Broke. Alone. A kinky love story (2024)
Deutsche Komödie von Regisseurin Anna Unterweger, in der die von Nora Islei gespielte Hauptfigur ihr Leben durch einen freizügigen neuen Job neu aufstellt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Für die Kunststudentin Sarah (Nora Islei) kommt es innerhalb kürzester Zeit immer dicker. Erst erwischt sie ihren Freund (John Förster) mit einer anderen im Bett, dann erfährt sie, dass er für die gemeinsame Wohnung seit einem halben Jahr keine Miete mehr gezahlt hat. Und während der Rauswurf aus dem geliebten Loft droht, erkrankt Sarah auch noch an Corona.
Weil ihr Vater (Gedeon Burkhard) Sarah kein Geld für die Mietschulden leihen will und sie in Selbstquarantäne die eigenen vier Wände nicht verlassen darf, muss ein Job her, der sich von zu Hause aus erledigen lässt und schnell viel Geld einbringt. Sarah wird Camgirl. Während sie online jede Menge schräge Typen mit den verschiedensten sexuellen Vorlieben kennenlernt, leisten ihre beste Freundin Mila (Pauline Afaja) und deren Bruder Tim (Julian Bloedorn) mit Videoanrufen moralischen Beistand.
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Filmkritik
"Broke. Alone. A kinky love story": Keckes Camgirl
Für seine Freizügigkeit ist das deutsche Kino nicht gerade bekannt. Oft sind es kleine Produktionen von unabhängigen Filmschaffenden, die den Sex offen zur Schau stellen. Regisseur Roland Reber (1954–2022) kommt einem in den Sinn, der in Berlin lebende Kanadier Bruce La Bruce ("Die Misandristinnen" u. a.) oder RP Kahl mit Werken wie "Bedways" (2010) und "A Thought of Ecstasy" (2017). Doch das Spiel mit dem Erotischen geht darin meist daneben, weil es viel zu formelhaft bleibt und angestaubt wirkt.
Etwas frischen Wind brachte Susanne Heinrich mit ihrem Langfilmdebüt "Das melancholische Mädchen" (2019) ins Genre. Sie bewies, dass Bettgeschichten gleichermaßen sexy, klug und witzig auf die Leinwand geworfen werden können. Allerdings war ihr Erstlingswerk viel zu verkopft. Umso erfreulicher, dass nun ein Film in die Kinos kommt, dem der Spagat zwischen Erotik und Unterhaltung glückt: der in Norddeutschland gedrehte "Broke. Alone. A kinky love story" der österreichischen Regisseurin Anna Unterweger.
Ein Wirbelwind als Hauptfigur, an die man andocken kann
Das Timing hätte ein wenig besser sein können. Denn obwohl zum Kinostart am 19. September 2024 die kalte Jahreszeit vor der Tür steht und die Corona-Erkrankungen garantiert steigen werden, spielt das Thema selbst, mehr als vier Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie, gesellschaftlich immer weniger eine Rolle. Die Erinnerungen an nächtliche Ausgangssperren, Quarantäne und ein Leben im Homeoffice dürften aber noch so frisch sein, dass das Kinopublikum mühelos an die Situation der Protagonistin andocken kann.
Anna Unterweger gibt mit "Broke. Alone." ihr Langfilmdebüt als Regisseurin und ist dafür eigens von Salzburg nach Schleswig-Holstein gezogen, wo gedreht wurde. Von den Produzenten des Films wurde Unterweger gecastet und lag mit ihnen sofort auf einer Wellenlänge: "Wir haben uns kennengelernt, und es hat sofort gefunkt, es hat sofort gepasst", erinnert sie sich. Eine Aussage, die sich ebenso auf die Hauptdarstellerin übertragen lässt. Wie ihre Regisseurin ist auch "Castingwunder" (O-Ton: Unterweger) Nora Islei eine Debütantin und eine Entdeckung. Es funkt umgehend zwischen Islei und dem Kinopublikum. Was denn auch kleinere erzählerische und schauspielerische Schwächen wettmacht.
Sympathisch, unterhaltsam, alles andere als alltäglich
Das von Frank Buckel, Michael Lütje und Produzent Hauke Schlichtung verfasste Drehbuch steckt voller kleiner, toller Ideen. Das fängt damit an, dass Sarah ausgerechnet deshalb auf die Idee kommt, ein Camgirl zu werden, weil ihr nichtsnutziger Freund die Kohle für die Miete für einen Camgirl-Service zum Fenster rausgeschmissen hat. Und es endet mit einer Szene, die die große Liebesgeste, die obligatorisch am Schluss so vieler romantischer Komödien steht, genüsslich gegen den Strich bürstet. Nicht alles in der Handlung funktioniert so gut wie diese zwei Beispiele und nicht jeder aus dem Ensemble spielt auf demselben Niveau. Angesichts der ausgelassenen Grundstimmung, zu der unter anderem die kunterbunte Farbgebung der Sets und die von Mousse T. verantwortete Musik sowie der von ihm ausgewählte Song "The Ick" der schwedischen Sängerin SVEA beitragen, fällt das aber nicht so sehr ins Gewicht.
"Broke. Alone." ist ein lustiger, lebensfroher Film, der sich für einen positiven Umgang mit dem eigenen Körper und mit Sex starkmacht. Als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Berufsbild des Camgirls sollte man ihn freilich nicht begreifen und so ist er auch gar nicht gemeint. In seiner frohen Botschaft, die Vielfalt im Bett zu feiern und überkommene Vorstellungen von Macht und Männlichkeit zu überdenken, erinnert er vielmehr an vergleichbare Komödien wie "Der kleine Tod" (2014) oder "Das reinste Vergnügen" (2023; beide übrigens aus Australien) als an die dunklen Wendungen, die das Leben eines Camgirls in Filmen wie beispielsweise "PVT CHAT" (2020) nimmt.
Die Regisseurin bringt es selbst auf den Punkt: "Ich wollte einen sympathischen Film machen, der das Publikum abholt. Ich wollte intelligent unterhalten und einen Film machen, der nicht alltäglich ist." Das ist ihr gelungen.
Fazit: Mit "Broke. Alone. A kinky love story" gelingt der Regisseurin Anna Unterweger der Spagat zwischen erotischem Liebesfilm und amüsanter Gesellschaftssatire. Eine ausgelassene Grundstimmung und eine phänomenal aufspielende Hauptdarstellerin machen dieses Debüt zu einem charmanten Plädoyer für einen unverklemmteren Umgang mit der schönsten Nebensache der Welt.
Für seine Freizügigkeit ist das deutsche Kino nicht gerade bekannt. Oft sind es kleine Produktionen von unabhängigen Filmschaffenden, die den Sex offen zur Schau stellen. Regisseur Roland Reber (1954–2022) kommt einem in den Sinn, der in Berlin lebende Kanadier Bruce La Bruce ("Die Misandristinnen" u. a.) oder RP Kahl mit Werken wie "Bedways" (2010) und "A Thought of Ecstasy" (2017). Doch das Spiel mit dem Erotischen geht darin meist daneben, weil es viel zu formelhaft bleibt und angestaubt wirkt.
Etwas frischen Wind brachte Susanne Heinrich mit ihrem Langfilmdebüt "Das melancholische Mädchen" (2019) ins Genre. Sie bewies, dass Bettgeschichten gleichermaßen sexy, klug und witzig auf die Leinwand geworfen werden können. Allerdings war ihr Erstlingswerk viel zu verkopft. Umso erfreulicher, dass nun ein Film in die Kinos kommt, dem der Spagat zwischen Erotik und Unterhaltung glückt: der in Norddeutschland gedrehte "Broke. Alone. A kinky love story" der österreichischen Regisseurin Anna Unterweger.
Ein Wirbelwind als Hauptfigur, an die man andocken kann
Das Timing hätte ein wenig besser sein können. Denn obwohl zum Kinostart am 19. September 2024 die kalte Jahreszeit vor der Tür steht und die Corona-Erkrankungen garantiert steigen werden, spielt das Thema selbst, mehr als vier Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie, gesellschaftlich immer weniger eine Rolle. Die Erinnerungen an nächtliche Ausgangssperren, Quarantäne und ein Leben im Homeoffice dürften aber noch so frisch sein, dass das Kinopublikum mühelos an die Situation der Protagonistin andocken kann.
Anna Unterweger gibt mit "Broke. Alone." ihr Langfilmdebüt als Regisseurin und ist dafür eigens von Salzburg nach Schleswig-Holstein gezogen, wo gedreht wurde. Von den Produzenten des Films wurde Unterweger gecastet und lag mit ihnen sofort auf einer Wellenlänge: "Wir haben uns kennengelernt, und es hat sofort gefunkt, es hat sofort gepasst", erinnert sie sich. Eine Aussage, die sich ebenso auf die Hauptdarstellerin übertragen lässt. Wie ihre Regisseurin ist auch "Castingwunder" (O-Ton: Unterweger) Nora Islei eine Debütantin und eine Entdeckung. Es funkt umgehend zwischen Islei und dem Kinopublikum. Was denn auch kleinere erzählerische und schauspielerische Schwächen wettmacht.
Sympathisch, unterhaltsam, alles andere als alltäglich
Das von Frank Buckel, Michael Lütje und Produzent Hauke Schlichtung verfasste Drehbuch steckt voller kleiner, toller Ideen. Das fängt damit an, dass Sarah ausgerechnet deshalb auf die Idee kommt, ein Camgirl zu werden, weil ihr nichtsnutziger Freund die Kohle für die Miete für einen Camgirl-Service zum Fenster rausgeschmissen hat. Und es endet mit einer Szene, die die große Liebesgeste, die obligatorisch am Schluss so vieler romantischer Komödien steht, genüsslich gegen den Strich bürstet. Nicht alles in der Handlung funktioniert so gut wie diese zwei Beispiele und nicht jeder aus dem Ensemble spielt auf demselben Niveau. Angesichts der ausgelassenen Grundstimmung, zu der unter anderem die kunterbunte Farbgebung der Sets und die von Mousse T. verantwortete Musik sowie der von ihm ausgewählte Song "The Ick" der schwedischen Sängerin SVEA beitragen, fällt das aber nicht so sehr ins Gewicht.
"Broke. Alone." ist ein lustiger, lebensfroher Film, der sich für einen positiven Umgang mit dem eigenen Körper und mit Sex starkmacht. Als ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Berufsbild des Camgirls sollte man ihn freilich nicht begreifen und so ist er auch gar nicht gemeint. In seiner frohen Botschaft, die Vielfalt im Bett zu feiern und überkommene Vorstellungen von Macht und Männlichkeit zu überdenken, erinnert er vielmehr an vergleichbare Komödien wie "Der kleine Tod" (2014) oder "Das reinste Vergnügen" (2023; beide übrigens aus Australien) als an die dunklen Wendungen, die das Leben eines Camgirls in Filmen wie beispielsweise "PVT CHAT" (2020) nimmt.
Die Regisseurin bringt es selbst auf den Punkt: "Ich wollte einen sympathischen Film machen, der das Publikum abholt. Ich wollte intelligent unterhalten und einen Film machen, der nicht alltäglich ist." Das ist ihr gelungen.
Fazit: Mit "Broke. Alone. A kinky love story" gelingt der Regisseurin Anna Unterweger der Spagat zwischen erotischem Liebesfilm und amüsanter Gesellschaftssatire. Eine ausgelassene Grundstimmung und eine phänomenal aufspielende Hauptdarstellerin machen dieses Debüt zu einem charmanten Plädoyer für einen unverklemmteren Umgang mit der schönsten Nebensache der Welt.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Broke. Alone. A kinky love story"
Land: DeutschlandWeitere Titel: How to pay your bills in quarantine
Jahr: 2024
Genre: Komödie
Kinostart: 19.09.2024
Regie: Anna Unterweger
Darsteller: Gedeon Burkhard als Vater, Luna Schweiger als Helga Schnabel, Aische Pervers als Alicia Secret, Guido Broscheit als Buerohengst69, Tim Wilde als Henry Tempel
Kamera: Jakob Creutzburg
Verleih: Filmwelt, take25 Pictures