Der Buchspazierer (2024)
Deutsche Literaturadaption: Der Regisseur Ngo The Chau hat Carsten Henns Bestseller mit Christoph Maria Herbst und Yuna Bennett in den Hauptrollen verfilmt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Carl Kollhoff (Christoph Maria Herbst) lebt ganz und gar für das gedruckte Wort. Der Buchhändler wohnt nicht nur in einer kleinen Dachkammer, die bis in den letzten Winkel mit Büchern vollgestellt ist, in denen er jeden Abend vor dem Schlafengehen liest, für seine Kunden hat er sich auch einen ganz besonderen Service ausgedacht. Jeden Nachmittag dreht Carl seine Runde durch die Altstadt und liefert all jenen, die es nicht in den Buchladen schaffen, zu Fuß ihre bestellten Bücher aus. Und weil Carl in der Welt der Literatur zu Hause ist, gibt er ihnen Namen aus bekannten Geschichten: Mister Darcy (Edin Hasanovic), Frau Langstrumpf (Maren Kroymann), Effi Briest (Hanna Hilsdorf), Herkules (Tristan Seith).
Mit dem originellen Service könnte aber bald Schluss sein. Der Buchladen, in dem Carl seit Jahrzehnten arbeitet, wurde von einer großen Kette übernommen. Und Carls neuer Chefin Frau Jattkowiak (Nikola Kastner) sind die Hausbesuche ein Dorn im Auge. Zum Glück gesellt sich eines Nachmittags unvermittelt die Schülerin Schascha (Yuna Bennett) hinzu, weicht Carl auf seinen Spaziergängen fortan nicht mehr von der Seite und wirbelt seine Routine gehörig durcheinander. Als Schaschas Vater (Ronald Zehrfeld) von der Sache Wind bekommt, treibt ihn das allerdings zur Weißglut.
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Filmkritik
"Der Buchspazierer": Märchenhafte Literaturliebhaber
"Lies, um zu leben!", forderte der französische Romancier Gustave Flaubert (1821–1880). Die Hauptfigur in diesem Film, der Buchhändler Carl Kollhoff (Christoph Maria Herbst), hat sich indessen so sehr dem gedruckten Wort verschrieben, dass er sein eigenes Leben darüber vergessen hat. Erst als ihm das Mädchen Schascha (Yuna Bennett) buchstäblich über den Weg läuft und ihn naseweis aus seiner erstarrten Routine reißt, lebt der alte Knochen wieder auf.
Wer nun denkt, dass die Geschichte eines Buchhändlers, der umgeben von Bücherbergen haust, Bücher zu Fuß von Tür zu Tür liefert und dabei von einem kleinen Mädchen begleitet wird, das klüger ist, als es in seinem Alter sein sollte, doch arg literarisch anmutet, der liegt richtig. Carsten Henn hat sie sich ausgedacht. Bis dato vornehmlich für Krimis und Sachbücher über Wein und Kochkunst bekannt, legte Henn im Jahr 2020 mit "Der Buchspazierer" etwas komplett anderes vor. Mit etwas Verzögerung avancierte der Roman zum Bestseller, wurde inzwischen weltweit in 29 Länder verkauft und jetzt von Ngo The Chau verfilmt.
Der 1977 geborene Kameramann und Regisseur, der zuletzt die Actionserie "Drift: Partners in Crime" verantwortete, hat für Fernsehen bereits mehrere Märchenfilme gedreht. Mit der Adaption von Henns Roman gibt er sein Kinodebüt als Regisseur. Und auch dieses mutet märchenhaft an.
Notwendige Kürzungen, umwerfende Optik
Als Kameramann weiß Chau, wie viel eine gute Optik zum Gelingen eines Films beiträgt. Was nach wie vor von viel zu vielen deutschen Kinoproduktionen sträflich vernachlässigt wird, macht "Der Buchspazierer" richtig. Visuell stimmt einfach alles: vom warmen Licht, in das Chau, der selbst die Kamera führt, die Geschichte taucht, über das pittoreske Städtchen, das mit seinen engen Gassen, Brückchen und Stegen und einer über die Jahrhunderte gewachsenen Architektur direkt einem Märchen entnommen sein könnte, bis hin zu der darauf abgestimmten Ausstattung und einem passenden Kostümbild. "Der Buchspazierer" schaut großartig, ebenso zauber- wie märchenhaft, einfach stimmungsvoll aus.
Da wiegt es denn auch nicht so schwer, dass sich die Fans der Vorlage in deren Verfilmung von einigen Figuren und Handlungssträngen schweren Herzens trennen müssen. Aus Carls Chefin Frau Gruber, die die Buchhandlung von ihrem Vater geerbt hat, wird Frau Jattkowiak (Nikola Kastner) und aus dem Familienbetrieb eine eintönige Kette. Die streunende Katze namens "Hund" kommt in der Adaption ebenso wenig vor wie Carls Kunden Doktor Faustus, der Vorleser und Schwester Amaryllis. All diese Änderungen geben dem Drehbuchautor Andi Rogenhagen jedoch die Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen im Buchhandel zu kritisieren und mehr Raum, die im Roman zu kurz gekommene Beziehung zwischen Schascha und ihrem Vater auszubauen. Letzten Endes machen sie die Adaption ein Stück weit besser als deren Vorlage.
Kesse Sprüche und ganz viel Herz
Carsten Henns Roman ist gut gemachte Unterhaltungsliteratur und genau das bietet auch Ngo The Chaus Film: Kurzweil mit kessen Sprüchen und ganz viel Herz. Aus dem bis in die kleinste Nebenrolle fabelhaft besetzten Ensemble ragt Yuna Bennett heraus. Als Schascha stiehlt sie nicht nur dem Buchspazierer Carl das Herz, sondern auch dem Publikum. Wohlfühlfilme gibt es jedes Jahr wie Sand am Meer. Wer im Herbst 2024 an der Kinokasse die Qual der Wahl hat, sollte sich beim Kartenkauf für diesen Film entscheiden.
