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Rabia - Der verlorene Traum
Rabia - Der verlorene Traum
© Alpenrepublik GmbH Filmverleih

Rabia - Der verlorene Traum (2024)

Rabia

Französisches Drama über junge Frauen, die sich radikalisieren.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2.9 / 5

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Die 19-jährige Französin Jessica (Megan Northam) arbeitet als Altenpflegerin, ist es aber leid, dass ihr in ihrem Beruf keinerlei Respekt entgegengebracht wird. Auch privat hält sie nichts in ihrem Heimatland. Also bricht sie an der Seite ihrer besten Freundin Laïla (Natacha Krief) nach Syrien auf, wo sich die zwei im Schoss des Islamischen Staats ein besseres Leben erhoffen. Gemeinsam haben sie sich demselben IS-Kämpfer als Ehefrauen versprochen.

In Syrien werden die Freundinnen in einem Frauenhaus untergebracht, in dem die Neuankömmlinge aus aller Herren Länder auf ihre spätere Rolle als treu ergebene Ehefrauen vorbereitet werden. Das Haus wird von der strengen Madame (Lubna Azabal) und ihren zwei Handlangerinnen, den Zwillingsschwestern Umm Mikail (Klara Wördemann) und Umm Mansour (Maria Wördemann), die hinter vorgehaltener Hand die "Terror Twins" genannt werden, mit harter Hand geführt. Doch als Jessicas und Laïlas zukünftiger Mann an der Front fällt, werden die Freundinnen entzweit. Jessica, die inzwischen den Namen Rabia erhalten hat, muss sich entscheiden, welchen Weg sie einschlagen will.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Rabia": Die durch die Hölle geht

Die Vereinten Nationen gehen davon, dass sich seit 2013 mehrere Zehntausend Freiwillige aus mehr als 100 Nationen dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen haben. Viele davon sind Frauen, die den Kämpfern Kinder gebären. Über diese Fakten klären ganz am Ende dieses fesselnden Dramas ein paar angefügte Sätze auf. Zudem wird darin die These aufgestellt, dass der IS durch diese Strategie eine neue Generation von Dschihadisten heranziehe.

Unter besagten Frauen stammt ein beträchtlicher Anteil aus westlichen Demokratien. Doch was treibt einen jungen Menschen, der in Freiheit aufgewachsen ist, dazu, sich einer Terrororganisation anzuschließen, die Andersgläubige brutal verfolgt und die Freiheit der eigenen Anhänger massiv beschneidet? Die 1983 in Berlin geborene Regisseurin und Drehbuchautorin Mareike Engelhardt geht diesen Fragen in ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm nach. "Rabia" erzählt die eindrückliche Geschichte einer Radikalisierung.

Im Glaubensgefängnis

Diese Geschichte beginnt in Frankreich. Ein kurzer Prolog führt die zwei Hauptfiguren ein und reißt an, weshalb eine von ihnen, die von Megan Northam bravourös gespielte Jessica, auf die sich der Fokus der Handlung richtet, ihrem Heimatland den Rücken kehrt. Jessicas Arbeit als Altenpflegerin ist hart und undankbar, und außer ihrem wortkargen, quarzenden Vater wartet nach Feierabend in der muffigen Wohnung niemand auf sie. Als sie mit ihrer besten Freundin Laïla (Natacha Krief) ins Flugzeug nach Syrien steigt und erstmals in ihrem Leben die Welt aus der Vogelperspektive betrachtet, mutet ihre Zukunft wie aus einem Lied von Reinhard Mey an: Mit dem Kopf in den Wolken scheint die Freiheit grenzenlos zu sein. Zurück auf der Erde und dem Boden der Tatsachen beginnen ein unaufhaltsamer Abstieg und ein willensstarker Wiederaufstieg. Um in der Hierarchie einer fundamentalistischen Organisation nach oben zu klettern, muss Jessica zunächst durch die Hölle gehen.

