Baldiga: Entsichertes Herz (2024)
Baldiga: Unlocked Heart
Deutscher Dokumentarfilm über einen West-Berliner Fotografen und Aids-Aktivisten.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 2 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Jürgen Baldiga (1959–1993) zieht mit Anfang 20 aus dem Ruhrgebiet nach West-Berlin, weil ihm wie so vielen anderen seiner Generation das Leben in der Provinz zu eng wird. Als Sohn eines Bergmanns im Schatten eine Zeche aufgewachsen und zum Koch ausgebildet, will Baldiga Künstler werden, weiß jedoch noch nicht, welches Medium er dafür wählen soll. In der Mauerstadt angekommen, schlägt er sich zunächst als Barmann, Koch und Stricher durch.
Er schreibt Gedichte, versucht sich als Frontmann einer Punk-New-Wave-Band und entdeckt schließlich die Fotografie für sich. Zunächst hält er das Leben auf Berlins Straßen, alsbald aber die schwule Subkultur fest. Nachdem er sich mit dem HI-Virus infiziert, wird er zum Chronisten seiner eigenen Krankheit und den Erkrankungen anderer, darunter viele Freunde und Bekannte.
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Filmkritik
"Baldiga: Entsichertes Herz": Ungeschminkt leben und sterben
Dies ist nicht der erste Dokumentarfilm über Jürgen Baldiga. Schon "Rettet das Feuer" (2019) von Regisseur Jasco Viefhues beschäftigte sich mit dem Leben und Wirken des 1993 an Aids gestorbenen Künstlers und Fotografen. Wie Viefhues' Film wird nun auch "Baldiga: Entsichertes Herz" des Regisseurs Markus Stein ("Unter Männern – Schwul in der DDR") von Salzgeber verliehen.
Warum auch Steins Blick auf Jürgen Baldiga lohnt? Zum einen zieht der Filmemacher Baldigas Biografie entlang seiner Tagebücher auf und bringt dadurch einen neuen, noch persönlicheren Ton in dieses ruhelose Leben. Zum anderen kann es im Grunde gar nicht genug Filme über diesen Mann geben, der zu einem Chronisten der schwulen Subkultur Berlins und unfreiwillig auch zu einem der Aids-Epidemie wurde, der völlig unabhängig von der Bedeutung der von ihm geschaffenen Zeitzeugnisse aber vor allem eins gewesen ist: ein großartiger Fotograf.
Befreiende Ehrlichkeit
Formal hat sich der Regisseur für eine Mischform entschieden: Aus dem Off vorgetragene Tagebucheinträge stehen neben Zeitzeugen-Interviews und nachgestellten Szenen. Durchweg bebildert wird das Ganze von den starken Fotografien Baldigas, die völlig unabhängig von ihrem historischen Kontext funktionieren und bis heute eine magische Anziehungskraft auf ihre Betrachter ausüben.
"Baldiga: Entsichertes Herz" ist das dokumentarische Porträt eines freiheitsliebenden Mannes, der für seine Freiheit Grenzen überschritt und der diese überschreiten konnte, weil er sie nicht als Grenzen begriff. Baldigas ungeschminkter Blick auf das Leben, die Liebe, Krankheit und Tod mag bis heute viele Betrachter provozieren. In der Ehrlichkeit seiner Bilder liegt aber auch etwas ungemein Befreiendes.
Als Chronist des schwulen West-Berlins ist Jürgen Baldiga aus dem kollektiven Gedächtnis der Szene ohnehin nicht mehr wegzudenken. Was die gesellschaftspolitische Relevanz seiner Bilder nicht zuletzt in Bezug auf das politische Versagen während der Aids-Krise anbelangt, herrscht allerdings noch Nachholbedarf. Der Regisseur Markus Stein bringt es selbst auf den Punkt: "Jenseits der Szene ist Baldiga definitiv ein Künstler, der erst noch entdeckt werden muss. So bekannt, wie er es verdient hätte, ist er nicht." Sein Film trägt dazu bei, dies zu ändern.
