Hausnummer Null (2024)
Dokumentarfilm: Ein Mann Mitte 30 lebt in Berlin auf der Straße – und versucht, gegen seine Drogensucht anzukämpfen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Chris galt früher als Problemkind. Er hatte ADHS und bekam Ritalin verabreicht. Seine Mutter machte sich oft Vorwürfe. Inzwischen ist er über 30 Jahre alt und lebt als Wohnungsloser in der deutschen Hauptstadt. Zudem ist er seit längerer Zeit drogenabhängig. In seiner Umgebung gibt es Menschen, die ihm helfen wollen – dennoch kommt es immer wieder zu Rückschlägen.
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Filmkritik
"Hausnummer Null": Genau hinschauen, ohne voyeuristisch zu sein
Der Dokumentarfilm "Hausnummer Null" entstand in den Jahren 2021 bis 2023. Es handelt sich dabei um den Masterabschlussfilm der in Berlin lebenden Regisseurin Lilith Kugler. Das Werk feierte Anfang 2024 auf dem Festival Max Ophüls Preis seine Premiere und erhielt bereits einige Auszeichnungen, etwa den Nachwuchspreis auf dem DOK.fest München.
Obdachlosigkeit und Suchterkrankung
Als Kugler inmitten einer Pandemie zum Filmstudium nach Berlin gezogen sei, habe sie Chris, den späteren Protagonisten ihres dokumentarischen Porträts, kennengelernt, schreibt die Regisseurin in einem Kommentar. Indem sie ihn, noch zusammen mit ihrem Kameramann Stephan Vogt, durch die deutsche Hauptstadt begleitet habe, sei ihr "ein Paralleluniversum, das viele Menschen nicht sehen, obwohl es direkt vor ihnen liegt", eröffnet worden. Es gelingt ihr in "Hausnummer Null", diese Welt mit empathischem Blick, stets auf Augenhöhe mit Chris, einzufangen.
Zu Beginn hören wir, wie sich Chris ein Leben vorstellen würde, das nicht von Wohnungslosigkeit und Drogensucht geprägt wäre. Er fängt an, dieses Dasein zu schildern. Schon hier wird deutlich, dass es Kugler vor allem darum geht, ihrem Protagonisten eine Stimme zu geben. Die Situation von Chris wird nicht vorgeführt, um uns zu schockieren. Auch ist der Film nicht an Rührseligkeit oder an Schuldzuweisung und Anklage interessiert. Vielmehr ist "Hausnummer Null" durch die genauen Beobachtungen eine verblüffend erhellende Erfahrung.
Ein sozial engagiertes Umfeld
Chris lebt (zur Zeit der Dreharbeiten) gemeinsam mit seinem Kumpel Alex am Dürerplatz an der Berliner S-Bahn-Haltestelle Friedenau. Aus der Nachbarschaft erhält er häufig Unterstützung. Das Engagement der Leute ist ein positiver Kontrast zum Bild der anonymen, abgestumpften Großstadtgesellschaft. Das gibt Hoffnung; zugleich wird aber spürbar, dass es allein mit gutem Willen noch nicht getan ist. "Es gibt für komplexe Situationen keine Patentlösungen. Gründe und Konsequenzen sich wiederholender Kreisläufe werden nachvollziehbar, und vermeintliche Lösungen können dadurch hinterfragt werden", erläutert Kugler in ihrem Statement.
Sie zeigt uns einen Mann, der über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügt. Chris weiß, dass er seine Suchterkrankung bekämpfen muss – und wie schwer das sein wird. Wir sind dabei, wenn er seine Mutter in seinem Heimatort besucht. Auch hier verzichtet der Film auf einfache Antworten, um das Schicksal von Chris zu erklären. So bringt uns "Hausnummer Null" einen Menschen näher, der im außerfilmischen Raum rasch übersehen werden kann.
Fazit: Ein einfühlsamer und sehr beeindruckender Film, der seinem Thema und seiner damit einhergehenden Verantwortung gerecht wird.
Der Dokumentarfilm "Hausnummer Null" entstand in den Jahren 2021 bis 2023. Es handelt sich dabei um den Masterabschlussfilm der in Berlin lebenden Regisseurin Lilith Kugler. Das Werk feierte Anfang 2024 auf dem Festival Max Ophüls Preis seine Premiere und erhielt bereits einige Auszeichnungen, etwa den Nachwuchspreis auf dem DOK.fest München.
Obdachlosigkeit und Suchterkrankung
Als Kugler inmitten einer Pandemie zum Filmstudium nach Berlin gezogen sei, habe sie Chris, den späteren Protagonisten ihres dokumentarischen Porträts, kennengelernt, schreibt die Regisseurin in einem Kommentar. Indem sie ihn, noch zusammen mit ihrem Kameramann Stephan Vogt, durch die deutsche Hauptstadt begleitet habe, sei ihr "ein Paralleluniversum, das viele Menschen nicht sehen, obwohl es direkt vor ihnen liegt", eröffnet worden. Es gelingt ihr in "Hausnummer Null", diese Welt mit empathischem Blick, stets auf Augenhöhe mit Chris, einzufangen.
Zu Beginn hören wir, wie sich Chris ein Leben vorstellen würde, das nicht von Wohnungslosigkeit und Drogensucht geprägt wäre. Er fängt an, dieses Dasein zu schildern. Schon hier wird deutlich, dass es Kugler vor allem darum geht, ihrem Protagonisten eine Stimme zu geben. Die Situation von Chris wird nicht vorgeführt, um uns zu schockieren. Auch ist der Film nicht an Rührseligkeit oder an Schuldzuweisung und Anklage interessiert. Vielmehr ist "Hausnummer Null" durch die genauen Beobachtungen eine verblüffend erhellende Erfahrung.
Ein sozial engagiertes Umfeld
Chris lebt (zur Zeit der Dreharbeiten) gemeinsam mit seinem Kumpel Alex am Dürerplatz an der Berliner S-Bahn-Haltestelle Friedenau. Aus der Nachbarschaft erhält er häufig Unterstützung. Das Engagement der Leute ist ein positiver Kontrast zum Bild der anonymen, abgestumpften Großstadtgesellschaft. Das gibt Hoffnung; zugleich wird aber spürbar, dass es allein mit gutem Willen noch nicht getan ist. "Es gibt für komplexe Situationen keine Patentlösungen. Gründe und Konsequenzen sich wiederholender Kreisläufe werden nachvollziehbar, und vermeintliche Lösungen können dadurch hinterfragt werden", erläutert Kugler in ihrem Statement.
Sie zeigt uns einen Mann, der über ein hohes Maß an Selbstreflexion verfügt. Chris weiß, dass er seine Suchterkrankung bekämpfen muss – und wie schwer das sein wird. Wir sind dabei, wenn er seine Mutter in seinem Heimatort besucht. Auch hier verzichtet der Film auf einfache Antworten, um das Schicksal von Chris zu erklären. So bringt uns "Hausnummer Null" einen Menschen näher, der im außerfilmischen Raum rasch übersehen werden kann.
Fazit: Ein einfühlsamer und sehr beeindruckender Film, der seinem Thema und seiner damit einhergehenden Verantwortung gerecht wird.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Hausnummer Null"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 12.09.2024
Regie: Lilith Kugler
Kamera: Lilith Kugler, Stephan Vogt
Verleih: Drop-Out Cinema eG
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