Tage mit Naadirah (2023)
Deutsche Drama über einen Chauffeur und seine ungewöhnliche Kundschaft.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Eigentlich ist Daniel (Christoph Humnig) ja Schriftsteller, doch etwas Brauchbares geschrieben hat er schon lange nicht mehr. Seine Frau Jenny (Katharina Bach) verdient die Brötchen. Sie arbeitet in der Firma ihres Vaters Frank (Christian Kuchenbuch), die sich auf Medizintourismus spezialisiert hat. Um zumindest ein wenig zum Lebensunterhalt beizusteuern und sich irgendwann ein eigenes Häuschen mit Jenny und deren Sohn Jonathan (Karlo Gruber) leisten zu können, kutschiert Daniel gemeinsam mit einigen Kollegen die reichen Touristen für Frank durch die Gegend.
Die neueste Kundschaft stammt aus Katar. Für eine Herz-OP des Familienoberhaupts ist dessen halbe Familie mit angereist. Während die Frauen unter Aufsicht der strengen Ghada (Inaam Wali-Al Battat) tagsüber shoppen und nachts heimlich tanzen gehen, vergnügen sich die Männer auf dem Schießstand oder fädeln Immobiliendeals mit Frank ein. Die junge Naadirah (Kenda Hmeidan), die sich trotz all des Geldes unfrei fühlt, tanzt aus der Reihe und Daniel bald auf der Nase herum.
Bildergalerie zum Film "Tage mit Naadirah"
Filmkritik
"Tage mit Naadirah": Der Fahrer und die Prinzessin
"Tage mit Naadirah" ist der Debütfilm der 1984 geborenen Drehbuchautorin und Regisseurin Josephine Frydetzki. Das Drama, das Familien- mit Liebes- und Gesellschaftsgeschichte vermengt, hat einen langen Weg hinter sich. Bereits 2021 unter dem Arbeitstitel "Prinzessin" gedreht, wurde der Titel im Anschluss in "Der Fahrer" geändert, was den Fokus von der weiblichen auf die männliche Hauptfigur verschob. Drei Jahre nach den Dreharbeiten kommt der Film nun unter einem passenderen Titel in die Kinos: "Tage mit Naadirah" inkludiert nicht nur beide Hauptfiguren, er klingt auch geheimnisvoll genug, um das Interesse des Publikums an der Kinokasse zu wecken.
Parallelgesellschaft mal anders
Für ihr Debüt, das im April 2024 beim Filmfest Bremen seine Deutschlandpremiere feierte, hat sich Frydetzki eines spannenden, weil im deutschen Kino bislang kaum erzählten Sujets angenommen. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Gisela Wehrl hat Frydetzki ein Drehbuch verfasst, das um eine arabische Parallelwelt mitten in Deutschland kreist. Anders als viele vermuten werden, geht es jedoch weder um eine Flucht-, Migrations- und Integrationsgeschichte noch um Clan-Kriminalität. Frydetzki und Wehrl erzählen nicht von den Armen und Verfolgten, sondern von einer arabischen Elite, die für einen medizinischen Eingriff des Familienoberhaupts nach Deutschland kommt – und in ihrer luxuriösen Blase gleich noch ein paar Parallelgeschäfte mit abwickelt.
Die Rollen sind in dieser Welt verkehrt. Daniel (Christoph Humnig), der zur deutschen Mehrheitsgesellschaft gehört, nimmt als Fahrer die bisweilen ruppigen Anweisungen seiner reichen arabischen Klientel entgegen. Vor allem die fahrige Naadirah (Kenda Hmeidan) tanzt ihm auf der Nase herum, ja behandelt ihn beinahe wie ihren persönlichen Sklaven, bevor sich eine zarte, einander auf Augenhöhe begegnenden Affäre aus diesem Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die tagtägliche Diskriminierung, der sich Menschen arabischer Herkunft in schlechter gestellten gesellschaftlichen Positionen ausgesetzt sehen, Daniel und seine Kollegen bekommen sie als Fahrer am eigenen Leib zu spüren.
Freiheitsdrang und Fluchtgedanken
Auch wenn "Tage mit Naadirah" keine Geschichte von Geflüchteten erzählt, um Flucht und Freiheit geht es trotzdem. Naadirah sitzt im goldenen Käfig, Daniel im familiären Gefängnis. Mit ihren jeweiligen Leben unzufrieden, toben sich beide noch einmal aus und tragen sich kurz mit Fluchtgedanken, bevor sie für immer verändert in ihren Alltag zurückkehren. Auch wenn das Schauspiel nicht restlos überzeugt und die Handlung etwas mehr Straffung vertragen hätte, liefert Josephine Frydetzki mit diesem Drama ein beachtliches und visuell wie auditiv stimmungsvoll inszeniertes Debüt ab.
