Togoland Projektionen (2023)
Interessante Doku, die Einblicke in die deutsche Kolonialzeit und das heutige Togo bietetKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Kurz vor dem Ersten Weltkrieg reiste der deutsche Afrikaforscher und Regisseur Hans Schomburgk nach Nord-Togo, um dort Abenteuer- und Dokumentarfilme zu drehen. Die Gegend, damals auch "Togoland" genannt, war deutsches Kolonialgebiet und galt als "Vorzeigekolonie". Schomburgk und seine Begleiterin Meg Gehrts, eine junge, deutsche Schauspielerin, dokumentierten den Alltag, die Ausbeutung der Togolesen (weitgehend unhinterfragt), näherten sich aber auch mit einer gewissen Faszination den fremden Gebräuchen und Traditionen.
Diese Aufnahmen blieben im heutigen Togo nahezu unbekannt. Über hundert Jahre später reist der deutsche Dokumentarfilmer Jürgen Ellinghaus mit den Aufnahmen, einem mobilen Kino und dem Reisebericht von Meg Gehrts im Gepäck zu den Originaldrehorten und konfrontiert die Einwohner mit den Aufzeichnungen, die auch ihre Vorfahren, ihre eigene Vergangenheit zeigen. Zusammen mit den togolesischen Zuschauern erforscht er den historischen Kontext der Filme und die Auswirkungen des Kolonialismus.
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Filmkritik
Dass auch Deutschland einst Kolonialmacht war, spielt im kollektiven Bewusstsein heute eine untergeordnete Rolle, in anderen ehemaligen Kolonialisten wie Frankreich oder Großbritannien ist dieses Kapitel der eigenen Geschichte viel präsenter. Dabei besaß Deutschland um 1914 das drittgrößte Kolonialgebiet weltweit nach den beiden Genannten. Ein besonderer Fokus um die damalige Jahrhundertwende lag auf Afrika, dem "schwarzen Kontinent" wie er damals genannt wurde, um denen sich die Großmächte ein Wettrennen lieferten. Dort winkten Rohstoffe, billige Arbeitskraft und Gebietsgewinne. Die Kolonialherren schwankten zwischen Unterdrückungsfantasien und Faszination in Bezug auf die Einheimischen.
Das damalige Togoland (heute Togo) war von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Die Aufnahmen von Hans Schomburgk dokumentierten nicht nur diese Zeit, sondern auch die Ansichten der weißen Besatzer, die Art und Weise, wie Deutsche über die Togolesen, ihr Land und ihre Kultur dachten. Jürgen Ellinghaus konfrontiert in "Togoland Projektionen" das heutige Togo und seine Menschen mit diesem Kapitel der eigenen Geschichte. Und dem Blick, den die Deutschen damals auf ihre Vorfahren warfen.
"Togoland Projektionen" setzt sich zusammen aus den Originalaufnahmen von Hans Schomburgk, unterlegt von Zitaten aus dem Reisetagebuch seiner Begleiterin Meg Gehrts, und Aufnahmen von den Vorführungen dieser Aufnahmen im heutigen Togo, die in den letzten Jahren stattgefunden haben. So entsteht ein interessanter Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen "deutschem, kolonialen Blick" und der eigenen Blick der Togolesen. Ellinghaus interviewt auch Menschen, die er bei seiner Reise durch die togolesischen Städte und Dörfer trifft, die erzählen, was ihnen ihre Vorfahren über die ehemaligen Besatzer berichtet haben.
So entsteht ein ungemein komplexes Bild über die damalige Zeit: Die heutige junge Generation hat wenig Zugang zu den Geschichten von damals, macht sich teilweise über das Verhalten ihrer Vorfahren in den Aufnahmen lustig. Zugleich wird im Rahmen der Vorführungen - von Ellinghaus mit der Kamera festgehalten - aber auch diskutiert, wie diese ausgebeutet wurden, dass manche quasi-Sklaven waren, die zur Arbeit gezwungen wurden, Steuern entrichten mussten. Und begannen, für ihre eigenen Rechte einzutreten. Es wird von den Interviewten aber ebenso erwähnt, dass die Deutschen Straßen bauten, in manche Dörfern "das Feuer" und technische Innovationen brachten, Schulen errichteten.
