Flight Risk (2024)

Selbst wenn man den Zugang vertritt, ein Werk ist von seinem Autor zu trennen, kommt man bei der Personalie Mel Gibson um eine einordnende Kontextualisierung nicht umhin: Nachdem sich der Schauspieler und Regisseur Mitte des letzten Jahrzehnts in Hollywood weitgehend rehabilitieren konnte, fiel er gerade in den letzten Monaten immer wieder durch verstörende Aussagen auf.

2024 empfahl er Donald Trump für die US-Wahl, seine Gegnerin Kamala Harris hätte "den IQ eines Zaunpfosten“, so Gibson. Im Zuge der kalifornischen Wildfeuer die auch sein Anwesen zerstörten, startete Gibson einen Feldzug gegen den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom und die Bürgermeisterin von LA. Und vor einigen Wochen gab er in Trump-Fanboy Joe Rogans Talkshow gefährliche Verschwörungstheorien zum Besten, wonach das Entwurmungsmittel Ivermectin Krebs heilen könne.

Wem angesichts von Gibsons neuesten Eskapaden die Lust vergangen ist, sich weiter mit seinem Werk zu befassen, dem kann man das wohl kaum zum Vorwurf machen. Wer Werk von Autor trennen kann, kann sich "Flight Risk“ natürlich trotzdem zu Gemüte führen und eine objektive Betrachtung des "Films als Film" versuchen.

Kurz zusammengefasst: "Flight Risk" ist eine Enttäuschung, vor allem wenn man mit dem Oeuvre von Gibson, dem Regisseur vertraut ist. Die Inhaltsangabe klingt wie ein simpler, reichlich dünner B-Movie-Plot - und ist auch genau das: Wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass Gibsons andere Filme durchwegs bombastische Epen waren, die zu einem Gutteil von ihrer Megalomanie (und jener ihres Machers) lebten ("Braveheart", "Die Passion Christi“, "Apocalypto“), wird "Flight Risk“ gerade Fans der älteren Gibson-Filme enttäuschen. Ihm fehlt jeglicher Anspruch an sich selbst, zudem sieht er teils recht billig produziert aus – und kommt so nie über den Status eines bestenfalls mittelmäßigen B-Movies hinaus. Ihn unterscheidet nichts von tausenden direct to video-Releases, außer vielleicht die prominente Besetzung.

Die kann aber auch nur bedingt überzeugen. Am besten macht ihre Sache noch die Britin Michelle Dockery, bekannt aus "Downtown Abbey“. Topher Grace als nerviger Kronzeuge spielt solide, ohne zu glänzen. Mark Wahlberg hingegen ist das wahre Lowlight von "Flight Risk“, der hier wohl die schlechteste Leistung seiner Karriere hinlegt. Nicht nur irritiert die Optik der billig aufgeklebten Glatze, sondern auch sein erratisches Overacting, für das gilt: "so bad it’s really bad“.

Fazit: Trotz seines manischen Verves entgeht Mel Gibsons neues Werk nur knapp dem Totalabsturz. Manch gute Ansätze werden durch die Schlampigkeit von Drehbuch und Inszenierung zunichte gemacht, sodass am Ende ein bestenfalls mittelmäßiges B-Movie bleibt, von denen es tausende ähnliche gibt.