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Alles nur Theater? (2023)

Grazie ragazzi

Italienische Tragikomödie, in der ein abgehalfterter Schauspieler mit Häftlingen Samuel Becketts "Warten auf Godot" inszeniert.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Einst stand Antonio (Antonio Albanese) an der Seite seines Freundes Michele (Fabrizio Bentivoglio) in Samuel Becketts "Warten auf Godot" auf der Bühne. Doch während Michele zum Theaterdirektor aufgestiegen ist, hat Antonio seine besten Tage als Schauspieler hinter sich. Um die Miete für seine vom Flug- und Bahnlärm durchgerüttelte Bruchbude aufbringen zu können, verdingt er sich als Synchronsprecher für Pornofilme. Dann ergibt sich dank Micheles Vermittlung eine unerwartete berufliche Gelegenheit.

Widerwillig übernimmt Antonio die Leitung eines Theaterworkshops in einem Gefängnis. Von dessen Direktorin Laura (Sonia Bergamasco) skeptisch beäugt, bringt er den Insassen Aziz (Giacomo Ferrara), Christan (Gerhard Koloneci), Damiano (Andrea Lattanzi) und Mignolo (Giorgio Montanini) sein Handwerk näher, während der zum Putzdienst eingeteilte Radu (Bogdan Iordachiou) das Geschehen neugierig verfolgt. Bei einem ersten Auftritt vor Mitgefangenen bringt die Truppe eine einstudierte Tierfabel auf die Bühne. Doch schnell wollen Antonio und seine Schützlinge mehr.

Antonio setzt "Warten auf Godot" auf den Spielplan, schlägt bei Michele eine Aufführung in dessen Theater heraus und zieht die Gefängnisdirektorin mit seinem gewagten Vorhaben auf seine Seite. Harte Proben stehen an, bei denen allerlei schiefläuft und Christian von seinem Mitgefangenen Diego (Vinicio Marchioni) aus seiner Hauptrolle gedrängt wird.

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Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Alles nur Theater?": Mach's noch einmal Sam!

Ein beliebter Vorwurf an Hollywood lautet, dass der Traumfabrik außer Prequels, Sequels, Reboots und Remakes nichts mehr einfalle. Dabei ist dieses marktwirtschaftliche Kalkül selbstredend nicht auf die amerikanische Filmbranche beschränkt. Auch in Europa grassiert seit geraumer Zeit ein Remake-Fieber – und nimmt mitunter absurde Auswüchse an.

Als Paradebeispiel kann der Film "Das perfekte Geheimnis" (2019) von Bora Dagtekin, dem Regisseur der Erfolgstrilogie "Fack ju Göhte" (2012–2017), dienen. Während es sich bei letztgenannter Pennälerkomödie um einen Originalstoff handelt, der wiederum selbst ein mexikanisches und ein polnisches Remake erfahren hat, beruht die erstgenannte Komödie über einen eskalierenden Pärchenabend auf dem italienischen Film "Perfetti Sconosciuti" aus dem Jahr 2016. Bis heute wurde er sage und schreibe in 25 (!) Ländern rund um den Globus neu aufgelegt; in Europa neben Deutschland unter anderem in Frankreich, Spanien, Griechenland, Dänemark, Norwegen und Island.

Ganz so weit hat es der Stoff, der "Alles nur Theater?" zugrunde liegt, noch nicht gebracht. Vorstellbar wäre es aber. Denn die wahre Geschichte, auf der die Handlung lose basiert, ist wie für die große Leinwand gemacht. Zum ersten Mal wurde sie 2020 durch den französischen Filmemacher Emmanuel Courcol fürs Kino umgesetzt. Aufgrund der Covid-19-Pandemie kam seine Tragikomödie "Ein Triumph" allerdings erst im Dezember 2022 in die deutschen Kinos. Mit "Alles nur Theater?" aus dem Jahr 2023 folgt nun das italienische Remake von Regisseur Riccardo Milani.

Perfekte Vorlage, absurde Lebenslagen, schöne Momente

Ein treffenderes Bühnenstück als "Warten auf Godot" dürfte es für Häftlinge kaum geben. Schließlich besteht ihr Alltag aus nichts anderem als Warten. Das sah auch der schwedische Schauspieler und Regisseur Jan Jönson so, als er diesen wohl berühmtesten Vertreter des absurden Theaters 1985 mit Insassen eines Hochsicherheitsgefängnisses inszenierte. Was danach passierte, hätte sich dessen Schöpfer Samuel Beckett (1906–1989) nicht besser ausdenken können. Mehr noch: Der irische Dramatiker soll, als er von dem Vorfall (der an dieser Stelle freilich nicht gespoilert wird) mitbekommen hat, gesagt haben, dass es das Schönste sei, was seinem Stück hätte passieren können.

Wie schon Emmanuel Courcol versetzt auch Riccardo Milani die Geschichte aus den 1980ern in unsere Gegenwart. Sein Hauptdarsteller Antonio Albanese sieht Kad Merad, dem Hauptdarsteller aus "Ein Triumph", zum Verwechseln ähnlich. Und doch ist Milanis Film mehr als eine bloße Kopie. Gemeinsam mit seinem Co-Autor Michele Astori hat er das Drehbuch um ein paar unnötige Figuren erleichtert und mit einigen lustigen Pointen (etwa die von Antonios Brotjob) bereichert. Visuell mutet sein Film zudem noch realistischer im Sinne einer an Dokumentarfilme erinnernden Kameraführung an. Was man Milani unterdessen vorwerfen könnte, ist der Cast, der nicht annähernd so divers ist wie der aus Courcols Film.

Den Filmgenuss verringert das allerdings nicht. Wie das französische Original ist auch das italienische Remake ein Film über die Absurditäten des Alltags und des Justizsystems und einer über die befreiende und erhebende Wirkung, die eine Kunstform wie das Theater angesichts solcher Absurditäten haben kann.

Fazit: Riccardo Milanis "Alles nur Theater?" ist das Remake von Emmanuel Courcols Tragikomödie "Ein Triumph", die wiederum auf einer wahren Begebenheit basiert. Wie schon sein französischer Kollege erzählt auch der Italiener von kleinen Absurditäten und großen Ungerechtigkeiten und davon, wie das Theater einen beides für einen kurzen Augenblick lang vergessen lassen kann. Ein witziger, warmherziger und wendungsreicher Film, der dem Original in nichts nachsteht.




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Besetzung & Crew von "Alles nur Theater?"

Land: Italien
Jahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Grazie ragazzi
Länge: 117 Minuten
Kinostart: 22.08.2024
Regie: Riccardo Milani
Darsteller: Antonio Albanese als Antonio, Alessia Amendola als Doppiatrice, Michele Astori als Direttore di scena Argentina, Fabrizio Bentivoglio als Michele, Sonia Bergamasco als Laura
Kamera: Saverio Guarna, Claudio Iannone, Andrea Valvasori
Verleih: Kairos Film

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