"Togoland Projektionen" gelingt es so, kein einseitiges, reduktives Bild zu zeichnen, sondern lässt Vergangenheit und Gegenwart ins Gespräch kommen - als Film an sich, aber auch durch die Filmvorführungen in Togo. Am wichtigsten aber: Die Doku lässt die Togolesen selbst zu Wort kommen, gibt ihnen die Möglichkeit, ihre durchaus ambivalenten Einschätzungen zur deutschen Kolonialherrschaft zu teilen. Für das Publikum ist das erhellend, der Film lehrreich, da er nicht nur die eigene, westliche Geschichte beleuchtet, sondern auch einen Blick auf die afrikanische Gegenwart mit all ihren Problemen wirft.
Fazit: Ein spannendes Projekt, ein sehenswerter Film: "Togoland Projektionen" lässt koloniale Vergangenheit und postkoloniale Gegenwart ins Gespräch kommen und zeigt ein komplexes Bild einer Epoche deutscher/afrikanischer Geschichte, die bis heute nachwirkt.
Das damalige Togoland (heute Togo) war von 1884 bis 1914 deutsche Kolonie. Die Aufnahmen von Hans Schomburgk dokumentierten nicht nur diese Zeit, sondern auch die Ansichten der weißen Besatzer, die Art und Weise, wie Deutsche über die Togolesen, ihr Land und ihre Kultur dachten. Jürgen Ellinghaus konfrontiert in "Togoland Projektionen" das heutige Togo und seine Menschen mit diesem Kapitel der eigenen Geschichte. Und dem Blick, den die Deutschen damals auf ihre Vorfahren warfen.
"Togoland Projektionen" setzt sich zusammen aus den Originalaufnahmen von Hans Schomburgk, unterlegt von Zitaten aus dem Reisetagebuch seiner Begleiterin Meg Gehrts, und Aufnahmen von den Vorführungen dieser Aufnahmen im heutigen Togo, die in den letzten Jahren stattgefunden haben. So entsteht ein interessanter Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen "deutschem, kolonialen Blick" und der eigenen Blick der Togolesen. Ellinghaus interviewt auch Menschen, die er bei seiner Reise durch die togolesischen Städte und Dörfer trifft, die erzählen, was ihnen ihre Vorfahren über die ehemaligen Besatzer berichtet haben.
So entsteht ein ungemein komplexes Bild über die damalige Zeit: Die heutige junge Generation hat wenig Zugang zu den Geschichten von damals, macht sich teilweise über das Verhalten ihrer Vorfahren in den Aufnahmen lustig. Zugleich wird im Rahmen der Vorführungen - von Ellinghaus mit der Kamera festgehalten - aber auch diskutiert, wie diese ausgebeutet wurden, dass manche quasi-Sklaven waren, die zur Arbeit gezwungen wurden, Steuern entrichten mussten. Und begannen, für ihre eigenen Rechte einzutreten. Es wird von den Interviewten aber ebenso erwähnt, dass die Deutschen Straßen bauten, in manche Dörfern "das Feuer" und technische Innovationen brachten, Schulen errichteten.
"Togoland Projektionen" gelingt es so, kein einseitiges, reduktives Bild zu zeichnen, sondern lässt Vergangenheit und Gegenwart ins Gespräch kommen - als Film an sich, aber auch durch die Filmvorführungen in Togo. Am wichtigsten aber: Die Doku lässt die Togolesen selbst zu Wort kommen, gibt ihnen die Möglichkeit, ihre durchaus ambivalenten Einschätzungen zur deutschen Kolonialherrschaft zu teilen. Für das Publikum ist das erhellend, der Film lehrreich, da er nicht nur die eigene, westliche Geschichte beleuchtet, sondern auch einen Blick auf die afrikanische Gegenwart mit all ihren Problemen wirft.
Fazit: Ein spannendes Projekt, ein sehenswerter Film: "Togoland Projektionen" lässt koloniale Vergangenheit und postkoloniale Gegenwart ins Gespräch kommen und zeigt ein komplexes Bild einer Epoche deutscher/afrikanischer Geschichte, die bis heute nachwirkt.
Christian Klosz
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Besetzung & Crew von "Togoland Projektionen"
Land: Frankreich, Deutschland, TogoWeitere Titel: Togoland - Projections
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 96 Minuten
Kinostart: 28.11.2024
Regie: Jürgen Ellinghaus
Kamera: Rémi Jennequin
Verleih: Drop-Out Cinema eG