Fazit: Josephine Frydetzkis Debütfilm nimmt ein spannendes Soziotop in den Blick, das im deutschen Kino selten bis überhaupt nicht zu sehen ist. Was "Tage mit Naadirah" zu einem stimmungsvoll inszenierten Drama über Freiheitsdrang und Fluchtgedanken macht.
"Tage mit Naadirah" ist der Debütfilm der 1984 geborenen Drehbuchautorin und Regisseurin Josephine Frydetzki. Das Drama, das Familien- mit Liebes- und Gesellschaftsgeschichte vermengt, hat einen langen Weg hinter sich. Bereits 2021 unter dem Arbeitstitel "Prinzessin" gedreht, wurde der Titel im Anschluss in "Der Fahrer" geändert, was den Fokus von der weiblichen auf die männliche Hauptfigur verschob. Drei Jahre nach den Dreharbeiten kommt der Film nun unter einem passenderen Titel in die Kinos: "Tage mit Naadirah" inkludiert nicht nur beide Hauptfiguren, er klingt auch geheimnisvoll genug, um das Interesse des Publikums an der Kinokasse zu wecken.
Parallelgesellschaft mal anders
Für ihr Debüt, das im April 2024 beim Filmfest Bremen seine Deutschlandpremiere feierte, hat sich Frydetzki eines spannenden, weil im deutschen Kino bislang kaum erzählten Sujets angenommen. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Gisela Wehrl hat Frydetzki ein Drehbuch verfasst, das um eine arabische Parallelwelt mitten in Deutschland kreist. Anders als viele vermuten werden, geht es jedoch weder um eine Flucht-, Migrations- und Integrationsgeschichte noch um Clan-Kriminalität. Frydetzki und Wehrl erzählen nicht von den Armen und Verfolgten, sondern von einer arabischen Elite, die für einen medizinischen Eingriff des Familienoberhaupts nach Deutschland kommt – und in ihrer luxuriösen Blase gleich noch ein paar Parallelgeschäfte mit abwickelt.
Die Rollen sind in dieser Welt verkehrt. Daniel (Christoph Humnig), der zur deutschen Mehrheitsgesellschaft gehört, nimmt als Fahrer die bisweilen ruppigen Anweisungen seiner reichen arabischen Klientel entgegen. Vor allem die fahrige Naadirah (Kenda Hmeidan) tanzt ihm auf der Nase herum, ja behandelt ihn beinahe wie ihren persönlichen Sklaven, bevor sich eine zarte, einander auf Augenhöhe begegnenden Affäre aus diesem Abhängigkeitsverhältnis entwickelt. Die tagtägliche Diskriminierung, der sich Menschen arabischer Herkunft in schlechter gestellten gesellschaftlichen Positionen ausgesetzt sehen, Daniel und seine Kollegen bekommen sie als Fahrer am eigenen Leib zu spüren.
Freiheitsdrang und Fluchtgedanken
Auch wenn "Tage mit Naadirah" keine Geschichte von Geflüchteten erzählt, um Flucht und Freiheit geht es trotzdem. Naadirah sitzt im goldenen Käfig, Daniel im familiären Gefängnis. Mit ihren jeweiligen Leben unzufrieden, toben sich beide noch einmal aus und tragen sich kurz mit Fluchtgedanken, bevor sie für immer verändert in ihren Alltag zurückkehren. Auch wenn das Schauspiel nicht restlos überzeugt und die Handlung etwas mehr Straffung vertragen hätte, liefert Josephine Frydetzki mit diesem Drama ein beachtliches und visuell wie auditiv stimmungsvoll inszeniertes Debüt ab.
Fazit: Josephine Frydetzkis Debütfilm nimmt ein spannendes Soziotop in den Blick, das im deutschen Kino selten bis überhaupt nicht zu sehen ist. Was "Tage mit Naadirah" zu einem stimmungsvoll inszenierten Drama über Freiheitsdrang und Fluchtgedanken macht.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Tage mit Naadirah"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 93 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 01.08.2024
Regie: Josephine Frydetzki
Darsteller: Christoph Humnig, Kenda Hmeidan, Katharina Bach, Christian Kuchenbuch, Mehmet Yilmaz
Verleih: missingFilms