Ein klebriges Abenteuer: Daffy Duck und Schweinchen Dick retten den Planeten (2024)

"Ein klebriges Abenteuer": Animationsspaß mit Nostalgiefaktor

Kaum zu glauben, aber wahr: Dies ist der erste reine Animationsfilm in abendfüllender Länge aus dem Looney-Tunes-Universum, der in die Kinos kommt! Zuvor waren die lustigen Figuren immer nur auf der Kurzstrecke oder an der Seite echter Menschen in Mischformen aus Real- und Zeichentrickfilm zu sehen, etwa in "Mein Traum bist Du" (1949), "Space Jam" (1996) oder "Looney Tunes: Back in Action" (2003). Durften sie auch einmal auf der Langstrecke antreten, dann erschienen diese Filme lediglich auf dem Heimkinomarkt. Direkt im Wohnzimmer wäre beinahe auch "Ein klebriges Abenteuer" gelandet, denn ursprünglich sollte die Warner-Bros.-Produktion über den hauseigenen Streamingdienst HBO Max sowie über den Kabelsender Cartoon Network ausgewertet werden. Umstrukturierung bei Warner führten zu einem Umdenken und bescheren dem Kinopublikum ein herrlich verrücktes Abenteuer.

Im Zentrum steht nicht etwa der berühmteste Vertreter der Looney-Tunes-Sippe, Bugs Bunny, sondern zwei seiner Kollegen, die noch ein wenig älter sind. Während der gewitzte Hase im Jahr 1940 seinen ersten Auftritt hatte, erblickten die lispelnde Ente Daffy Duck bereits 1937 und das stotternde Schweinchen Dick gar schon 1935 das Licht der Zeichentrickwelt. Wie es der Untertitel verrät, retten die zwei auf der großen Leinwand nun nichts Geringeres als unseren Planeten. Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, der wie zu erwarten alle paar Meter mit irrwitzigen Fehltritten gesäumt ist.

Vom Fan zum Filmemacher

Auf dem Regiestuhl hat ein waschechter Fan Platz genommen. Von alten Looney-Tunes-Cartoons und Filmen wie "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" (1988) inspiriert, begann der 1979 geborene Peter Browngardt schon in der Grundschule, seine eigenen Animationsfilme umzusetzen. Mit 19 Jahren heuerte er bei der Zeichentrickserie "Futurama" an, wechselte wenig später zu Cartoon Network und schuf dort unter anderem die preisgekrönten Serien "Secret Mountain Fort Awesome" und "Uncle Grandpa". Zuletzt zeichnete er bei Warner Bros. Animation für mehr als 200 Looney-Tunes-Episoden verantwortlich, aus denen die Idee zu "Ein klebriges Abenteuer" erwuchs.

Der Originaltitel gibt die Richtung vor. Wer bei "The Day the Earth Blew Up" an den Science-Fiction-Klassiker "The Day the Earth Stood Still" (1951; dt. Titel: "Der Tag, an dem die Erde stillstand") denkt, liegt goldrichtig. Denn Browngardt schwebte eine "von einem B-Movie aus den 1950ern inspirierte Buddy-Komödie" vor. Und er liefert genau das ab.

Werktreue mit Stärken und Schwächen

Der Nostalgiefaktor ist hoch. Vom idyllischen Landleben bei Farmer Jim, mit dem die Handlung beginnt, über das baufällige Haus, das Daffy und Schweinchen Dick sanieren wollen, bis zu ihrem Job in der Kaugummifabrik – alles ist auf alt getrimmt. Und die wissenschaftlichen Elemente sehen retrofuturistisch aus. Kämen nicht moderne Gerätschaften wie Smartphones vor, man könnte glatt glauben, einen Cartoon aus einer vergangenen Zeit vor sich zu haben.

Diese Werktreue ist Stärke und Schwäche zugleich. Endlich einmal ein Looney-Tunes-Abenteuer in Spielfilmlänge auf der großen Leinwand bewundern zu können – noch dazu, wenn die Animationen so vorzüglich sind wie in diesem Film –, das ist ein Riesenspaß. Unterm Strich stehen allerdings nicht viel mehr als überdrehte Albernheiten und wahnwitzige Slapstickeinlagen. Für eine Metaebene, die die große Klasse vieler moderner Animationsfilme ausmacht, waren die alten Cartoons nicht bekannt und so sucht man sie auch in diesem Kinofilm vergeblich.

Der tempo- und actionreiche Hau-drauf-Humor funktioniert auch 2024 noch, wirkt jedoch arg antiquiert. Vor allem aber trägt er nicht über eine Laufzeit von eineinhalb Stunden. Die ohnehin schon hauchdünne Story wird durch mindesten eine Wendung zu viel zu sehr in die Länge gezogen. Doch anders als die flexiblen Figuren, denen das Verformen ihrer Körper nichts anhaben kann, nimmt der Film daran Schaden. Beim Publikum stellen sich Ermüdungserscheinungen ein. Wenn schon nach 70 Minuten Schluss gewesen wäre, es hätte dieses Animationsabenteuer noch flotter und runder gemacht.

Fazit: "Ein klebriges Abenteuer" ist der erste reine Animationsfilm in Spielfilmlänge überhaupt, der es aus dem Looney-Tunes-Universum auf die große Leinwand schafft. Allein dieser Umstand ist einen Kinobesuch wert. Wundervoll animiert und rasant erzählt, bleibt Regisseur Peter Browngardt dem Geist der alten Cartoons treu. Viel mehr als überdrehte Action und irrwitzigen Slapstick hat dieser retrofuturische Sci-Fi-Spaß allerdings auch nicht zu bieten.