Hardcore Never Dies (2023)
Filmischer Retro-Trip in die Gabber-Subkultur der 1990er in den NiederlandenKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Michael (17) träumt von einer Zukunft als Pianist, aber seine Eltern wollen nichts davon wissen: Er soll lieber einem gesicherten Beruf nachgehen und sich eine stabile Existenz aufbauen. Doch seinen Job als Tomatenpflücker und -transporteur sieht er nur als vorübergehende Lösung auf seinem Weg in die Fernet: Wie sein Klavierlehrer möchte er einmal als Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten und so die Welt erkunden. Das steht aber in den Sternen: Als er sich am Konservatorium bewirbt, kommt er nur knapp in die zweite Runde, die Kritik des Professors fällt gewichtig aus.
Auf der Suche nach Inspiration erhält er Hilfe von unerwarteter Seite. Michaels entfremdeter Bruder Danny führt ihn in die Rotterdamer Gabber-Szene ein. Seine Eltern, besonders sein Vater, sind erzürnt: Sein Leben lang haben sie Michael Danny als Negativbeispiel vor Augen gehalten, als "gescheiterte Existenz", er sollte und müsse es anders haben und anders machen (selbst wenn es da den Eltern mehr um sie selbst ging als um ihren Sohn). Unter Druck von allen Seiten gibt sich Michael dem neuen Leben aus Parties, Hedonismus und Drogen hin - und setzt damit auch seine Zukunft aufs Spiel.
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Filmkritik
Bei "Hardcore never dies", einer Amazon Prime-Koproduktion, handelt es sich um ein niederländisches Spielfilm-Porträt der Hardcore/Gabber-Szene Rotterdams Mitte der 1990er. Der Film positioniert sich am Schnittpunkt zwischen Familiendrama, Coming-of-Age-Story und Subkultur-Doku und reiht sich ebenso in die Riege rezenter Filme ein, die auf die 1980er oder 1990er mit Retro-Brille und Nostalgie-Faktor blicken. Wobei das Resultat keineswegs eine unreflektierte Abfeierung einer vergangenen Zeit und ihrer Eigenarten ist.
"Hardcore never dies" ist recht klassisch konstruiert: Michael ist der "goldene Junge" mit Talent, dem die Welt offen steht, der "in die falschen Kreise" kommt und damit alles aufs Spiel setzt. Also ein recht klischeebeladenes dramaturgisches Konzept. Der Film zeigt die Schattenseiten der Gabber-Kultur, eines auf Hedonismus gründenden Lifestyles, lässt aber auch Ambivalenzen zu, vermittelt, was es ist, das Michael in dieses Leben zieht, was er dort findet.
Obwohl die Bilder, die Inszenierung durchaus rau daherkommen, die Erzählung auch Ambivalenzen der Figuren zulässt, ist der Film doch massentauglich gestaltet. Nicht umsonst verdiente er sich in seinem Herkunftsland das "Goldene Ticket" für über 100.000 Kinobesucher. Er funktioniert als zugängliches Porträt einer Subkultur, die zumindest vielen in den 1990ern jung Gewesenen nicht gänzlich fremd sein dürfte. Die Partyszenen inklusive Drogen-induzierten Tanzleinlagen und typischer Gabber-Musik entwickeln eine immersive Wirkung und lassen das Publikum in die präsentierte Welt eintauchen.
"Hardcore never dies" ist aber auch Familiendrama mit gesellschaftspolitischer Schlagseite und die Geschichte einer Identitätssuche: Michael und Danny kommen aus einer kleinbürgerlichen Familie, deren Enge beide zu entfliehen trachten. Danny hat seinen Weg bereits vor Jahren gewählt, er hat sich für Hedonismus und gegen die Regeln der "Bürgerlichkeit" entschieden, für das "Abenteuer", für ein Leben ohne Ziel und Plan. Was seine Eltern als "Scheitern" betrachten, sieht Danny als "Freiheit", wobei diese Freiheit ihren Preis hat. Michael hingegen könnte "nach oben" fliehen, nicht in die prollige Gabber-Subkultur, sondern in die Hochkultur. Doch auch das wollen seine Eltern, vor allem sein gestrenger Vater, nicht.
Seine Existenz ist geprägt von einem "Dazwischen", einem Feststecken in einer tristen Gegenwart, der entflohen werden muss, symbolisiert durch seinen Job beim Tomatenlieferanten: Sein Chef erzählt ihm von den "guten Aussichten", wenn er sich nur bemüht, verweist auf einen Kollegen, der bereits 18 Jahre dort arbeitet und es zum Vorarbeiter gebracht hat - für Michael der pure Horror. Er will nur weg, die eskapistischen Perspektiven Hedonismus / Drogenkonsum und - handel bzw. Kreuzschiff-Pianist verbinden mehr, als man auf den ersten Blick ahnen möchte. Und so ist es am Ende überraschenderweise gerade Danny, dem mehr an Michaels Zukunft als klassischer Musiker liegt, als seinem Vater.