Fazit: Ngo The Chau hat Carsten Henns gleichnamigen Bestseller verfilmt. Der Kameramann gibt damit sein Kinodebüt als Regisseur – und es ist mehr als gelungen. "Der Buchspazierer" schaut großartig aus, ist bis in die kleinste Nebenrolle fabelhaft besetzt und bietet gut gemachte Wohlfühlunterhaltung mit Hirn und Herz.
"Lies, um zu leben!", forderte der französische Romancier Gustave Flaubert (1821–1880). Die Hauptfigur in diesem Film, der Buchhändler Carl Kollhoff (Christoph Maria Herbst), hat sich indessen so sehr dem gedruckten Wort verschrieben, dass er sein eigenes Leben darüber vergessen hat. Erst als ihm das Mädchen Schascha (Yuna Bennett) buchstäblich über den Weg läuft und ihn naseweis aus seiner erstarrten Routine reißt, lebt der alte Knochen wieder auf.
Wer nun denkt, dass die Geschichte eines Buchhändlers, der umgeben von Bücherbergen haust, Bücher zu Fuß von Tür zu Tür liefert und dabei von einem kleinen Mädchen begleitet wird, das klüger ist, als es in seinem Alter sein sollte, doch arg literarisch anmutet, der liegt richtig. Carsten Henn hat sie sich ausgedacht. Bis dato vornehmlich für Krimis und Sachbücher über Wein und Kochkunst bekannt, legte Henn im Jahr 2020 mit "Der Buchspazierer" etwas komplett anderes vor. Mit etwas Verzögerung avancierte der Roman zum Bestseller, wurde inzwischen weltweit in 29 Länder verkauft und jetzt von Ngo The Chau verfilmt.
Der 1977 geborene Kameramann und Regisseur, der zuletzt die Actionserie "Drift: Partners in Crime" verantwortete, hat für Fernsehen bereits mehrere Märchenfilme gedreht. Mit der Adaption von Henns Roman gibt er sein Kinodebüt als Regisseur. Und auch dieses mutet märchenhaft an.
Notwendige Kürzungen, umwerfende Optik
Als Kameramann weiß Chau, wie viel eine gute Optik zum Gelingen eines Films beiträgt. Was nach wie vor von viel zu vielen deutschen Kinoproduktionen sträflich vernachlässigt wird, macht "Der Buchspazierer" richtig. Visuell stimmt einfach alles: vom warmen Licht, in das Chau, der selbst die Kamera führt, die Geschichte taucht, über das pittoreske Städtchen, das mit seinen engen Gassen, Brückchen und Stegen und einer über die Jahrhunderte gewachsenen Architektur direkt einem Märchen entnommen sein könnte, bis hin zu der darauf abgestimmten Ausstattung und einem passenden Kostümbild. "Der Buchspazierer" schaut großartig, ebenso zauber- wie märchenhaft, einfach stimmungsvoll aus.
Da wiegt es denn auch nicht so schwer, dass sich die Fans der Vorlage in deren Verfilmung von einigen Figuren und Handlungssträngen schweren Herzens trennen müssen. Aus Carls Chefin Frau Gruber, die die Buchhandlung von ihrem Vater geerbt hat, wird Frau Jattkowiak (Nikola Kastner) und aus dem Familienbetrieb eine eintönige Kette. Die streunende Katze namens "Hund" kommt in der Adaption ebenso wenig vor wie Carls Kunden Doktor Faustus, der Vorleser und Schwester Amaryllis. All diese Änderungen geben dem Drehbuchautor Andi Rogenhagen jedoch die Gelegenheit, aktuelle Entwicklungen im Buchhandel zu kritisieren und mehr Raum, die im Roman zu kurz gekommene Beziehung zwischen Schascha und ihrem Vater auszubauen. Letzten Endes machen sie die Adaption ein Stück weit besser als deren Vorlage.
Kesse Sprüche und ganz viel Herz
Carsten Henns Roman ist gut gemachte Unterhaltungsliteratur und genau das bietet auch Ngo The Chaus Film: Kurzweil mit kessen Sprüchen und ganz viel Herz. Aus dem bis in die kleinste Nebenrolle fabelhaft besetzten Ensemble ragt Yuna Bennett heraus. Als Schascha stiehlt sie nicht nur dem Buchspazierer Carl das Herz, sondern auch dem Publikum. Wohlfühlfilme gibt es jedes Jahr wie Sand am Meer. Wer im Herbst 2024 an der Kinokasse die Qual der Wahl hat, sollte sich beim Kartenkauf für diesen Film entscheiden.
Fazit: Ngo The Chau hat Carsten Henns gleichnamigen Bestseller verfilmt. Der Kameramann gibt damit sein Kinodebüt als Regisseur – und es ist mehr als gelungen. "Der Buchspazierer" schaut großartig aus, ist bis in die kleinste Nebenrolle fabelhaft besetzt und bietet gut gemachte Wohlfühlunterhaltung mit Hirn und Herz.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Der Buchspazierer"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Komödie
Länge: 98 Minuten
FSK: 6
Kinostart: 10.10.2024
Regie: The Chau Ngo
Darsteller: Christoph Maria Herbst als Carl Kollhoff, Yuna Bennett als Schascha, Ronald Zehrfeld als Vater, Maren Kroymann als Frau Langstrumpf, Edin Hasanovic als Mr. Darcy
Kamera: The Chau Ngo
Verleih: Studiocanal
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