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Patagonia (2023)

Debütfilm von Simone Bozzelli, in dem der italienische Regisseur von einer ungesunden Beziehung erzählt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 2 / 5
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Der 20-jährige Yuri (Andrea Fuorto) ist in einem kleinen Dorf in den Abruzzen abwechselnd bei verschiedenen Tanten aufgewachsen, die sich bis heute um den jungen Mann mit dem schlichten Gemüt und offensichtlichen Defiziten kümmern. Als er beim Geburtstag seines Cousins den Animateur Agostino (Augusto Mario Russi) kennenlernt und obwohl er von diesem vor versammelter Kinderschar lächerlich gemacht wird, brennt Yuri mit Agostino durch.

Fortan sind die zwei in Agostinos abgewracktem Wohnmobil unterwegs. Während seiner Auftritte fungiert Yuri als dessen Assistent. Ihr gemeinsames Ziel ist es, genügend Geld anzusparen, um in ihr Traumland Patagonien reisen zu können. Doch dann kommt alles anders, als Agostino einen Zwischenstopp einlegt.

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"Patagonia": Abhängigkeit in der Einöde

Das Langfilmdebüt des 1994 geborenen Italieners Simone Bozzelli ist ein seltsames Biest. Ein schwules und schwüles, aufgeregtes und ekelerregendes Werk. Die hellen, beinahe blendenden Bilder von Kameramann Leonardo Mirabilia übertragen die brütende Hitze und die staubige Luft der von der Sonne ausgedörrten Landschaften direkt in den Kinosaal. Alles an diesem Film ist verdreckt, trieft und klebt. Was Bozellis Debüt zu einem unangenehmen Erlebnis macht.

Für sich allein genommen, ist das kein Problem. Schließlich ist das Kino keine Wohlfühloase, auch wenn das Angebot an feel-good movies von Jahr zu Jahr gefühlt zunimmt. Auch dass der Regisseur, der zusammen mit seinem Koautor Tommaso Favagrossa das Drehbuch verfasst hat, von Menschen am Rande der Gesellschaft erzählt, ist eher Stärke denn Schwäche dieses Films. Gutes Kino fordert sein Publikum heraus. Die Provokationen, die Bozzelli seinem Publikum vorsetzt, sind jedoch in mehrfacher Hinsicht problematisch.

Schmaler Grat und harter Absturz

Im Zentrum der Handlung steht eine fatale Abhängigkeit. Der von Andrea Fuorto mit Bravour gespielte Yuri schlittert unversehens in eine missbräuchliche Beziehung mit dem ein paar Jahre älteren Agostino, aus der er nicht unversehrt hervorgehen wird. Der in seinem Wohnmobil umherziehende Animateur gibt auf Kindergeburtstagen nicht nur den Clown, er ist auch eine gefährliche Witzfigur; ein Reisender von der traurigen Gestalt, physisch und psychisch so abgewrackt wie sein Gefährt, der seine eigenen Unzulänglichkeiten durch sadistische Machtspielchen kompensiert.

Filme über missbräuchliche Beziehungen wandeln auf einem schmalen Grat. Einerseits laufen sie Gefahr, den Täter und dessen Taten zu verharmlosen und die Gewalt gegenüber den Opfern der Schaulust des Publikums preiszugeben. Andererseits ist eine gewisse Faszination für den Täter vonnöten, um nachvollziehbar zu machen, warum ihm das Opfer verfällt bzw. warum es sich nicht von ihm lösen kann. Leider besitzt Augusto Mario Russi nicht einen Funken davon. Weshalb Bozzellis Film alsbald in die erzählerische Bedeutungslosigkeit abstürzt.

Kein Vorankommen, kein Entkommen

Russi mag wie die italienische Version von Franz Rogowski aussehen, dessen Talent besitzt er nicht. Seine Figur hat das Charisma einer Scheibe Toastbrot. Weshalb ihr das Kinopublikum auch nie auf den Leim geht und es nicht nachvollziehen kann, warum Yuri dies tut. Die Erklärung, die das Drehbuch anbietet, macht es nicht besser. Ganz im Gegenteil: Yuri ist zwar volljährig, aber von kindlichem Gemüt und geistig nicht ganz auf der Höhe – was den Missbrauch umso schlimmer und die Liebesgeschichte, die Bozzelli und Favagrossa allen Ernstes daraus stricken wollen, umso unsäglicher macht.

Wäre das Ganze wenigstens aufregend erzählt und fulminant auf die Leinwand geworfen, dann könnte man sich trefflich über ein provokantes Stück Kino streiten. Wie so viele Arthouse-Filme dieser Tage, egal ob deutsche oder internationale, legt aber auch dieser recht früh den narrativen Leerlauf ein. Als Agostino mit Yuri einen Zwischenstopp an einem Aussteiger-Camp macht, kommt mit ihnen auch die Handlung zum Erliegen. Fortan sehen wir Zuschauer nurmehr provokant gemeinten Demütigungen inmitten eines dreckigen Niemandslands zu und sind von der erzählerischen, inszenatorischen und zwischenmenschlichen Ödnis alsbald selbst mächtig angeödet.

Fazit: Das Debüt des italienischen Regisseurs Simone Bozzelli ist ein seltsames Biest, allerdings nur anfänglich ein wildes, unzähmbares Tier von einem Film. Keine der dürftig geschriebenen Figuren bietet Identifikationspotenzial. Inszenatorisch bemüht, erzählerisch einfallslos und auf pure Provokation bedacht, stellt sich "Patagonia" am Ende als räudiger Köter heraus, um den sich niemand schert.




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Besetzung & Crew von "Patagonia"

Land: Italien
Jahr: 2023
Genre: Drama
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 22.08.2024
Regie: Simone Bozzelli
Darsteller: Andrea Fuorto als Yuri, Augusto Mario Russi als Agostino, Elettra Dallimore Mallaby als Alma, Alexander Benigni als Morgan
Kamera: Leonardo Mirabilia
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH

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