Das Land der verlorenen Kinder (2024)
Country of Lost Children
Dieser Dokumentarfilm, eine deutsch-venezolanische Co-Produktion, befasst sich mit dem Leben in einem Armenviertel der Hafenstadt Maracaibo.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Einst war die venezolanische Hafenstadt Maracaibo eine der wohlhabendsten Städte der Welt. Heute herrscht dort große Armut. In den Barrios, wie die Einheimischen die Armenviertel nennen, mangelt es an allem. Das schlimmste davon ist Santa Rosa. Dort gehen Kinder betteln, Frauen auf den Strich und verfeindete Gangs bekriegen sich auf den Straßen.
Die Dokumentarfilmregisseure Marc Wiese und Juan Camilo Cruz nähern sich dem Thema mithilfe zweier darin involvierter Protagonistinnen: den alleinerziehenden Müttern Carolina und Kiara. Kiara versucht, das Land mit ihren Kindern in Richtung Kolumbien zu verlassen, muss ihren ältesten Sohn, den 14-jährigen Yorbenis, jedoch zurücklassen und macht sich Sorgen, dass er als Mitglied einer Gang in Gefahr ist. Carolina organisiert eine Nachbarschaftshilfe, die viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Ihre eigene Tochter gibt sie währenddessen in ein von Ordensschwestern geführtes Kinderheim, in dem viele Kinder untergekommen sind, die von ihren ins Ausland geflüchteten Eltern in Venezuela zurückgelassen wurden.
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Filmkritik
"Das Land der verlorenen Kinder": Bedrückender Blick ins Armenviertel
Was seine Bodenschätze anbelangt, ist Venezuela eines der reichsten Länder der Erde. Von diesem Reichtum kommt beim Volk allerdings so gut wie nichts an. Schätzungen zufolge stieg die Armutsquote zwischen 2014 und 2018 von 50 auf 90 Prozent. Solche Schreckensmeldungen kommen wiederum nur selten in unseren Medien vor. Wer die Nachrichtenlandschaft in den USA verfolgt, bekommt zumindest mit, wie viele Menschen in den vergangenen Jahren aus dem nicht nur wirtschaftlich am Boden liegenden, sondern auch politisch zerrütteten Land geflohen sind. Denn viele davon versuchen ihr Glück in den USA. Die Zahl geht in die Millionen.
Viele der Geflüchteten lassen ihre Kinder zurück. Die Auswirkungen sind verheerend. Doch "Medien und Weltöffentlichkeit sind wie eine Taschenlampe in einer dunklen Stadt, sie leuchten mir ihrer begrenzten Aufmerksamkeit mal hierhin und dorthin", weiß der Regisseur Marc Wiese. Der Dokumentarfilm "Das Land der verlorenen Kinder", den der deutsche Filmemacher gemeinsam mit dem kolumbianisch-deutschen Produzenten und Dokumentarfilmer Juan Camilo Cruz realisiert hat, will Abhilfe schaffen. Er richtet sein Licht auf die Menschen, die in den Armenvierteln leben.
Nichts für schwache Nerven
Wiese ist mit dem Terrain vertraut. Er hat bereits mehrere Dokumentarfilme zu politischen Themen gedreht; zuletzt "Mein gestohlenes Land" (2022), in dem es um Chinas Einfluss in Ecuador ging. Wie schon in diesem Film stehen auch in "Das Land der verlorenen Kinder" zwei Protagonisten im Fokus. Wiese und Cruz folgen den Müttern Carolina und Kiara, die, jede nach ihren eigenen Möglichkeiten, alles dafür geben, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dass Carolina ausgerechnet durch den Versuch, andere Kinder zu schützen, ihre eigene Tochter in Gefahr bringt, ist eine der vielen tragischen Situationen, die der Film dokumentiert.
Überhaupt ist diese Doku nichts für schwache Nerven. Die Altersfreigabe ab 16 Jahren ist kein Versehen. Wiese und Cruz führen die katastrophale Mangelwirtschaft eindrücklich vor Augen. Sie zeigen verstorbene Säuglinge, für die es mitunter nicht einmal Särge gibt, ebenso wie Überwachungsvideos von tödlichen Schießereien verfeindeter Gangs oder mutwilligen Hinrichtungen durch die Polizei. Der beobachtende Modus (laut Presseheft im Stil des Cinéma Vérité, was nur in Ansätzen zutrifft) wird allerdings von einer unnötig düsteren Farbgebung und einer dunkel dräuenden Musik begleitet. Angesichts der ohnehin schon verzweifelten Lage wären diese zusätzlichen Stilmittel nicht notwendig gewesen.