Fazit: Der Regisseur Markus Stein porträtiert mit Jürgen Baldiga (1959–1993) einen bedeutenden Fotografen und Chronisten der 1980er-Jahre, dessen Werk mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient hätte. Steins Dokumentarfilm ist ein weiterer wichtiger Baustein, um Baldiga einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Dies ist nicht der erste Dokumentarfilm über Jürgen Baldiga. Schon "Rettet das Feuer" (2019) von Regisseur Jasco Viefhues beschäftigte sich mit dem Leben und Wirken des 1993 an Aids gestorbenen Künstlers und Fotografen. Wie Viefhues' Film wird nun auch "Baldiga: Entsichertes Herz" des Regisseurs Markus Stein ("Unter Männern – Schwul in der DDR") von Salzgeber verliehen.
Warum auch Steins Blick auf Jürgen Baldiga lohnt? Zum einen zieht der Filmemacher Baldigas Biografie entlang seiner Tagebücher auf und bringt dadurch einen neuen, noch persönlicheren Ton in dieses ruhelose Leben. Zum anderen kann es im Grunde gar nicht genug Filme über diesen Mann geben, der zu einem Chronisten der schwulen Subkultur Berlins und unfreiwillig auch zu einem der Aids-Epidemie wurde, der völlig unabhängig von der Bedeutung der von ihm geschaffenen Zeitzeugnisse aber vor allem eins gewesen ist: ein großartiger Fotograf.
Befreiende Ehrlichkeit
Formal hat sich der Regisseur für eine Mischform entschieden: Aus dem Off vorgetragene Tagebucheinträge stehen neben Zeitzeugen-Interviews und nachgestellten Szenen. Durchweg bebildert wird das Ganze von den starken Fotografien Baldigas, die völlig unabhängig von ihrem historischen Kontext funktionieren und bis heute eine magische Anziehungskraft auf ihre Betrachter ausüben.
"Baldiga: Entsichertes Herz" ist das dokumentarische Porträt eines freiheitsliebenden Mannes, der für seine Freiheit Grenzen überschritt und der diese überschreiten konnte, weil er sie nicht als Grenzen begriff. Baldigas ungeschminkter Blick auf das Leben, die Liebe, Krankheit und Tod mag bis heute viele Betrachter provozieren. In der Ehrlichkeit seiner Bilder liegt aber auch etwas ungemein Befreiendes.
Als Chronist des schwulen West-Berlins ist Jürgen Baldiga aus dem kollektiven Gedächtnis der Szene ohnehin nicht mehr wegzudenken. Was die gesellschaftspolitische Relevanz seiner Bilder nicht zuletzt in Bezug auf das politische Versagen während der Aids-Krise anbelangt, herrscht allerdings noch Nachholbedarf. Der Regisseur Markus Stein bringt es selbst auf den Punkt: "Jenseits der Szene ist Baldiga definitiv ein Künstler, der erst noch entdeckt werden muss. So bekannt, wie er es verdient hätte, ist er nicht." Sein Film trägt dazu bei, dies zu ändern.
Fazit: Der Regisseur Markus Stein porträtiert mit Jürgen Baldiga (1959–1993) einen bedeutenden Fotografen und Chronisten der 1980er-Jahre, dessen Werk mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient hätte. Steins Dokumentarfilm ist ein weiterer wichtiger Baustein, um Baldiga einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Falk Straub
FBW-Bewertung zu "Baldiga: Entsichertes Herz"Jurybegründung anzeigen
?Ich bin an Menschen interessiert, die am Rande der Gesellschaft stehen ? und ihre Mitte gefunden haben?, hatte Jürgen Baldiga einst in einem seiner 40 Tagebücher vermerkt und dieser Satz umreißt ziemlich gut das, was Baldiga selbst gelebt hat. [...mehr]TrailerAlle "Baldiga: Entsichertes Herz"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Baldiga: Entsichertes Herz"
Land: DeutschlandWeitere Titel: Baldiga - Entsichertes Herz
Jahr: 2024
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Baldiga: Unlocked Heart
Länge: 92 Minuten
Kinostart: 28.11.2024
Regie: Markus Stein
Darsteller: Jürgen Baldiga, Ichgola Androgyn, Birgit Baldiga, Franziskus Claus, Tima die Göttliche
Kamera: Florian Lampersberger
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH