Dahomey (2024)
Dokumentarfilm von Mati Diop über die Rückgabe von 26 in der französischen Kolonialzeit geraubten Kunstgegenständen an die Republik Benin.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Im November 2021 werden in einem Pariser Museum 26 alte Kunst- und Kultgegenstände für den Transport in die afrikanische Republik Benin verpackt. Sie wurden wie Tausende andere Artefakte Ende des 19. Jahrhunderts von den französischen Kolonialherren aus dem Königreich Dahomey verschleppt. Die Skulpturen verschiedener Könige, von Tierwesen mit menschlichen Zügen, verzierte Metallgegenstände mit kultischer Bedeutung stammen aus dem königlichen Schatz des besetzten Reichs.
In Kisten werden sie nach Cotonou ausgeflogen und in den Präsidentenpalast gebracht. Dort dürfen erst politische Vertreter*innen und Würdenträger*innen, später auch sonstige Interessierte die ausgestellten Objekte besichtigen. An der Universität Abomey-Calavi debattieren Studierende über die Bedeutung der Restitution und der Artefakte selbst für das kulturelle Selbstbewusstsein der Bevölkerung.
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Filmkritik
"Dahomey“: Die Rückkehr geraubter Schätze
Ein menschliches Wesen mit einem Tierkopf, ein auf zwei Beinen stehender Fisch mit ausgestreckten Armen und 24 weitere Kunstobjekte aus dem königlichen Schatz von Dahomey verlassen Paris. Dahomey gibt es nicht mehr, es lag vor der kolonialen Besatzung durch Frankreich im Süden der heutigen Republik Benin. Frankreich hat Ende 2021 mit der Restitution von Raubkunst nach Benin begonnen. Der mit dem Goldenen Bären der Berlinale 2024 ausgezeichnete Dokumentarfilm "Dahomey“ der Regisseurin Mati Diop ("Atlantique“) schildert den Transport in die Stadt Cotonou, wo die Artefakte auf großes Interesse stoßen.
Eine Reise aus der Dunkelheit Fast 130 Jahre sind vergangen, seit die Skulptur des Königs Gezo aus ihrer Heimat entführt wurde. In diesem Film bekommt das Objekt mit der Nummer 26 eine Stimme, die künstlich verfremdet aus dem Off erklingt, gedämpft von Raum und Zeit. In poetischer Sprache sinniert sie über die Möglichkeit, ihre Seele wiederzufinden in einer Welt, die sich verändert hat.
Im Präsidentenpalast von Cotonou schildert ein Kurator die Bedeutung und den Zustand der Artefakte vor Publikum. Einige Gegenstände sind königliche Machtsymbole, weisen den jeweiligen Herrschern Kräfte zu, wie sie Haie und andere starke Tiere besitzen. Das Publikum vernimmt, vielleicht zum ersten Mal, welche Traditionen sich in diesen Kunstobjekten ausdrücken. In wenigen Szenen, die zu den bewegendsten des Film gehören, sieht man Ausstellungsbesucher*innen wie zum Beispiel einen kleinen Jungen andächtig die frisch entdeckten Schätze auf sich wirken lassen. Eine Tür zu ungeahnten Wurzeln kulturellen Reichtums öffnet sich. Diops nur 68 Minuten langem Film reichen ein paar Eindrücke, um klarzumachen, wie bedeutsam eine solche Wiederentdeckung des kulturellen Erbes für afrikanische Gesellschaften ist.
Hitzige Debatte an der Uni
Diop veranlasste für den Film eine Diskussionsrunde an der Universität, für die sie Studierende mit unterschiedlichen Standpunkten auswählen ließ. Die lebhafte Debatte zeigt, dass die Restitution auch Wunden aufreißt. Warum, so fragen manche, sind nur 26 von 7000 Gegenständen zurückgekehrt, wie groß, fragen andere, ist in Wirklichkeit die Entfremdung der heutigen Bevölkerung von der eigenen Kultur, die der Kolonialismus bewirkt hat? Der Wind bewegt den Vorhang im Palast, die Nacht senkt sich über die Außenanlagen. Die Seele des Objekts mit der Nummer 26 erkundet das Gelände, tastet sich an Vertrautes heran, stellt fest, dass sie nie weg gewesen war.
