Jenseits von Schuld (2024)
Dokumentarfilm: Ein Ehepaar zieht den gemeinsamen Sohn auf – der später zu einem Serienmörder wird.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Ulla und Didi H. führten einst ein beschaulich wirkendes Leben mit ihrem 1976 geborenen Sohn Niels in Wilhelmshaven. Ulla arbeitete als Rechtsanwaltsfachangestellte; ihr Mann Didi war als Krankenpfleger tätig.
Später schlug Niels den Beruf des Vaters ein. Im Sommer 2005 wurde er jedoch während seiner Schicht bei einem Mordversuch an einem Patienten auf frischer Tat ertappt und in Untersuchungshaft genommen. Die Ermittlungen ergaben, dass Niels für mehrere Hundert Morde zwischen 1999 und 2005 in zwei Krankenhäusern verantwortlich sein könnte. 87 Taten konnten ihm letztlich nachgewiesen werden.
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Filmkritik
"Jenseits von Schuld": Unser Sohn, der Mörder
True-Crime-Formate sind seit längerer Zeit überaus beliebt – egal, ob in Film-, Serien-, Buch- oder Podcast-Form. In einigen (wenigen) Fällen mag dabei eine empathische Aufarbeitung des Themas gelingen; zumeist geht es indes schlichtweg darum, reale Verbrechen zu Unterhaltungszwecken auszubeuten.
Auch der Fall, der im Dokumentarfilm "Jenseits von Schuld" behandelt wird, diente bereits als Basis für zwei billige Schock-Reportagen im Auftrag privater Streaming-Anbieter mit reißerischen Titeln und Cliffhanger-Dramaturgien. Das Regieduo Katharina Köster und Katrin Nemec ist jedoch nicht an solchen Mechanismen interessiert.
"Dann bricht 'ne Welt zusammen…"
Das Werk befasst sich nicht mit dem Täter, der im Film (als erwachsene Person) nicht zu sehen oder zu hören ist, sondern mit dessen Eltern. Mit ihrem Kameramann Tobias Tempel begleiten Köster und Nemec das ältere Ehepaar Ulla und Didi H., dessen Sohn ein verurteilter Mörder in 87 nachgewiesenen (und mutmaßlich noch weit mehr als 100 weiteren) Fällen ist.
Wie es möglich ist, als Elternteil mit dem Wissen zu leben, dass das eigene Kind solche Taten verübt hat – darauf kann "Jenseits von Schuld" selbstverständlich keine eindeutigen Antworten geben. Der Film schaut jedoch genau hin, um die Lebenssituation der Eltern einzufangen – ohne darüber zu urteilen.
Zu Beginn kommen Fotos und Videoaufnahmen aus der Vergangenheit zum Einsatz. Dabei geht es nicht um eine investigative Spurensuche, um über die Ursachen für das spätere Verhalten des Sohnes zu spekulieren. Vielmehr geht es darum, das Leben zu zeigen, das Ulla und Didi in gewisser Weise verloren haben.
In Talking-Head-Shots werden die beiden interviewt; zuweilen sind Fragen aus dem Off zu vernehmen. "Der bereut das", meint Ulla an einer Stelle. Die Taten des Sohnes werden aber nie entschuldigt oder relativiert. Wir sehen das Ehepaar im Juist-Urlaub, beim Versuch, so etwas wie Normalität zu spüren. Und doch ist klar, dass es diese nie wieder geben wird.
Fazit: Ein Dokumentarfilm über die Auswirkungen einer Mordserie auf die Eltern des Täters – ohne Sensationalismus oder Voyeurismus.
True-Crime-Formate sind seit längerer Zeit überaus beliebt – egal, ob in Film-, Serien-, Buch- oder Podcast-Form. In einigen (wenigen) Fällen mag dabei eine empathische Aufarbeitung des Themas gelingen; zumeist geht es indes schlichtweg darum, reale Verbrechen zu Unterhaltungszwecken auszubeuten.
Auch der Fall, der im Dokumentarfilm "Jenseits von Schuld" behandelt wird, diente bereits als Basis für zwei billige Schock-Reportagen im Auftrag privater Streaming-Anbieter mit reißerischen Titeln und Cliffhanger-Dramaturgien. Das Regieduo Katharina Köster und Katrin Nemec ist jedoch nicht an solchen Mechanismen interessiert.
"Dann bricht 'ne Welt zusammen…"
Das Werk befasst sich nicht mit dem Täter, der im Film (als erwachsene Person) nicht zu sehen oder zu hören ist, sondern mit dessen Eltern. Mit ihrem Kameramann Tobias Tempel begleiten Köster und Nemec das ältere Ehepaar Ulla und Didi H., dessen Sohn ein verurteilter Mörder in 87 nachgewiesenen (und mutmaßlich noch weit mehr als 100 weiteren) Fällen ist.
Wie es möglich ist, als Elternteil mit dem Wissen zu leben, dass das eigene Kind solche Taten verübt hat – darauf kann "Jenseits von Schuld" selbstverständlich keine eindeutigen Antworten geben. Der Film schaut jedoch genau hin, um die Lebenssituation der Eltern einzufangen – ohne darüber zu urteilen.
Zu Beginn kommen Fotos und Videoaufnahmen aus der Vergangenheit zum Einsatz. Dabei geht es nicht um eine investigative Spurensuche, um über die Ursachen für das spätere Verhalten des Sohnes zu spekulieren. Vielmehr geht es darum, das Leben zu zeigen, das Ulla und Didi in gewisser Weise verloren haben.
In Talking-Head-Shots werden die beiden interviewt; zuweilen sind Fragen aus dem Off zu vernehmen. "Der bereut das", meint Ulla an einer Stelle. Die Taten des Sohnes werden aber nie entschuldigt oder relativiert. Wir sehen das Ehepaar im Juist-Urlaub, beim Versuch, so etwas wie Normalität zu spüren. Und doch ist klar, dass es diese nie wieder geben wird.
Fazit: Ein Dokumentarfilm über die Auswirkungen einer Mordserie auf die Eltern des Täters – ohne Sensationalismus oder Voyeurismus.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Jenseits von Schuld"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 79 Minuten
Kinostart: 19.09.2024
Regie: Katharina Köster, Katrin Nemec
Kamera: Tobias Tempel
Verleih: Real Fiction