Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger (2024)
Made in England: The Films of Powell and Pressburger
Dokumentarfilm von David Hinton: Der Film beleuchtet das Vermächtnis der Filmemacher William Powell und Emeric Pressburger, präsentiert von Martin Scorsese...Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Auf der Berlinale 2024 wurde Regisseur Martin Scorsese verdientermaßen mit einem Ehrenbären bedacht. Passend dazu wurde in der Sektion Berlinale Special die Dokumentation "Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger" des 2-fachen Bafta-Preisträgers David Hinton gezeigt.
In der Dokumentation stellt Martin Scorsese alle Filme des britisch-ungarischen Filmemacher-Duos William Powell und Emeric Pressburger detailliert vor und erklärt dabei auch ihre Bedeutung für sein eigenes Filmschaffen.
Powell und Pressburger realisierten in Großbritannien von 1939 bis 1972 insgesamt 24 Filmprojekte (ab 1942 mit der von ihnen gegründeten Produktionsfirma "The Archers"). Zunächst drehten sie Propagandafilme wie "Der Spion in Schwarz", anschließend zahlreiche optisch opulente, mitunter fantastische Filme, wie den Ballettfilm nach dem Märchen "Die roten Schuhe" von Hans Christian Andersen oder die augenzwinkernde fantastische Komödie "Irrtum im Jenseits".
Der österreichisch-ungarische Emigrant Pressburger, bis zu seiner Flucht vor den Nazis als Autor bei der UFA beschäftigt, war bei der Kooperation für das Drehbuch zuständig und wendete sich ab 1957 der Literatur zu. Powell hingegen, der sich vom Produktionshelfer zum, Regisseur und Produzent hochgearbeitet hatte, inszenierte nach Pressburgers Rückzug alleine weiter. 1960 entfachte er jedoch mit dem Thriller "Peeping Tom" (mit Karlheinz Böhm in der Hauptrolle) einen Skandal und fiel bei Publikum und Kritikern in Ungnade. Erst in den USA der 70er Jahre wurde er rehabilitiert und von Regisseuren wie Francis Ford Coppola, Brian de Palma und eben Martin Scorsese,(dessen Jahrzehntelange Cutterin Thelma Schoonmaker er 1984 heiratete) in eine Art Kultstatus gehoben.
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Filmkritik
Martin Scorsese ist nicht nur bekannt als oscarprämierter Regisseur grausam-realistischer Thriller ("Der Bär", "Casino") sondern auch als großer Bewahrer der Filmkunst mit der von ihm gegründeten World Cinema Foundation. In der Dokumentation "The Films of Powell and Pressburger" von Bafta-Preisträger David Hinton gibt Scorsese freimütig und umfangreich Einblick in jene Werke, die seine Filmbegeisterung begründeten: Die fantastischen Filme des britisch-ungarischen Filmemacher-Duos Michael Powell und Emeric Pressburger. Hier und heute nur noch selten zu sehen, prägten deren Werke in den Vierziger- und frühen Fünfziger Jahren doch sowohl das US-Vormittagsprogramm als auch die filmische Biografie Scorseses.
Als Kind an Asthma erkrankt, durfte der kleine Martin häufig nicht die Schule besuchen, weswegen er sich die Zeit vor dem Fernsehgerät vertrieb. Offenbar verbrachte er so viele Stunden vor dem Fernseher, dass er seine Lieblingsfilme - insbesondere Powell und Pressburger-Produktionen - Szene für Szene, Einstellung für Einstellung, in- und auswendig lernte.
70 Jahre später beschreibt er sie alle detailliert. Erzählt, von der Bedeutung jedes einzelnen Films für ihn persönlich - wann er ihn zuerst gesehen hat, welchen Eindruck er hingerlassen hat. Erklärt, wie einzelne Einstellungen und Szenen inszeniert wurden und ihre genaue Funktion im Film. Außerdem wann und in welchem seiner eigenen Filme er die Inszenierung einer Szene kopiert hat, um bei den Zuschauern eben genau jene Emotion zu erzeugen, die Powell und Pressburger in der entsprechenden Vorlage erzeugt hatten. Scorseses Begeisterung für und Liebe zu den Filmen ist dabei jederzeit spürbar. So ist "The Films of Powell and Pressburger" über die beiden, gerade der jüngeren Generationen eher unbekannten Filmemacher, eine sehr persönliche, großartige Lektion eines der bekanntesten und versiertesten Regisseure unserer Zeit in Sachen Filmanalyse und Inszenierung. Ein Juwel für Filmstudenten und -wissenschaftler, Scorsese-Fans und -Biografen, Filmschaffende und solche, die es werden wollen, gespickt mit so vielen Informationen, dass ein einmaliges Sehen kaum genügen wird.
