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Kneecap (2024)

Fette Beats aus Belfast: Regisseur Rich Peppiatt hat die Geschichte der nordirischen Band Kneecap mit Mut zur Fabulierlust verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
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Die Kumpels Naoise (Naoise Ó Cairealláin) und Liam (Liam Óg Ó Hannaidh) halten sich in Nordirlands Hauptstadt Belfast mit dem Verticken von Drogen über Wasser. Insgeheim träumen die zwei jedoch von einer Karriere als Musiker. Als Liam nach einer Partynacht auf dem Polizeirevier landet und sich während des Verhörs durch Detective Ellis (Josie Walker) weigert, Englisch zu sprechen, nimmt das Schicksal der beiden Freunde eine unerwartete Wendung. Denn als Übersetzer wird der Lehrer JJ (JJ Ó Dochartaigh) einbestellt.

Von seinem Job frustriert, ermutigt JJ Naoise und Liam dazu, ihre auf Irisch getexteten Lieder von ihm aufnehmen zu lassen. In seiner Garage hat der Irisch- und Musiklehrer ein kleines Tonstudio eingerichtet. In der von dem Trio gegründeten Hip-Hop-Band namens Kneecap steht JJ fortan an den Turntables und nennt sich DJ Próvai. Naoise rappt unter dem Künstlernamen Móglaí Bap, Liam als Mo Chara. Um seine Lehranstellung nicht zu verlieren, tritt DJ Próvai stets unkenntlich mit einer Sturmhaube auf. Die Probleme reichen bald aber noch weiter.

Die freizügigen, drogenverherrlichenden und politisch provokanten Texte der Gruppe torpedieren die Bestrebungen, Irisch als offizielle Sprache in Nordirland anerkennen zu lassen, wofür JJs Partnerin Caitlin (Fionnuala Flaherty) kämpft. Zudem bekommen es Naoise und Liam mit der Polizei und Paramilitärs zu tun, bevor Naoise von seiner eigenen Familiengeschichte eingeholt wird.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse5 / 5

"Kneecap": Explizite Lyrics

Ob ein Film zum Kultfilm avanciert, lässt sich unmöglich vorhersagen. Faktoren, die einen Film dazu prädestinieren, lassen sich aber durchaus bestimmen. Handelt ein Film von Drogen und setzt deren Konsum zudem auf einfallsreiche Weise um, stehen die Chancen nicht schlecht. Unzählige Beispiele von "Easy Rider" (1969) über Cheech & Chongs "Viel Rauch um nichts" (1978) bis "Fear and Loathing in Las Vegas" (1998) haben es vorgemacht. Handelt der Film darüber hinaus von Musik und kombiniert deren rauschhafte Wirkung mit der von Drogen, dann steigen die Chancen exponentiell. Spielt das Ganze dann auch noch in einem politischen Pulverfass wie Belfast, wo den Figuren ihre auf Irisch verfassten Texte jederzeit um die Ohren fliegen können, dann kann im Grunde nichts mehr schiefgehen.

Der neue Film des englischen Regisseurs Rich Peppiatt bringt all das mit und hat nicht nur das Zeug zum Kult-Klassiker. Er bietet auch eine gleichermaßen lustige wie lustvolle Verschränkung von Fakten und Fiktion von Wirklichkeit und deren künstlerischer Überhöhung.

Dichtung und Wahrheit

Das Hip-Hop-Trio Kneecap, um das die in schwindelerregenden Kamerafahrten und schnellen Schnitten festgehaltene Handlung kreist, gibt es wirklich. Mehr noch: Der Einfachheit halber spielt es sich gleich selbst – und legt dabei erstaunliches Schauspieltalent an den Tag. In dem von ihm selbst verfassten Drehbuch fügt Rich Peppiatt seiner Geschichte dreier Underdogs allerdings auch einiges hinzu. Schräge Ketamin-Trips dürfen darin ebenso wenig fehlen wie eine brüllend komische Bettgeschichte und die kuriose Karriere eines Kriminellen, für dessen Rolle kein Geringerer als Michael Fassbender gecastet wurde. Wie viel davon der Wahrheit entspricht und was hinzugedichtet ist, überlässt der Regisseur der Fantasie seines Publikums. Und dessen Fantasie wird allenthalben stimuliert, so vollgestopft ist dieser Film mit tollen Ideen.

Dieses Füllhorn an Kreativität ist denn auch die einzige Schwäche eines von der ersten bis zur letzten Sekunde unterhaltsamen Biopics. "Kneecap" ist bei Weitem nicht perfekt, kein wohltemperierter Song, sondern ein wild gesampelter Track, der sich freizügig in der Filmgeschichte bedient und große Vorbilder wie "Trainspotting" (1996), den anderen herausragenden britischen Drogenfilm, unverhohlen zitiert. Dabei ist "Kneecap" aber stets so dynamisch und anpeitschend, dass man gar nicht anders kann, als sich von der Story und ihrer Darbietung mitreißen zu lassen.

Fazit: Belfast einmal anders: Im brüllend komischen Biopic des englischen Regisseurs Rich Peppiatt ist die Hauptstadt Nordirlands weder als Hort des IRA-Terrors noch als nostalgisch verklärte Arbeiterstadt wie jüngst bei Kenneth Branagh zu sehen. Stattdessen präsentiert Peppiatt fette Beats, explizite Lyrics und schräge Ketamin-Trips in einem wilden Mix aus Dichtung und Wahrheit über das Hip-Hop-Trio Kneecap. Ein Musikfilm wie ein gut gesampelter Track: anspielungsreich, pulsierend und immer im Flow. Ein echter Hit!




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Besetzung & Crew von "Kneecap"

Land: Irland
Jahr: 2024
Genre: Drama, Komödie
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 30.01.2025
Regie: Rich Peppiatt
Darsteller: Móglaí Bap, Mo Chara, DJ Próvai, Josie Walker, Fionnuala Flaherty
Kamera: Ryan Kernaghan
Verleih: Atlas Film

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