, vom groben Foulspiel beim Polo bis zum Ladendiebstahl. Vermutlich liegt es daran, dass auch sie selbst keine Grenzen kennen. Von seinem Reichtum gelangweilt und vom Zustand der Welt angewidert, hat Amon Maynard ein ganz besonderes Hobby entwickelt: Er geht auf die Jagd nach Menschen. Obwohl ihm ein Forstaufseher auf die Schliche kommt und der Journalist Volker (Dominik Warta) auf der Spur ist, sehen Politik, Polizei und Presse weg.
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Filmkritik
"Veni Vidi Vici": Jagdszenen in Niederösterreich
Wenn ganz am Ende des Abspanns von "Veni Vidi Vici" der Hinweis auftaucht, dass Ähnlichkeiten zwischen den Figuren des Films und lebenden Personen rein zufällig seien, dann ist das entweder eine dreiste Lüge oder die finale Pointe dieser österreichischen Gesellschaftssatire. Denn wer bei dem von Laurence Rupp gespielten Amon Maynard nicht unweigerlich an Elon Musk denkt, lebt hinterm Mond. (Obwohl selbst dort zumindest eine seiner Raketen vorbeigeflogen sein müsste.) Maynard ist allerdings nicht gleich Musk, sondern ein Amalgam aus verschiedenen Superreichen bzw. der grotesk überzeichnete Prototyp eines Milliardärs. Das ist nicht die schlechteste Ausgangslage für eine Satire. Und es bleibt nicht die letzte gute Idee des Gespanns Daniel Hoesl und Julia Niemann, die sich bereits in den Filmen "Davos" (2020) und "WiNWiN" (2016) den Verflechtungen von Geld und Gesellschaft amüsant angenähert haben.
Gelungen ist beispielsweise die Vorgehensweise, Sinnbilder in filmische Realität zu überführen. Diejenigen Teile der Presse, die sich großen Männern mit großen Ideen anbiedern, anstatt sie kritisch zu hinterfragen, sind etwa in der Figur des Alfred (Markus Schleinzer) gebündelt. Vor Maynard und dessen Familie macht dieser ehemalige Journalist nicht nur einen sprichwörtlichen Diener, er ist auch buchstäblich ihr Butler. Ein Schicksal, das im Verlauf der Handlung auch dem Investigativjournalisten Volker (Dominik Warta) blüht. Was dem Kinopublikum wiederum süffisant-schmerzlich vor Augen führt, dass selbst die eingangs noch Integeren am Ende desillusioniert und käuflich sind, wenn der Preis stimmt. Die stärkste Idee ist freilich die, dass der Milliardär nicht nur im übertragenen Sinn Menschen auf dem Gewissen hat, sondern in seiner Freizeit tatsächlich zur Flinte greift, um welche zur Strecke zu bringen, ohne dafür von irgendjemandem belangt zu werden.
Eine Frage der Balance
Eine Satire steht und fällt allerdings mit der Balance zwischen der Abbildung der Wirklichkeit und deren Überspitzung. Bildet sie die Realität lediglich ab, ist es keine Satire. Bei "Veni Vidi Vici" verhält es sich nun so, dass der Film seit seiner Weltpremiere beim Sundance Film Festival im Januar 2024 beinahe von der Realität eingeholt wurde. Denn sieht man sich an, wie ein Milliardär vom Schlage eines Elon Musk nicht länger nur in der US-Politik mitmischt, sondern sich inzwischen auch in europäische Politik einmischt und dafür größtenteils ungeschoren davonkommt, dann ist das nicht mehr allzu weit vom Inhalt dieses Films entfernt. Das Lachen bleibt einem also bisweilen im Halse stecken.
Ob überhaupt gelacht wird, hängt stärker als bei anderen Gesellschaftssatiren vom Geschmack des Publikums ab. Denn der Humor in "Veni Vidi Vici" ist keinesfalls gefällig. Hoesl und Niemann setzen auf formale Strenge, was Ausstattung und Kostüme, die visuelle Gestaltung und die Montage betrifft. Und auch das Schauspiel, das mehr auf Künstlichkeit denn auf Naturalismus setzt, ist gewöhnungsbedürftig. Dieses durchdachte Konzept ist immerhin konsequent; ebenso der schonungslose Epilog. Trotzdem wird man während der kurzen Laufzeit von nicht einmal anderthalb Stunden das Gefühl nicht los, dass alles noch eine Spur bissiger, ätzender und abstruser, kantiger, sperriger und schwarzhumoriger hätte sein können. Um mit großen internationalen Gesellschaftssatiren mithalten zu können, fehlt dieser kleinen und sehr ambitionierten Produktion letzten Endes an zu vielen Stellen das gewisse Etwas.
Fazit: "Veni Vidi Vici" vom Regieduo Daniel Hoesl und Julia Niemann ist eine Gesellschaftssatire, die gar nicht mehr so weit von der Realität entfernt ist. Sie stellt die berechtigte Frage, wie lange wir es uns eigentlich noch gefallen lassen wollen, dass uns Milliardäre auf der Nase herumtanzen. Trotz eines strengen formalen Konzepts und eines konsequenten Endes lässt der Film an vielen Stellen das gewisse Etwas vermissen.
