Power of Love (2023)

"Power of Love“: Wie soll Beziehung gehen?

Ein junges, verliebtes Paar probt das Zusammenleben. Beim Sex lieben die Finnin Saara und ihr aus Berlin zu ihr gezogener Freund Robert das fantasievolle Spiel mit Dominanz und Unterwerfung. Im sonstigen Umgang aber legen sie Wert auf eine tolerante Haltung und Gleichberechtigung. Auf einem Trip in die einsame Naturlandschaft der Schären mehren sich die Anzeichen, dass die beiden weniger gut zusammenpassen, als sie dachten. Der Regisseur und Drehbuchautor Jonas Rothlaender ("Fado“) lässt in seinem zweiten Spielfilm "Power of Love“ zwei Menschen an ihren eigenen Ansprüchen scheitern.

Erotische Machtspiele

Die erotischen Spiele sind spannend inszeniert. Dabei wird die Leidenschaft, die Saara und Robert verbindet, deutlich spürbar. Oft bleibt es eine Weile unklar, ob die beiden gerade spielen oder nicht doch einen realen Kampf anzetteln. Wenn die eine Nein sagt, macht der andere trotzdem weiter. Immer wieder finden beide aus diesem Muster nach dem Sex wieder heraus und gehen zärtlich und respektvoll miteinander um. Aber Saara provoziert einen hässlichen Streit mit ihrer Mutter, indem sie Robert anweist, sie herumzukommandieren. Es deutet sich an, dass Saara alte Probleme mit sich herumschleppt. Ist sie wirklich bereit, Roberts Wünsche, eine Familie zu gründen und der Hausmann zu sein, zu akzeptieren? Kann er ihr Angebot annehmen, für beide zu arbeiten, damit es mit seiner Doktorarbeit klappt?

Sich lauernd umkreisen

Das Drama entwickelt Suspense-Spannung, während sich das Paar lauernd umkreist. Nicola Perot spielt einen undurchsichtigen, widersprüchlichen Charakter, Saara Kotkaniemis Figur wirkt oft lustvoll verschmitzt, erweist sich aber als weniger zugewandt, als es den Anschein hatte. Nur aus Verliebtheit eine Partnerschaft aufzubauen ist plötzlich schwierig, denn beide bringen unausgesprochene und sogar unbewusste Vorstellungen mit, wie der perfekte Mann, die perfekte Frau sein sollen.

Krise in der Wildnis

Die Landschaft mit den Kiefernwäldern und den flachen Felsen am Ufer, das Holzhacken vor der Hütte beschwören atmosphärisch Freiheit, Abenteuer und Ursprünglichkeit herauf. Saara und Robert lieben sich im Wald, sonnen sich nackt auf den Steinen. Im Dialog kommen sie sich nicht näher und flüchten sich erneut in Sex mit dem üblichen Machtspiel. Man merkt es zunächst kaum, als dabei eines Tages etwas aus dem Ruder läuft. Rothlaenders interessantes Drama beantwortet nicht alle Fragen, sondern regt zum Nachdenken an.

Fazit: Ein junges Liebespaar will zusammenwachsen und in die gemeinsame Zukunft starten. In Jonas Rothlaenders spannendem Drama aber fällt es beiden Charakteren weniger leicht als gedacht, von den erotischen Machtspielen zu einem offenen Dialog auf Augenhöhe umzuschwenken. Im Urlaub in der Wildnis der finnischen Schärenlandschaft mehren sich die Unstimmigkeiten. Der anspruchsvolle Wunsch, eine gleichberechtigte Partnerschaft aufzubauen, droht dem Paar vollends zu entgleiten.