Die leisen und die großen Töne (2025)
The Marching Band
Französische Tragikomödie, in der zwei Brüder, die nichts voneinander wussten, über die Musik zueinanderfinden.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 7 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Wenn Thibaut Desormeaux (Benjamin Lavernhe) den Taktstock schwingt, dann tanzen die Orchester dieser Welt nach seiner Pfeife. Bis der berühmte Dirigent in seinem Leben nicht mehr selbst den Ton angibt. An Leukämie erkrankt, benötigt Thibaut eine Knochenmarkspende, die ihm seine Schwester nicht liefern kann. Denn wie sich herausstellt, ist sie gar nicht seine leibliche Schwester und Thibaut adoptiert.
Stattdessen käme Thibauts jüngerer Bruder Jimmy Lecocq (Pierre Lottin), von dessen Existenz Thibaut bislang nichts wusste, als Spender infrage. Der arbeitet in einer Bergarbeiterstadt in Nordfrankreich in einer Schulkantine und spielt Posaune in der örtlichen Blaskapelle. Über ihre Liebe zur Musik finden die beiden Brüder zusammen. Und als in der Blaskapelle Not am Mann ist, hilft Thibaut aus.
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Filmkritik
"Die leisen und die großen Töne": Abermals ein Triumph
Der Starttermin des neuen Films von Emmanuel Courcol könnte nicht besser gewählt sein, auch wenn die Handlung gar nicht an Weihnachten spielt. Denn die Themen, die der Regisseur darin behandelt, passen ausgezeichnet zur besinnlichen Adventszeit. Es geht um zwei Hiobsbotschaften: eine ausgebrochene Krankheit und ein offenbartes Familiengeheimnis, aus denen die zwei wunderbar realistisch geschriebenen Hauptfiguren das Beste machen.
Vor allem aber geht es darum, wie Musik dazu in der Lage ist, die unterschiedlichsten Menschen zusammenzubringen. Und weil Courcol davon ausgesprochen ausgewogen erzählt, mit allem, was zum Leben dazugehört, wird das Kinopublikum nicht nur herzhaft lachen, sondern auch die eine oder andere Träne verdrücken.
Von Paris in die Provinz
Dass der 1957 geborene Franzose das tragikomische Fach beherrscht, hat er mit "Ein Triumph" (2022) bewiesen. Darin brachte ein abgehalfterter Schauspieler gemeinsam mit Gefängnisinsassen Samuel Becketts "Warten auf Godot" auf die Bühne. Einer der Darsteller aus "Ein Triumph", Pierre Lottin, spielt nun auch in "Die leisen und die großen Töne" eine tragende Rolle. Und noch eine weitere Parallele zeichnet sich ab: Hier wie da verschränkt Courcol ein Sozialdrama mit einer in der Sphäre der schönen Künsten angesiedelten Komödie, die ausnahmsweise einmal nicht in Paris spielt.
Ging "Ein Triumph" rund um Lyon über die Bühne, so ist Courcol für "Die leisen und die großen Töne" in den vom Bergbau geprägten Norden Frankreichs gereist. Der stand schon im Kassenschlager "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) Pate, um Kulturunterschiede herauszukehren. Von der parodistischen Figurenzeichnung und dem Klamauk der "Sch'tis" könnten "Die leisen und die großen Töne" aber kaum weiter entfernt sein. Courcol, der seine Karriere als Schauspieler begann, später zum Drehbuchschreiben und schließlich zur Regie überwechselte, ist viel an Authentizität gelegen. Und so hat er gemeinsam mit seiner Co-Autorin Irène Muscari die Figuren sehr bodenständig geschrieben.
Der von Benjamin Lavernhe verkörperte Dirigent und Gegenpart zu Pierre Lottins Figur des Bruders ist trotz seines Erfolgs kein abgehobener Snob. Er hat weder Berührungsängste mit der Arbeiterklasse, noch behandelt er die Blaskapelle seines Bruders von oben herab, als er kurzzeitig als deren Dirigent einspringt. Das tut dem Film gut, bedeutet aber auch, dass die Spannungskurve aus anderen Konflikten als den handelsüblichen erwachsen muss.