Fazit: "Hardcore never dies" ist ein durchaus sehenswertes Porträt einer Subkultur, realistisch, wenn auch etwas klischeebeladen, anspruchsvoll umgesetzt, dabei trotzdem zugänglich, leicht nostalgisch, aber nie sentimental. Überzeugende Hauptdarsteller, eine stimmige Inszenierung und ein gelungener Soundtrack runden den Film zu einem soliden Seherlebnis ab.
"Hardcore never dies" ist recht klassisch konstruiert: Michael ist der "goldene Junge" mit Talent, dem die Welt offen steht, der "in die falschen Kreise" kommt und damit alles aufs Spiel setzt. Also ein recht klischeebeladenes dramaturgisches Konzept. Der Film zeigt die Schattenseiten der Gabber-Kultur, eines auf Hedonismus gründenden Lifestyles, lässt aber auch Ambivalenzen zu, vermittelt, was es ist, das Michael in dieses Leben zieht, was er dort findet.
Obwohl die Bilder, die Inszenierung durchaus rau daherkommen, die Erzählung auch Ambivalenzen der Figuren zulässt, ist der Film doch massentauglich gestaltet. Nicht umsonst verdiente er sich in seinem Herkunftsland das "Goldene Ticket" für über 100.000 Kinobesucher. Er funktioniert als zugängliches Porträt einer Subkultur, die zumindest vielen in den 1990ern jung Gewesenen nicht gänzlich fremd sein dürfte. Die Partyszenen inklusive Drogen-induzierten Tanzleinlagen und typischer Gabber-Musik entwickeln eine immersive Wirkung und lassen das Publikum in die präsentierte Welt eintauchen.
"Hardcore never dies" ist aber auch Familiendrama mit gesellschaftspolitischer Schlagseite und die Geschichte einer Identitätssuche: Michael und Danny kommen aus einer kleinbürgerlichen Familie, deren Enge beide zu entfliehen trachten. Danny hat seinen Weg bereits vor Jahren gewählt, er hat sich für Hedonismus und gegen die Regeln der "Bürgerlichkeit" entschieden, für das "Abenteuer", für ein Leben ohne Ziel und Plan. Was seine Eltern als "Scheitern" betrachten, sieht Danny als "Freiheit", wobei diese Freiheit ihren Preis hat. Michael hingegen könnte "nach oben" fliehen, nicht in die prollige Gabber-Subkultur, sondern in die Hochkultur. Doch auch das wollen seine Eltern, vor allem sein gestrenger Vater, nicht.
Seine Existenz ist geprägt von einem "Dazwischen", einem Feststecken in einer tristen Gegenwart, der entflohen werden muss, symbolisiert durch seinen Job beim Tomatenlieferanten: Sein Chef erzählt ihm von den "guten Aussichten", wenn er sich nur bemüht, verweist auf einen Kollegen, der bereits 18 Jahre dort arbeitet und es zum Vorarbeiter gebracht hat - für Michael der pure Horror. Er will nur weg, die eskapistischen Perspektiven Hedonismus / Drogenkonsum und - handel bzw. Kreuzschiff-Pianist verbinden mehr, als man auf den ersten Blick ahnen möchte. Und so ist es am Ende überraschenderweise gerade Danny, dem mehr an Michaels Zukunft als klassischer Musiker liegt, als seinem Vater.
Fazit: "Hardcore never dies" ist ein durchaus sehenswertes Porträt einer Subkultur, realistisch, wenn auch etwas klischeebeladen, anspruchsvoll umgesetzt, dabei trotzdem zugänglich, leicht nostalgisch, aber nie sentimental. Überzeugende Hauptdarsteller, eine stimmige Inszenierung und ein gelungener Soundtrack runden den Film zu einem soliden Seherlebnis ab.
Christian Klosz
TrailerAlle "Hardcore Never Dies"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Hardcore Never Dies"
Land: NiederlandeJahr: 2023
Genre: Action, Drama
Länge: 108 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 20.06.2024
Regie: Jim Taihuttu
Darsteller: Joes Brauers als Michael, Jim Deddes als Danny, Jordy Dijkshoorn, Huub Smit, Rosa Stil
Kamera: Lennart Verstegen
Verleih: Kinostar