Wenn ganz am Ende des Abspanns von "Veni Vidi Vici" der Hinweis auftaucht, dass Ähnlichkeiten zwischen den Figuren des Films und lebenden Personen rein zufällig seien, dann ist das entweder eine dreiste Lüge oder die finale Pointe dieser österreichischen Gesellschaftssatire. Denn wer bei dem von Laurence Rupp gespielten Amon Maynard nicht unweigerlich an Elon Musk denkt, lebt hinterm Mond. (Obwohl selbst dort zumindest eine seiner Raketen vorbeigeflogen sein müsste.) Maynard ist allerdings nicht gleich Musk, sondern ein Amalgam aus verschiedenen Superreichen bzw. der grotesk überzeichnete Prototyp eines Milliardärs. Das ist nicht die schlechteste Ausgangslage für eine Satire. Und es bleibt nicht die letzte gute Idee des Gespanns Daniel Hoesl und Julia Niemann, die sich bereits in den Filmen "Davos" (2020) und "WiNWiN" (2016) den Verflechtungen von Geld und Gesellschaft amüsant angenähert haben.
Gelungen ist beispielsweise die Vorgehensweise, Sinnbilder in filmische Realität zu überführen. Diejenigen Teile der Presse, die sich großen Männern mit großen Ideen anbiedern, anstatt sie kritisch zu hinterfragen, sind etwa in der Figur des Alfred (Markus Schleinzer) gebündelt. Vor Maynard und dessen Familie macht dieser ehemalige Journalist nicht nur einen sprichwörtlichen Diener, er ist auch buchstäblich ihr Butler. Ein Schicksal, das im Verlauf der Handlung auch dem Investigativjournalisten Volker (Dominik Warta) blüht. Was dem Kinopublikum wiederum süffisant-schmerzlich vor Augen führt, dass selbst die eingangs noch Integeren am Ende desillusioniert und käuflich sind, wenn der Preis stimmt. Die stärkste Idee ist freilich die, dass der Milliardär nicht nur im übertragenen Sinn Menschen auf dem Gewissen hat, sondern in seiner Freizeit tatsächlich zur Flinte greift, um welche zur Strecke zu bringen, ohne dafür von irgendjemandem belangt zu werden.
Eine Frage der Balance
Eine Satire steht und fällt allerdings mit der Balance zwischen der Abbildung der Wirklichkeit und deren Überspitzung. Bildet sie die Realität lediglich ab, ist es keine Satire. Bei "Veni Vidi Vici" verhält es sich nun so, dass der Film seit seiner Weltpremiere beim Sundance Film Festival im Januar 2024 beinahe von der Realität eingeholt wurde. Denn sieht man sich an, wie ein Milliardär vom Schlage eines Elon Musk nicht länger nur in der US-Politik mitmischt, sondern sich inzwischen auch in europäische Politik einmischt und dafür größtenteils ungeschoren davonkommt, dann ist das nicht mehr allzu weit vom Inhalt dieses Films entfernt. Das Lachen bleibt einem also bisweilen im Halse stecken.
Ob überhaupt gelacht wird, hängt stärker als bei anderen Gesellschaftssatiren vom Geschmack des Publikums ab. Denn der Humor in "Veni Vidi Vici" ist keinesfalls gefällig. Hoesl und Niemann setzen auf formale Strenge, was Ausstattung und Kostüme, die visuelle Gestaltung und die Montage betrifft. Und auch das Schauspiel, das mehr auf Künstlichkeit denn auf Naturalismus setzt, ist gewöhnungsbedürftig. Dieses durchdachte Konzept ist immerhin konsequent; ebenso der schonungslose Epilog. Trotzdem wird man während der kurzen Laufzeit von nicht einmal anderthalb Stunden das Gefühl nicht los, dass alles noch eine Spur bissiger, ätzender und abstruser, kantiger, sperriger und schwarzhumoriger hätte sein können. Um mit großen internationalen Gesellschaftssatiren mithalten zu können, fehlt dieser kleinen und sehr ambitionierten Produktion letzten Endes an zu vielen Stellen das gewisse Etwas.
Fazit: "Veni Vidi Vici" vom Regieduo Daniel Hoesl und Julia Niemann ist eine Gesellschaftssatire, die gar nicht mehr so weit von der Realität entfernt ist. Sie stellt die berechtigte Frage, wie lange wir es uns eigentlich noch gefallen lassen wollen, dass uns Milliardäre auf der Nase herumtanzen. Trotz eines strengen formalen Konzepts und eines konsequenten Endes lässt der Film an vielen Stellen das gewisse Etwas vermissen.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Veni Vidi Vici"
Land: ÖsterreichJahr: 2024
Genre: Drama
Länge: 86 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 09.01.2025
Regie: Daniel Hoesl
Darsteller: Nahoko Fort-Nishigami, Olivia Goschler, Ursina Lardi, Johanna Orsini-Rosenberg, Laurence Rupp
Kamera: Gerald Kerkletz
Verleih: Grandfilm
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