Exile never ends (2024)
Deutscher Dokumentarfilm, in dem die Regisseurin Bahar Bektaş ihre eigene Familie, die mit der Abschiebung eines Familienmitglieds ringt, in den Blick nimmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Taner Bektaş sitzt in Deutschland im Gefängnis und hat sich dafür entschieden, ein neues Leben in der Türkei zu beginnen. Statt nach seiner Haftentlassung auf einen Bewährungshelfer angewiesen zu sein und sich als Ex-Sträfling auf dem deutschen Arbeitsmarkt behaupten zu müssen, will er sich abschieben lassen. Bis es so weit ist, hat seine Schwester, die Regisseurin Bahar Bektaş, ihre alevitisch-kurdische Familie vor die Kamera gebeten.
In Gesprächen mit ihren Eltern Yildiz und Mustafa erfährt sie mehr über deren politische Verfolgung in der Türkei, die Flucht nach Deutschland und die Ankunft und Unterbringung im reichen Starnberg, wo sie bis heute leben. Ihr jüngerer Bruder Onur teilt seine Depression und seine Gedankenspiele, selbst in die Türkei auszuwandern, mit dem Kinopublikum. Während all dessen reist Mustafa in die Türkei und bereitet ein Haus für Taners Ankunft vor.
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Filmkritik
"Exile never ends": Bewegende Familiengeschichte
Dokumentarfilme, die um Persönliches der Filmschaffenden kreisen, laufen stets Gefahr, zur reinen Nabelschau zu geraten. Auch ließe sich ihnen eine gewisse Einfallslosigkeit vorwerfen. Wer keine Themen in der großen weiten Welt findet, der fängt mit der Themensuche eben bei sich selbst und der eigenen Familie an. Auf "Exile never ends", das Dokumentarfilmdebüt der Drehbuchautorin und Regisseurin Bahar Bektaş, trifft keiner dieser Vorwürfe zu. Ganz im Gegenteil ist das Private hier so politisch, exemplarisch und relevant, dass es uns alle angeht.
Eine Flucht, die niemals endet
Bektaş wirft einen Blick auf ihre eigene Familie, deren Fluchtgeschichte niemals endet. Ihre Mutter Yildiz schildert eindringlich ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung, die sich mal eindeutig in körperlichen und verbalen Bedrohungen äußern, mal hinter behördlichen Schikanen verstecken. Nicht minder bewegend berichtet ihr Vater Mustafa von den Gründen für seine Flucht nach Deutschland. Die in türkischen Gefängnissen erlittene Folter verfolgt ihn bis heute im Schlaf und wirft unweigerlich die Frage auf, warum Menschen wie er um ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland so lange und hartnäckig kämpfen müssen. Und selbst Bahar Bektaş' jüngerer Bruder Onur, der in Deutschland geboren ist, fühlt sich hier fremd. Wirklich angekommen scheint nur die Regisseurin selbst zu sein.
In der Ruhe liegt die Kraft
Bahar Bektaş buchstabiert nicht alles aus. Vieles, etwa warum ihr Bruder Taner im Gefängnis sitzt, erschließt sich nur zwischen den Zeilen. Die Regisseurin, die für ihr Debüt unter anderem den Preis der Filmkritik Bester Dokumentarfilm beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2024 erhalten hat, inszeniert ihren Film aber auch so ruhig, dass das Publikum mühelos zwischen den Zeilen lesen kann. Die Kamerafrauen Meret Madörin und Antonia Kilian (die den Film auch produziert hat) finden Bilder von kontemplativer Kraft, über die die Aussagen der Familienmitglieder, wenn sie nicht gerade selbst im Bild sind, als Voice-over gelegt werden. Arash Asadis Schnittrhythmus passt sich den reflektierten, ruhig geführten Gesprächen an.
