Gandahar (1987)
Kult zurück im Kino: René Laloux' letzter abendfüllender Zeichentrickfilm ist als Wiederaufführung zu sehen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die Bewohner Gandahars leben friedlich und im Einklang mit der Natur, die sie dank ihrer Technologie genetisch umprogrammiert haben. Über allem herrscht Königin Ambisextra mit ihrem Frauenrat. Als eine böse Macht auftaucht und mit ihren schwarzen Metallmenschen die Bewohner Gandahars zu Stein verwandelt, gerät die Herrschaft der Königin ins Wanken und Gandahar an die Schwelle zum Krieg.
Von der Königin und dem Frauenrat ausgewählt, wird der Diener Sylvain der Bedrohung entgegengeschickt, um sie auszukundschaften. Zunächst hält er eine Gruppe körperlich Transformierter, auf die er zufällig stößt, für die Ursache. An der Seite der hübschen Airelle findet er schließlich aber heraus, dass etwas ganz anderes hinter der Bedrohung steckt. Die Gefahr bannen wird Sylvain erst 1000 Jahre in der Zukunft.
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Filmkritik
"Gandahar": In die Jahre gekommenes Alterswerk
In Kritikerkreisen ist dieser Tage häufig zu hören, dass wir uns in einem (neuen) Goldenen Zeitalter des Zeichentricks befänden. Doch dieser Euphorie ist mit Vorsicht zu begegnen. Denn auch wenn die Aussage insofern zutrifft, als mit der Anzahl der Streamingplattformen auch Angebot und Bandbreite an animierter Unterhaltung gestiegen sind, dabei handelt es sich vornehmlich um Serien. Was Animationsfilme im Allgemeinen betrifft und im Besonderen diejenigen, die es ins Kino schaffen, dominiert nach wie vor der Kinderkram. Die Wiederaufführung eines Films wie René Laloux' "Gandahar" führt das schmerzlich vor Augen.
Kinderkram vs. Erwachsenenunterhaltung
Zwar verirrt sich ab und an auch ein Animationsfilm, der sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, auf die große Leinwand; in diesem Jahr war das beispielsweise "Mars Express", auch wenn der französische Sci-Fi-Thriller nur eine sehr kurze Kinoauswertung erhielt. Die Blütezeit der animierten Erwachsenenunterhaltung ist jedoch in vergangenen Jahrzehnten anzusiedeln, als Regisseure wie Eiichi Yamamoto ("A Thousand & One Nights", 1969; "Cleopatra", 1970 u. a.), Ralph Bakshi ("Fritz the Cat", 1972; "Feuer und Eis", 1983 u. a.) und eben René Laloux ihre Hochphase erlebten.
"Gandahar" stammt allerdings nicht aus der Glanzzeit des 1929 geborenen und 2004 gestorbenen Franzosen. Nach "Der wilde Planet" (1973), für den Laloux' bei den Filmfestspielen in Cannes den Spezial-Preis der Jury erhielt und der es als einer der wenigen Animationsfilme auch in Steven Jay Schneiders Kanon der "1001 Filme, die Sie sehen müssen, bevor Sie sterben" geschafft hat und "Herrscher der Zeit" (1982) ist "Gandahar" Laloux' letzter abendfüllender Zeichentrickfilm und kann zurecht als sein Alterswerk bezeichnet werden.
Simple Story, ungewöhnlicher Look
Die Handlung, die auf dem Roman "Les Hommes-machines contre Gandahar" (1969) von Jean-Pierre Andrevon basiert, ist ausgesprochen simpel; ihre pazifistische, ökologische und technikfeindliche Botschaft beinahe zu banal. Und die Zeichnungen, die in Zusammenarbeit mit dem Comickünstler Philippe Cazaumayou alias Caza entstanden sind, sehen zwar bis heute ungewöhnlich, aber auch überholt aus.
Noch kurioser und spannender als der Inhalt des Films sind da schon dessen Entstehung und Vertrieb. Denn gezeichnet wurde der Film aus Kostengründen in Nordkorea (im SEK-Trickfilmstudio, das sich in den 1980ern Aufträgen aus dem Ausland öffnete und mit unschlagbar niedrigen Lohnkosten für sich werben konnte) und in den USA durch Miramax vertrieben, bei deren "entschärfter" US-Version Harvey Weinstein höchstpersönlich Hand anlegte und Regie führte.
Obwohl nicht gut gealtert, ist "Gandahar" trotzdem Kult und ein Must-See für alle Zeichentrick- und Science-Fiction-Fans, allein schon deshalb, weil solche Filme heutzutage nicht mehr gemacht werden.