Ein Finale mit Gänsehautfaktor
Es ist erfrischend mitanzusehen, dass die Handlung hier einmal nicht nach den erwartbaren Mustern verläuft. Weder nimmt die schwere Krankheit der Hauptfigur einen zu großen Raum ein (sie dient hauptsächlich als Auslöser, der die Handlung in Gang setzt), noch spielt die Diskrepanz zwischen Paris und der Provinz, zwischen der Welt der Hochkultur und der der Arbeiterklasse eine Rolle. Stattdessen stellt Emmanuel Courcol die gemeinschaftsstiftende Kraft der Musik in den Vordergrund. Wer angesichts des Bergbau-Hintergrunds an einen Film wie "Brassed Off" (1996) oder ganz allgemein an sozialrealistische Arbeiterklassenkomödien denkt, liegt nicht falsch. "Die leisen und die großen Töne" könnte auch irgendwo in England, im Ruhrgebiet oder im angrenzenden Belgien spielen.
War "Ein Triumph" ein realistisch inszenierter Film über die besonderen Absurditäten des Justizsystems, so ist "Die leisen und die großen Töne" etwas allgemeiner einer über die Absurditäten, die einem das Leben so spielt. Was beide Tragikomödien eint, ist die befreiende und erhebende Wirkung, die eine Kunstform angesichts solcher Absurditäten haben kann. Wie das funktionieren kann, führt das furiose Finale eindrucksvoll vor Augen. Um einen schöneren, durch Musik ausgelösten Gänsehautfaktor in der Filmgeschichte zu finden, muss man lange suchen.
Fazit: Nach "Ein Triumph" beschert der französische Regisseur Emmanuel Courcol seinem Publikum den nächsten tragikomischen Siegeszug. Dieses Mal ist die Geschichte nicht in der Welt des Theaters, sondern in der Welt der Musik angesiedelt. "Die leisen und die großen Töne" ist ein Film über Familie, Freundschaft und (Bruder-)Liebe, der erfrischend bodenständig daherkommt und uns daran erinnert, dass Musik für alle da ist und in jeder Lebenslage ein Balsam für die Seele sein kann.
Der Starttermin des neuen Films von Emmanuel Courcol könnte nicht besser gewählt sein, auch wenn die Handlung gar nicht an Weihnachten spielt. Denn die Themen, die der Regisseur darin behandelt, passen ausgezeichnet zur besinnlichen Adventszeit. Es geht um zwei Hiobsbotschaften: eine ausgebrochene Krankheit und ein offenbartes Familiengeheimnis, aus denen die zwei wunderbar realistisch geschriebenen Hauptfiguren das Beste machen.
Vor allem aber geht es darum, wie Musik dazu in der Lage ist, die unterschiedlichsten Menschen zusammenzubringen. Und weil Courcol davon ausgesprochen ausgewogen erzählt, mit allem, was zum Leben dazugehört, wird das Kinopublikum nicht nur herzhaft lachen, sondern auch die eine oder andere Träne verdrücken.
Von Paris in die Provinz
Dass der 1957 geborene Franzose das tragikomische Fach beherrscht, hat er mit "Ein Triumph" (2022) bewiesen. Darin brachte ein abgehalfterter Schauspieler gemeinsam mit Gefängnisinsassen Samuel Becketts "Warten auf Godot" auf die Bühne. Einer der Darsteller aus "Ein Triumph", Pierre Lottin, spielt nun auch in "Die leisen und die großen Töne" eine tragende Rolle. Und noch eine weitere Parallele zeichnet sich ab: Hier wie da verschränkt Courcol ein Sozialdrama mit einer in der Sphäre der schönen Künsten angesiedelten Komödie, die ausnahmsweise einmal nicht in Paris spielt.