Am Beispiel ihres Films hofft Bahar Bektaş, "dass sich andere Personen, die marginalisiert sind, ermutigt fühlen, selbstbewusst mit ihren Biografien nach vorne zu treten und sie sichtbar zu machen." Es wäre zu wünschen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihres Sohnes und Bruders gibt Familie Bektaş derweil nicht auf. In einer wunderschönen Schlusseinstellung nimmt sie Taner, in seiner deutschen Zelle sitzend, mit an den türkischen Strand.
Fazit: Bahar Bektaş' preisgekröntes Dokumentarfilmdebüt ist ein ebenso einfühlsamer wie bewegender Blick auf ihre eigene Familie. Ein gesellschaftlich relevanter Film, ruhig erzählt und von kontemplativer Kraft.
Dokumentarfilme, die um Persönliches der Filmschaffenden kreisen, laufen stets Gefahr, zur reinen Nabelschau zu geraten. Auch ließe sich ihnen eine gewisse Einfallslosigkeit vorwerfen. Wer keine Themen in der großen weiten Welt findet, der fängt mit der Themensuche eben bei sich selbst und der eigenen Familie an. Auf "Exile never ends", das Dokumentarfilmdebüt der Drehbuchautorin und Regisseurin Bahar Bektaş, trifft keiner dieser Vorwürfe zu. Ganz im Gegenteil ist das Private hier so politisch, exemplarisch und relevant, dass es uns alle angeht.
Eine Flucht, die niemals endet
Bektaş wirft einen Blick auf ihre eigene Familie, deren Fluchtgeschichte niemals endet. Ihre Mutter Yildiz schildert eindringlich ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung, die sich mal eindeutig in körperlichen und verbalen Bedrohungen äußern, mal hinter behördlichen Schikanen verstecken. Nicht minder bewegend berichtet ihr Vater Mustafa von den Gründen für seine Flucht nach Deutschland. Die in türkischen Gefängnissen erlittene Folter verfolgt ihn bis heute im Schlaf und wirft unweigerlich die Frage auf, warum Menschen wie er um ihren Aufenthaltsstatus in Deutschland so lange und hartnäckig kämpfen müssen. Und selbst Bahar Bektaş' jüngerer Bruder Onur, der in Deutschland geboren ist, fühlt sich hier fremd. Wirklich angekommen scheint nur die Regisseurin selbst zu sein.
In der Ruhe liegt die Kraft
Bahar Bektaş buchstabiert nicht alles aus. Vieles, etwa warum ihr Bruder Taner im Gefängnis sitzt, erschließt sich nur zwischen den Zeilen. Die Regisseurin, die für ihr Debüt unter anderem den Preis der Filmkritik Bester Dokumentarfilm beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2024 erhalten hat, inszeniert ihren Film aber auch so ruhig, dass das Publikum mühelos zwischen den Zeilen lesen kann. Die Kamerafrauen Meret Madörin und Antonia Kilian (die den Film auch produziert hat) finden Bilder von kontemplativer Kraft, über die die Aussagen der Familienmitglieder, wenn sie nicht gerade selbst im Bild sind, als Voice-over gelegt werden. Arash Asadis Schnittrhythmus passt sich den reflektierten, ruhig geführten Gesprächen an.
Am Beispiel ihres Films hofft Bahar Bektaş, "dass sich andere Personen, die marginalisiert sind, ermutigt fühlen, selbstbewusst mit ihren Biografien nach vorne zu treten und sie sichtbar zu machen." Es wäre zu wünschen. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ihres Sohnes und Bruders gibt Familie Bektaş derweil nicht auf. In einer wunderschönen Schlusseinstellung nimmt sie Taner, in seiner deutschen Zelle sitzend, mit an den türkischen Strand.
Fazit: Bahar Bektaş' preisgekröntes Dokumentarfilmdebüt ist ein ebenso einfühlsamer wie bewegender Blick auf ihre eigene Familie. Ein gesellschaftlich relevanter Film, ruhig erzählt und von kontemplativer Kraft.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Exile never ends"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 04.07.2024
Regie: Bahar Bektas
Kamera: Antonia Kilian, Meret Madörin
Verleih: JIP Film und Verleih
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