Krieg oder Frieden (2024)
Deutscher Dokumentarfilm über einen ehemaligen Truppenübungsplatz und dessen mögliche Umnutzung.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Das brandenburgische Wünsdorf, etwa 40 Kilometer südlich von Berlin gelegen, hat eine lange Militärhistorie. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden hier Kasernen und Truppenübungsplätze errichtet. Danach wurde das Gelände vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Kriegs durchgängig genutzt: zunächst vom Kaiserreich, dann von den Nationalsozialisten und schließlich von den Sowjets. Die letzten Soldaten der Roten Armee zogen 1994 ab. Seither kursieren immer wieder neue Ideen, was aus dem riesigen Areal gemacht werden könnte.
In ihrem neuen Dokumentarfilm stellt die Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin Elfi Mikesch eine dieser Ideen vor. Dem Architekten Prof. Dr. Ekhart Hahn schwebt eine ökologische Stadt der Zukunft vor. Doch seine Pläne stoßen auf Widerstände.
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Filmkritik
"Krieg oder Frieden": Konversationen über Konversionen
Von Lost Places geht eine enorme Anziehungskraft aus. Diese "vergessenen Orte", unter denen man in der Regel verlassene, nicht mehr genutzte Bauwerke versteht, ziehen Profis und Laien aus den verschiedensten Professionen an: Schatzsucher, Fotografen, Filmemacher, Werbetreibende, Historiker, Touristen. Von diesen eingefrorenen Zeitkapseln und dem langsam verfallenden Leerstand geht ein morbider Charme aus, der sich auch prima vermarkten lässt. Es gibt gleich mehrere Fernseh-Dokumentarreihen, die sich mit solchen Orten befassen. Einer, der gleich in mehreren dieser Formate auftaucht, ist der brandenburgische Ort Wünsdorf, der als ehemaliger Militärstützpunkt als "verbotene Stadt" galt.
In ihrem in Schwarz-Weiß gedrehten Film "Gefährliche Orte" (1994) hatte Elfi Mikesch den Ort schon einmal besucht und unter anderem festgehalten, wie sich die Natur das einstige militärische Sperrgebiet bereits kurze Zeit nach dem Abzug der Roten Armee zurückerobert. Ausschnitte daraus sind nun auch in ihrem Dokumentarfilm "Krieg oder Frieden" zu sehen, der 30 Jahre später nach Wünsdorf zurückkehrt und eine friedliche Utopie für das Gelände, auf dem so lange der Krieg geprobt wurde, vorstellt.
Die Utopie einer ökologischen Stadt
Ins Zentrum ihres neuen Films hat Mikesch den Architekten Ekhart Hahn gestellt. Der hat schon lange Pläne einer Eco City in der Schublade, einer ökologischen Stadt der Zukunft, die sich selbst versorgen und ihren positiven Beitrag zu einer sich durch den Klimawandel verändernden Welt leisten kann. Doch wie so viele Vorstellungen von einer besseren Zukunft bleibt auch diese bislang pure Utopie, scheitert sie doch am politischen Willen, an Widerständen aus der Bevölkerung und an fehlenden Investoren.
Flankiert wird Hahn von einer Reihe Interviewpartner, die einen Bezug zu dem ehemaligen Sperrgebiet haben und ihre Sicht darauf und auf die Themen Krieg und Frieden vor der von Thomas Ladenburger und Mikesch selbst geführten Kamera kundtun: die Schauspielerin Eva Mattes, die Künstlerin Insa Winkler und ihr aus Afghanistan geflohener Mann Ahmad Winkler, der schwäbische Architekt Sieghard Auer und japanische Künstler Yoshimi Hashimoto, die in einer Ateliergemeinschaft auf dem Gelände arbeiten, der ehemalige Offizier Hans-Albert Hoffmann, der sich inzwischen der Militärgeschichte verschrieben hat, Thomas Schulz, der auf dem Areal als Hausmeister arbeitet usw.
Mikesch, die unter anderem für Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und Monika Treut als Kamerafrau tätig war, fügt diese Versatzstücke zu einem schillernden Mosaik zusammen. In dessen Einzelteilen lässt sich nicht nur viel Buntes aus der Historie dieses Orts entdecken – etwa, dass dort die erste Moschee auf deutschem Boden errichtet worden war –, sondern auch eine farbenfrohe und friedliche Zukunft erträumen.