Fazit: "Gandahar" entführt das Kinopublikum in die gute alte Zeit der animierten Erwachsenenunterhaltung. Doch nicht jeder Zeichentrickfilm aus dieser Epoche ist ein Meisterwerk. Im Vergleich zum heutigen Unterangebot mag ein Wiedersehen mit dem Kultfilm erfrischend sein, gut gealtert ist René Laloux' letztes abendfüllendes Werk allerdings nicht.
In Kritikerkreisen ist dieser Tage häufig zu hören, dass wir uns in einem (neuen) Goldenen Zeitalter des Zeichentricks befänden. Doch dieser Euphorie ist mit Vorsicht zu begegnen. Denn auch wenn die Aussage insofern zutrifft, als mit der Anzahl der Streamingplattformen auch Angebot und Bandbreite an animierter Unterhaltung gestiegen sind, dabei handelt es sich vornehmlich um Serien. Was Animationsfilme im Allgemeinen betrifft und im Besonderen diejenigen, die es ins Kino schaffen, dominiert nach wie vor der Kinderkram. Die Wiederaufführung eines Films wie René Laloux' "Gandahar" führt das schmerzlich vor Augen.
Kinderkram vs. Erwachsenenunterhaltung
Zwar verirrt sich ab und an auch ein Animationsfilm, der sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, auf die große Leinwand; in diesem Jahr war das beispielsweise "Mars Express", auch wenn der französische Sci-Fi-Thriller nur eine sehr kurze Kinoauswertung erhielt. Die Blütezeit der animierten Erwachsenenunterhaltung ist jedoch in vergangenen Jahrzehnten anzusiedeln, als Regisseure wie Eiichi Yamamoto ("A Thousand & One Nights", 1969; "Cleopatra", 1970 u. a.), Ralph Bakshi ("Fritz the Cat", 1972; "Feuer und Eis", 1983 u. a.) und eben René Laloux ihre Hochphase erlebten.
"Gandahar" stammt allerdings nicht aus der Glanzzeit des 1929 geborenen und 2004 gestorbenen Franzosen. Nach "Der wilde Planet" (1973), für den Laloux' bei den Filmfestspielen in Cannes den Spezial-Preis der Jury erhielt und der es als einer der wenigen Animationsfilme auch in Steven Jay Schneiders Kanon der "1001 Filme, die Sie sehen müssen, bevor Sie sterben" geschafft hat und "Herrscher der Zeit" (1982) ist "Gandahar" Laloux' letzter abendfüllender Zeichentrickfilm und kann zurecht als sein Alterswerk bezeichnet werden.
Simple Story, ungewöhnlicher Look
Die Handlung, die auf dem Roman "Les Hommes-machines contre Gandahar" (1969) von Jean-Pierre Andrevon basiert, ist ausgesprochen simpel; ihre pazifistische, ökologische und technikfeindliche Botschaft beinahe zu banal. Und die Zeichnungen, die in Zusammenarbeit mit dem Comickünstler Philippe Cazaumayou alias Caza entstanden sind, sehen zwar bis heute ungewöhnlich, aber auch überholt aus.
Noch kurioser und spannender als der Inhalt des Films sind da schon dessen Entstehung und Vertrieb. Denn gezeichnet wurde der Film aus Kostengründen in Nordkorea (im SEK-Trickfilmstudio, das sich in den 1980ern Aufträgen aus dem Ausland öffnete und mit unschlagbar niedrigen Lohnkosten für sich werben konnte) und in den USA durch Miramax vertrieben, bei deren "entschärfter" US-Version Harvey Weinstein höchstpersönlich Hand anlegte und Regie führte.
Obwohl nicht gut gealtert, ist "Gandahar" trotzdem Kult und ein Must-See für alle Zeichentrick- und Science-Fiction-Fans, allein schon deshalb, weil solche Filme heutzutage nicht mehr gemacht werden.
Fazit: "Gandahar" entführt das Kinopublikum in die gute alte Zeit der animierten Erwachsenenunterhaltung. Doch nicht jeder Zeichentrickfilm aus dieser Epoche ist ein Meisterwerk. Im Vergleich zum heutigen Unterangebot mag ein Wiedersehen mit dem Kultfilm erfrischend sein, gut gealtert ist René Laloux' letztes abendfüllendes Werk allerdings nicht.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Gandahar"
Land: Frankreich, USA, NordkoreaWeitere Titel: Light Years
Jahr: 1987
Genre: Abenteuer, Animation
FSK: 12
Kinostart: 19.09.2024
Regie: René Laloux
Darsteller: Pierre-Marie Escourrou, Catherine Chevallier, Georges Wilson, Anny Duperey, Jean-Pierre Ducos
Verleih: Drop-Out Cinema eG