Fazit: Der Dokumentarfilm "Das Land der verlorenen Kinder" richtet seinen Blick dorthin, wo die Weltöffentlichkeit schon längere Zeit nicht mehr hinsieht: auf ein Armenviertel des an Bodenschätzen reichen Landes Venezuela. Der Film ist nichts für schwache Nerven, denn die Regisseure Juan Camilo Cruz und Marc Wiese zeigen die Realität ungeschönt. Angesichts der harschen Lebensverhältnisse hätte es einiger zusätzlich dramatisierender Stilmittel allerdings nicht bedurft.
Was seine Bodenschätze anbelangt, ist Venezuela eines der reichsten Länder der Erde. Von diesem Reichtum kommt beim Volk allerdings so gut wie nichts an. Schätzungen zufolge stieg die Armutsquote zwischen 2014 und 2018 von 50 auf 90 Prozent. Solche Schreckensmeldungen kommen wiederum nur selten in unseren Medien vor. Wer die Nachrichtenlandschaft in den USA verfolgt, bekommt zumindest mit, wie viele Menschen in den vergangenen Jahren aus dem nicht nur wirtschaftlich am Boden liegenden, sondern auch politisch zerrütteten Land geflohen sind. Denn viele davon versuchen ihr Glück in den USA. Die Zahl geht in die Millionen.
Viele der Geflüchteten lassen ihre Kinder zurück. Die Auswirkungen sind verheerend. Doch "Medien und Weltöffentlichkeit sind wie eine Taschenlampe in einer dunklen Stadt, sie leuchten mir ihrer begrenzten Aufmerksamkeit mal hierhin und dorthin", weiß der Regisseur Marc Wiese. Der Dokumentarfilm "Das Land der verlorenen Kinder", den der deutsche Filmemacher gemeinsam mit dem kolumbianisch-deutschen Produzenten und Dokumentarfilmer Juan Camilo Cruz realisiert hat, will Abhilfe schaffen. Er richtet sein Licht auf die Menschen, die in den Armenvierteln leben.
Nichts für schwache Nerven
Wiese ist mit dem Terrain vertraut. Er hat bereits mehrere Dokumentarfilme zu politischen Themen gedreht; zuletzt "Mein gestohlenes Land" (2022), in dem es um Chinas Einfluss in Ecuador ging. Wie schon in diesem Film stehen auch in "Das Land der verlorenen Kinder" zwei Protagonisten im Fokus. Wiese und Cruz folgen den Müttern Carolina und Kiara, die, jede nach ihren eigenen Möglichkeiten, alles dafür geben, ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dass Carolina ausgerechnet durch den Versuch, andere Kinder zu schützen, ihre eigene Tochter in Gefahr bringt, ist eine der vielen tragischen Situationen, die der Film dokumentiert.
Überhaupt ist diese Doku nichts für schwache Nerven. Die Altersfreigabe ab 16 Jahren ist kein Versehen. Wiese und Cruz führen die katastrophale Mangelwirtschaft eindrücklich vor Augen. Sie zeigen verstorbene Säuglinge, für die es mitunter nicht einmal Särge gibt, ebenso wie Überwachungsvideos von tödlichen Schießereien verfeindeter Gangs oder mutwilligen Hinrichtungen durch die Polizei. Der beobachtende Modus (laut Presseheft im Stil des Cinéma Vérité, was nur in Ansätzen zutrifft) wird allerdings von einer unnötig düsteren Farbgebung und einer dunkel dräuenden Musik begleitet. Angesichts der ohnehin schon verzweifelten Lage wären diese zusätzlichen Stilmittel nicht notwendig gewesen.
Fazit: Der Dokumentarfilm "Das Land der verlorenen Kinder" richtet seinen Blick dorthin, wo die Weltöffentlichkeit schon längere Zeit nicht mehr hinsieht: auf ein Armenviertel des an Bodenschätzen reichen Landes Venezuela. Der Film ist nichts für schwache Nerven, denn die Regisseure Juan Camilo Cruz und Marc Wiese zeigen die Realität ungeschönt. Angesichts der harschen Lebensverhältnisse hätte es einiger zusätzlich dramatisierender Stilmittel allerdings nicht bedurft.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Das Land der verlorenen Kinder"
Land: Deutschland, VenezuelaJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Country of Lost Children
Länge: 95 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 04.07.2024
Regie: Juan Camilo Cruz, Marc Wiese
Darsteller: Ilka Teichmüller
Kamera: Alfredo de Juan
Verleih: Real Fiction