Fazit: In ihrem neuen Film vermisst Elfi Mikesch ein ehemaliges Militärgelände und stellt einen Architekten und dessen Utopie von einer ökologischen Stadt vor. "Krieg oder Frieden" ist ein farbenfrohes dokumentarisches Mosaik über die Möglichkeiten der Konversion und die Bedeutung der Konversation im Angesicht drohender Konflikte und neuer Kriege.
Von Lost Places geht eine enorme Anziehungskraft aus. Diese "vergessenen Orte", unter denen man in der Regel verlassene, nicht mehr genutzte Bauwerke versteht, ziehen Profis und Laien aus den verschiedensten Professionen an: Schatzsucher, Fotografen, Filmemacher, Werbetreibende, Historiker, Touristen. Von diesen eingefrorenen Zeitkapseln und dem langsam verfallenden Leerstand geht ein morbider Charme aus, der sich auch prima vermarkten lässt. Es gibt gleich mehrere Fernseh-Dokumentarreihen, die sich mit solchen Orten befassen. Einer, der gleich in mehreren dieser Formate auftaucht, ist der brandenburgische Ort Wünsdorf, der als ehemaliger Militärstützpunkt als "verbotene Stadt" galt.
In ihrem in Schwarz-Weiß gedrehten Film "Gefährliche Orte" (1994) hatte Elfi Mikesch den Ort schon einmal besucht und unter anderem festgehalten, wie sich die Natur das einstige militärische Sperrgebiet bereits kurze Zeit nach dem Abzug der Roten Armee zurückerobert. Ausschnitte daraus sind nun auch in ihrem Dokumentarfilm "Krieg oder Frieden" zu sehen, der 30 Jahre später nach Wünsdorf zurückkehrt und eine friedliche Utopie für das Gelände, auf dem so lange der Krieg geprobt wurde, vorstellt.
Die Utopie einer ökologischen Stadt
Ins Zentrum ihres neuen Films hat Mikesch den Architekten Ekhart Hahn gestellt. Der hat schon lange Pläne einer Eco City in der Schublade, einer ökologischen Stadt der Zukunft, die sich selbst versorgen und ihren positiven Beitrag zu einer sich durch den Klimawandel verändernden Welt leisten kann. Doch wie so viele Vorstellungen von einer besseren Zukunft bleibt auch diese bislang pure Utopie, scheitert sie doch am politischen Willen, an Widerständen aus der Bevölkerung und an fehlenden Investoren.
Flankiert wird Hahn von einer Reihe Interviewpartner, die einen Bezug zu dem ehemaligen Sperrgebiet haben und ihre Sicht darauf und auf die Themen Krieg und Frieden vor der von Thomas Ladenburger und Mikesch selbst geführten Kamera kundtun: die Schauspielerin Eva Mattes, die Künstlerin Insa Winkler und ihr aus Afghanistan geflohener Mann Ahmad Winkler, der schwäbische Architekt Sieghard Auer und japanische Künstler Yoshimi Hashimoto, die in einer Ateliergemeinschaft auf dem Gelände arbeiten, der ehemalige Offizier Hans-Albert Hoffmann, der sich inzwischen der Militärgeschichte verschrieben hat, Thomas Schulz, der auf dem Areal als Hausmeister arbeitet usw.
Mikesch, die unter anderem für Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und Monika Treut als Kamerafrau tätig war, fügt diese Versatzstücke zu einem schillernden Mosaik zusammen. In dessen Einzelteilen lässt sich nicht nur viel Buntes aus der Historie dieses Orts entdecken – etwa, dass dort die erste Moschee auf deutschem Boden errichtet worden war –, sondern auch eine farbenfrohe und friedliche Zukunft erträumen.
Fazit: In ihrem neuen Film vermisst Elfi Mikesch ein ehemaliges Militärgelände und stellt einen Architekten und dessen Utopie von einer ökologischen Stadt vor. "Krieg oder Frieden" ist ein farbenfrohes dokumentarisches Mosaik über die Möglichkeiten der Konversion und die Bedeutung der Konversation im Angesicht drohender Konflikte und neuer Kriege.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Krieg oder Frieden"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 86 Minuten
Kinostart: 17.10.2024
Regie: Elfi Mikesch
Darsteller: Sieghard Auer, Eva Mattes, Ahmad Winkler, Insa Winkler
Kamera: Thomas Ladenburger, Elfi Mikesch
Verleih: Filmgalerie 451
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