Für alle anderen, für "Gelegenheitszuschauer", die ungeplant in der Dokumentation gelandet sind und all jende, die Scorseses Begeisterung und Liebe zum Medium Film nicht wenigstens ein bisschen teilen, dürfte die Doku hingegen leider auf Dauer ziemlich langweilig werden. Denn diese Lehrstunde in Sachen Inszenierungskunst ist recht lang geraten und dabei selbst auch noch ziemlich unspektakulär als eine Art Talking Head-Video inszeniert. Kombiniert werden eine Fülle von Archivmaterial über Powell und Pressburger, mit Ausschnitten aus ihren Filmen, einzelnen Szenen aus Scorsese-Filmen und Aufnahmen vom erzählenden Scorsese selbst. Und auch wenn Scorseses spürbare Begeisterung für die Filme ihn grundsympathisch wirken lassen und sein Kenntnisreichtum beeindruckt, so ist das leider nicht genug für eine Laufzeit von über zwei Stunden.
Fazit: Für die einen ein funkelndes Juwel, für die anderen zu lang und unspektakulär: Martin Scorsese als lehr- und kenntnisreicher Talking Head hat das Potenzial, Filmschaffende , -wissenschaftler und -studenten begeistern. Allen anderen ist die Doku leider nur eingeschränkt zu empfehlen.
Als Kind an Asthma erkrankt, durfte der kleine Martin häufig nicht die Schule besuchen, weswegen er sich die Zeit vor dem Fernsehgerät vertrieb. Offenbar verbrachte er so viele Stunden vor dem Fernseher, dass er seine Lieblingsfilme - insbesondere Powell und Pressburger-Produktionen - Szene für Szene, Einstellung für Einstellung, in- und auswendig lernte.
70 Jahre später beschreibt er sie alle detailliert. Erzählt, von der Bedeutung jedes einzelnen Films für ihn persönlich - wann er ihn zuerst gesehen hat, welchen Eindruck er hingerlassen hat. Erklärt, wie einzelne Einstellungen und Szenen inszeniert wurden und ihre genaue Funktion im Film. Außerdem wann und in welchem seiner eigenen Filme er die Inszenierung einer Szene kopiert hat, um bei den Zuschauern eben genau jene Emotion zu erzeugen, die Powell und Pressburger in der entsprechenden Vorlage erzeugt hatten. Scorseses Begeisterung für und Liebe zu den Filmen ist dabei jederzeit spürbar. So ist "The Films of Powell and Pressburger" über die beiden, gerade der jüngeren Generationen eher unbekannten Filmemacher, eine sehr persönliche, großartige Lektion eines der bekanntesten und versiertesten Regisseure unserer Zeit in Sachen Filmanalyse und Inszenierung. Ein Juwel für Filmstudenten und -wissenschaftler, Scorsese-Fans und -Biografen, Filmschaffende und solche, die es werden wollen, gespickt mit so vielen Informationen, dass ein einmaliges Sehen kaum genügen wird.
Für alle anderen, für "Gelegenheitszuschauer", die ungeplant in der Dokumentation gelandet sind und all jende, die Scorseses Begeisterung und Liebe zum Medium Film nicht wenigstens ein bisschen teilen, dürfte die Doku hingegen leider auf Dauer ziemlich langweilig werden. Denn diese Lehrstunde in Sachen Inszenierungskunst ist recht lang geraten und dabei selbst auch noch ziemlich unspektakulär als eine Art Talking Head-Video inszeniert. Kombiniert werden eine Fülle von Archivmaterial über Powell und Pressburger, mit Ausschnitten aus ihren Filmen, einzelnen Szenen aus Scorsese-Filmen und Aufnahmen vom erzählenden Scorsese selbst. Und auch wenn Scorseses spürbare Begeisterung für die Filme ihn grundsympathisch wirken lassen und sein Kenntnisreichtum beeindruckt, so ist das leider nicht genug für eine Laufzeit von über zwei Stunden.
Fazit: Für die einen ein funkelndes Juwel, für die anderen zu lang und unspektakulär: Martin Scorsese als lehr- und kenntnisreicher Talking Head hat das Potenzial, Filmschaffende , -wissenschaftler und -studenten begeistern. Allen anderen ist die Doku leider nur eingeschränkt zu empfehlen.
Julia Nieder
Besetzung & Crew von "Made in England: Die Filme von Powell und Pressburger"
Land: GroßbritannienJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Originaltitel: Made in England: The Films of Powell and Pressburger
Länge: 131 Minuten
Kinostart: 20.06.2024
Regie: David Hinton
Darsteller: Martin Scorsese, Michael Powell, Emeric Pressburger
Kamera: Ronan Killeen
Verleih: MUBI