Ging "Ein Triumph" rund um Lyon über die Bühne, so ist Courcol für "Die leisen und die großen Töne" in den vom Bergbau geprägten Norden Frankreichs gereist. Der stand schon im Kassenschlager "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) Pate, um Kulturunterschiede herauszukehren. Von der parodistischen Figurenzeichnung und dem Klamauk der "Sch'tis" könnten "Die leisen und die großen Töne" aber kaum weiter entfernt sein. Courcol, der seine Karriere als Schauspieler begann, später zum Drehbuchschreiben und schließlich zur Regie überwechselte, ist viel an Authentizität gelegen. Und so hat er gemeinsam mit seiner Co-Autorin Irène Muscari die Figuren sehr bodenständig geschrieben.
Der von Benjamin Lavernhe verkörperte Dirigent und Gegenpart zu Pierre Lottins Figur des Bruders ist trotz seines Erfolgs kein abgehobener Snob. Er hat weder Berührungsängste mit der Arbeiterklasse, noch behandelt er die Blaskapelle seines Bruders von oben herab, als er kurzzeitig als deren Dirigent einspringt. Das tut dem Film gut, bedeutet aber auch, dass die Spannungskurve aus anderen Konflikten als den handelsüblichen erwachsen muss.
Ein Finale mit Gänsehautfaktor
Es ist erfrischend mitanzusehen, dass die Handlung hier einmal nicht nach den erwartbaren Mustern verläuft. Weder nimmt die schwere Krankheit der Hauptfigur einen zu großen Raum ein (sie dient hauptsächlich als Auslöser, der die Handlung in Gang setzt), noch spielt die Diskrepanz zwischen Paris und der Provinz, zwischen der Welt der Hochkultur und der der Arbeiterklasse eine Rolle. Stattdessen stellt Emmanuel Courcol die gemeinschaftsstiftende Kraft der Musik in den Vordergrund. Wer angesichts des Bergbau-Hintergrunds an einen Film wie "Brassed Off" (1996) oder ganz allgemein an sozialrealistische Arbeiterklassenkomödien denkt, liegt nicht falsch. "Die leisen und die großen Töne" könnte auch irgendwo in England, im Ruhrgebiet oder im angrenzenden Belgien spielen.
War "Ein Triumph" ein realistisch inszenierter Film über die besonderen Absurditäten des Justizsystems, so ist "Die leisen und die großen Töne" etwas allgemeiner einer über die Absurditäten, die einem das Leben so spielt. Was beide Tragikomödien eint, ist die befreiende und erhebende Wirkung, die eine Kunstform angesichts solcher Absurditäten haben kann. Wie das funktionieren kann, führt das furiose Finale eindrucksvoll vor Augen. Um einen schöneren, durch Musik ausgelösten Gänsehautfaktor in der Filmgeschichte zu finden, muss man lange suchen.
Fazit: Nach "Ein Triumph" beschert der französische Regisseur Emmanuel Courcol seinem Publikum den nächsten tragikomischen Siegeszug. Dieses Mal ist die Geschichte nicht in der Welt des Theaters, sondern in der Welt der Musik angesiedelt. "Die leisen und die großen Töne" ist ein Film über Familie, Freundschaft und (Bruder-)Liebe, der erfrischend bodenständig daherkommt und uns daran erinnert, dass Musik für alle da ist und in jeder Lebenslage ein Balsam für die Seele sein kann.
Falk Straub
TrailerAlle "Die leisen und die großen Töne"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die leisen und die großen Töne"
Land: FrankreichWeitere Titel: Die leisen und die grossen Töne
Jahr: 2025
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: The Marching Band
Länge: 103 Minuten
Kinostart: 26.12.2024
Regie: Emmanuel Courcol
Darsteller: Benjamin Lavernhe als Thibaut Desormeaux, Pierre Lottin als Jimmy Lecocq, Sarah Suco als Sabrina, Jacques Bonnaffé als Gilbert Woszniak, Clémence Massart-Weit als Claudine
Verleih: Neue Visionen