Fazit: Die Ära der Kolonialherrschaft in Afrika ist lange zu Ende, die Rückgabe geraubter Kunstgegenstände kommt zögerlich in Gang. Die Regisseurin Mati Diop begleitet in diesem mit poetisch-fiktionalen Elementen angereicherten Dokumentarfilm die Rückkehr von 26 Objekten aus einem Pariser Museum ins heutige Benin. Die Skulpturen und rituellen Gegenstände aus dem königlichen Schatz des Reichs Dahomey werden mit Ehrfurcht und großer Freude in Empfang genommen und ausgestellt. Bewegende Szenen halten fest, wie sich Menschen ihrer kulturellen Wurzeln bewusst werden.
Ein menschliches Wesen mit einem Tierkopf, ein auf zwei Beinen stehender Fisch mit ausgestreckten Armen und 24 weitere Kunstobjekte aus dem königlichen Schatz von Dahomey verlassen Paris. Dahomey gibt es nicht mehr, es lag vor der kolonialen Besatzung durch Frankreich im Süden der heutigen Republik Benin. Frankreich hat Ende 2021 mit der Restitution von Raubkunst nach Benin begonnen. Der mit dem Goldenen Bären der Berlinale 2024 ausgezeichnete Dokumentarfilm "Dahomey“ der Regisseurin Mati Diop ("Atlantique“) schildert den Transport in die Stadt Cotonou, wo die Artefakte auf großes Interesse stoßen.
Eine Reise aus der Dunkelheit Fast 130 Jahre sind vergangen, seit die Skulptur des Königs Gezo aus ihrer Heimat entführt wurde. In diesem Film bekommt das Objekt mit der Nummer 26 eine Stimme, die künstlich verfremdet aus dem Off erklingt, gedämpft von Raum und Zeit. In poetischer Sprache sinniert sie über die Möglichkeit, ihre Seele wiederzufinden in einer Welt, die sich verändert hat.
Im Präsidentenpalast von Cotonou schildert ein Kurator die Bedeutung und den Zustand der Artefakte vor Publikum. Einige Gegenstände sind königliche Machtsymbole, weisen den jeweiligen Herrschern Kräfte zu, wie sie Haie und andere starke Tiere besitzen. Das Publikum vernimmt, vielleicht zum ersten Mal, welche Traditionen sich in diesen Kunstobjekten ausdrücken. In wenigen Szenen, die zu den bewegendsten des Film gehören, sieht man Ausstellungsbesucher*innen wie zum Beispiel einen kleinen Jungen andächtig die frisch entdeckten Schätze auf sich wirken lassen. Eine Tür zu ungeahnten Wurzeln kulturellen Reichtums öffnet sich. Diops nur 68 Minuten langem Film reichen ein paar Eindrücke, um klarzumachen, wie bedeutsam eine solche Wiederentdeckung des kulturellen Erbes für afrikanische Gesellschaften ist.
Hitzige Debatte an der Uni
Diop veranlasste für den Film eine Diskussionsrunde an der Universität, für die sie Studierende mit unterschiedlichen Standpunkten auswählen ließ. Die lebhafte Debatte zeigt, dass die Restitution auch Wunden aufreißt. Warum, so fragen manche, sind nur 26 von 7000 Gegenständen zurückgekehrt, wie groß, fragen andere, ist in Wirklichkeit die Entfremdung der heutigen Bevölkerung von der eigenen Kultur, die der Kolonialismus bewirkt hat? Der Wind bewegt den Vorhang im Palast, die Nacht senkt sich über die Außenanlagen. Die Seele des Objekts mit der Nummer 26 erkundet das Gelände, tastet sich an Vertrautes heran, stellt fest, dass sie nie weg gewesen war.
Fazit: Die Ära der Kolonialherrschaft in Afrika ist lange zu Ende, die Rückgabe geraubter Kunstgegenstände kommt zögerlich in Gang. Die Regisseurin Mati Diop begleitet in diesem mit poetisch-fiktionalen Elementen angereicherten Dokumentarfilm die Rückkehr von 26 Objekten aus einem Pariser Museum ins heutige Benin. Die Skulpturen und rituellen Gegenstände aus dem königlichen Schatz des Reichs Dahomey werden mit Ehrfurcht und großer Freude in Empfang genommen und ausgestellt. Bewegende Szenen halten fest, wie sich Menschen ihrer kulturellen Wurzeln bewusst werden.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Dahomey"
Land: Frankreich, Senegal, BeninJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Kinostart: 24.10.2024
Regie: Mati Diop
Darsteller: Gildas Adannou, Habib Ahandessi, Joséa Guedje
Kamera: Joséphine Drouin-Viallard
Verleih: MUBI
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