Mareike Engelhardt inszeniert dieses Drama wie einen Gefängnisfilm. In dem von einer strengen Madame (Lubna Azabal) geführten Haus herrschen nicht nur strikte, einem Gefängnis vergleichbare Regeln und eine harsche Hackordnung. Das Grundstück ist auch hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Es gibt kein Entkommen. Ein Fluchtversuch Jessicas scheitert, woraufhin sie wie in Einzelhaft verwahrt und ihre Psyche mit Schlägen gebrochen wird. Wer wie Laïla aus diesem Glaubensgefängnis entlassen wird, landet stattdessen im Ehegefängnis. Jessica wiederum wählt einen anderen Weg. Sie wandelt sich vom Opfer zur Täterin. Innerhalb des Hauses steigt sie nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch von Etage zu Etage empor. Und weil der Film konsequent aus Jessicas Perspektive erzählt ist, bürdet die Regisseurin ihrem Publikum zu gegebenem Zeitpunkt schließlich auch den Blick der Täterin(nen) auf.

Skrupellose Seelenfänger

Für ihr Langfilmdebüt hat Mareike Engelhardt lange und aufwendig recherchiert. Sie hat mit zwei Expertinnen für weiblichen Dschihadismus zusammengearbeitet und im Vorfeld viele Interviews mit jungen Frauen geführt, die ein Haus wie das im Film gezeigte durchlaufen haben. Vor Beginn der Dreharbeiten hat sie zudem Treffen zwischen ihren Schauspielerinnen und betroffenen Frauen organisiert. All das verleiht dem fertigen Film eine beängstigende Mischung aus beinahe dokumentarischer Authentizität auf der einen Seite und inszenatorischer Intensität auf der anderen Seite. Dieses Drama geht unter die Haut, auch wenn die darin ausgeübte Gewalt bis auf wenige Ausnahmen nie explizit gezeigt wird.

An der Seite von Newcomerin Megan Northam brilliert Lubna Azabal ("Paradiese Now", "Die Frau, die singt", "Das Blau des Kaftans" u. a.). Deren Figur der harten Hausherrin ist von der 1961 geborenen marokkanischen Dschihadistin Fatiha Mejjati inspiriert. Azabal gibt ihre Antagonistin als undurchsichtige Figur, bei der im Dunkeln bleibt, wie viel von ihrem Fanatismus echte Überzeugung ist und wie viel davon lediglich skrupellose Profitgier. Denn wie in jedem Krieg gibt es auch in diesem nicht nur Überzeugungstäter, sondern auch Opportunistinnen.

Durch die Augen vieler Frauen

In dieser abgeschotteten Welt spielen die Männern, denen sich die Frauen später einmal unterwerfen werden, übrigens nur eine Nebenrolle, was in der Natur solcher "Frauenhäuser" liegt. Der Regisseurin war es "ein feministisches Anliegen, […] zu zeigen, dass Frauen genauso schuldig sein können wie Männer, da ich es für sehr wichtig halte, komplexe Frauenfiguren in ihrer ganzen Ambivalenz zu zeigen", so Engelhardt über ihren Film. Mit einem nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera starken weiblichen Team ist ihr das zweifelsohne gelungen.

Fazit: "Rabia – Der verlorene Traum" ist ein intensives Drama über eine Radikalisierung. Der Regisseurin Mareike Engelhardt ist ein erstaunlich reifes Langfilmdebüt geglückt, das unter die Haut geht, ohne die vom Dschihadismus ausgehende Gewalt als Schockmomente auszuschlachten. Versiert inszeniert und bravourös gespielt, gibt Engelhardt einen aufschlussreichen Einblick in die Mechanismen des Fundamentalismus.




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Zum Video: Rabia - Der verlorene Traum

Besetzung & Crew von "Rabia - Der verlorene Traum"

Land: Frankreich
Jahr: 2024
Genre: Drama
Originaltitel: Rabia
Länge: 95 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 23.01.2025
Regie: Mareike Engelhardt
Darsteller: Megan Northam, Lubna Azabal, Natacha Krief
Kamera: Agnès Godard
Verleih: Alpenrepublik GmbH Filmverleih

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