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Soundtrack to a Coup d'Etat (2024)

In diesem belgisch-französischen Dokumentarfilm kompiliert der Regisseur Johan Grimonprez historische Ereignisse und Jazzmusik zu einer unerhörten Komposition.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
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Im Februar 1961 stören politische Aktivisten unter Federführung der Jazzsängerin Abbey Lincoln und des Jazzschlagzeugers Max Roach eine Versammlung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) in New York. Sie protestieren lautstark gegen die Ermordung des kongolesischen Politikers Patrice Lumumba (1925–1961) und bezichtigen Teile der UN der Mittäterschaft.

In seinem neuen Dokumentarfilm beleuchtet der Regisseur Johan Grimonprez, wie es so weit kommen konnte: Zu Beginn der 1960er-Jahre werden immer mehr afrikanische Staaten unabhängig. Nach deren Aufnahme in die UN verschieben sich dort die Machtverhältnisse. Während die Sowjetunion unter Führung von Nikita Chruschtschow die ehemaligen Kolonien unterstützt, versuchen die ehemaligen Kolonialmächte mit Unterstützung des US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower ihren Einfluss in Afrika zu erhalten. Im Fokus stehen besonders die Bodenschätze und der Kongo, der davon reichlich besitzt.

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"Soundtrack to a Coup d'Etat": Kinematografischer Jazz

Der neue Dokumentarfilm des Regisseurs Johan Grimonprez ("Shadow World", "Double Take") hat bei Filmfestivals rund um den Globus einige Preise ergattern können. Wenn er jetzt in den deutschen Kinos startet, ist eine weitere prestigeträchtige Auszeichnung in Reichweite. "Soundtrack to a Coup d'Etat" ist für einen Oscar nominiert. Ob er sich gegen die Konkurrenz durchsetzen wird, wird sich erst am Abend der Verleihung am 2. März 2025 zeigen. Das Zeug dazu hätte er, denn der 1962 geborene Belgier Grimonprez setzt sich in seinem Film mit einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte seines Heimatlandes auseinander und formt daraus: kinematografischen Jazz.

Kontrabässe, Trompeten und politische Verstrickungen

Der Film verhandelt die Unabhängigkeitsbestrebungen ehemals kolonisierter Länder im Allgemeinen, handelt im Speziellen von den afrikanischen Staaten, die in den 1960er-Jahren in die Vereinten Nationen (UN) aufgenommen wurden und ganz konkret von den Ereignissen im Kongo um Patrice Lumumba, Andrée Blouin, Joseph Kasavubu, Moïse Tschombé und Joseph-Désiré Mobutu, die als (Beginn der) Kongo-Krise in die Geschichte eingegangen sind. Das Besondere an "Soundtrack to a Coup d'Etat" ist jedoch, dass Johan Grimonprez mehr macht, als nur die Rollen zu beleuchten, die die UN unter Vorsitz ihres damaligen Generalsekretärs Dag Hammarskjöld, die USA unter Präsident Dwight D. Eisenhower, die Sowjetunion unter Nikita Chruschtschow und Belgien unter König Baudouin gespielt haben.

Der Regisseur wirft auch ein Schlaglicht auf die Musik jener Zeit, die er als politische Strömung begreift. Er zeigt auf, welchen Einfluss Musiker wie Dizzy Gillespie, Nina Simone und Louis Armstrong auf afrikanische Musiker hatten et vice versa und wie die US-Musiker von der US-Politik während Tourneen durch Afrika instrumentalisiert wurden. Er dokumentiert das politische Engagement afrikanischer Musiker wie der Sängerin Miriam Makeba. Gleichzeitig verknüpft er die Unabhängigkeitsbestrebungen der afrikanischen Länder mit der Bürgerrechtsbewegung in den USA zu einer großen Erzählung über Freiheitskampf und Jazz.

Frei flottierender, nur schwer fassbarer Filmessay

Schon all das ergäbe einen erstklassigen Film. Was "Soundtrack to a Coup d'Etat" jedoch in erster Linie von handelsüblichen Dokus unterscheidet, ist dessen Form. Der Film ist stets mehr frei flottierender Essay als Dokumentarfilm. Bild und Ton greifen perfekt ineinander, spielen sich in einen Flow und setzen wiederholt zu wilden Improvisationen an. Dann lässt Grimonprez' Schnittmeister Rik Chaubet beispielsweise Nikita Chruschtschow auf alten Archivaufnahmen meisterhaft tanzen, ganz so, als bewege er sich zum Rhythmus der auf der Tonspur abgespielten Musik. Aus dem Off vorgetragene literarische Texte und Memoiren setzen Akzente. Zudem knallt der Regisseur seinem Publikum als visuelle Ausrufezeichen permanent plakativ ins Bild gerückte Zitate vor den Latz.

Durch diese furiose Form wird "Soundtrack to a Coup d'Etat" selbst zu Jazz – mit all seinen Eigenheiten. Trotz einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden geht vieles so schnell, dass es schwerfällt, allem jederzeit zu folgen. Um im Bild zu bleiben: "Soundtrack to a Coup d'Etat" ist eine Platte, die man mehrfach auflegen muss, um sie vollumfänglich zu erfassen.

Fazit: "Soundtrack to a Coup d'Etat", das neue Werk des belgischen Regisseurs Johan Grimonprez, ist ein frei flottierender Filmessay, der auf meisterhafte Weise politische Freiheitskämpfe mit Jazz verknüpft, sodass daraus selbst eine Art kinematografische Musik entsteht. Darin legt Grimonprez die Verflechtungen aus Politik, Militär und Wirtschaft offen, in die die Demokratische Republik Kongo bis heute verstrickt ist. Ein formal beeindruckender, inhaltlich hochkomplexer Film, der mehr als einer Rezeption bedarf, um ihn vollumfänglich zu erfassen.




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Zum Video: Soundtrack to a Coup d'Etat

Besetzung & Crew von "Soundtrack to a Coup d'Etat"

Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 150 Minuten
Kinostart: 06.02.2025
Regie: Johan Grimonprez
Darsteller: Fidel Castro, Louis Armstrong, Miles Davis, Nina Simone, Malcolm X
Kamera: Jonathan Wannyn
Verleih: Grandfilm

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