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FBW-Bewertung: Morgen irgendwo am Meer (2023)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Ein Film von jungen Menschen für junge Menschen, das ist die Prämisse des erfrischenden Coming-of-Age Roadmovies MORGEN IRGENDWO AM MEER. Zusammen mit einer ungleichen 4er-Gruppe an Abiturient:innen geht es in einem alten Mercedes nach Portugal, in dieser wundervollen Zeit zwischen Ende der Schule und Beginn des ?richtigen Lebens?.

In Patrick Büchtings Verfilmung von Adriana Popescus gleichnamigen Roman ist schnell klar: Es sind die letzten Wochen Unbeschwertheit, dann ändert sich alles. Romy geht nach dem Abi so weit weg wie möglich, Julian macht seine Eltern stolz und studiert etwas ?richtiges?, nur Konrad wird bleiben: Er hat die Schule nicht geschafft und darf eine Extrarunde drehen. Es ist also die letzte Chance, um Sachen zu sagen, die sonst für immer unausgesprochen bleiben, und Dinge zu tun, die man nie wieder tun würde. Dass diese emotionale Bürde nicht erdrückend wirkt, ist der unprätentiösen Inszenierung des Regisseurs und seines sympathischen Casts zu verdanken.

Obwohl es in Sachen Backstory zur Sache geht, überwiegt der Sommer-Charme und leichte Tonfall der Erzählung. Das bedeutet jedoch nicht, dass leichtfertig über emotionale Tiefen und Brüche in den Beziehungen hinweggegangen wird, im Gegenteil (besonders gelungen: Romys Zusammenbruch in Arles). Es gibt viel zu entdecken bei den zuerst drei, dann vier Unfreiwilligen der Reisegesellschaft. Doch man stellt sich diesen Fragen gerne, fast nebenbei, und dadurch erreichen sie eine besondere Tiefe. Dann überrascht die Erzählung mit originellen Wendungen, die einen neu hinterfragen lassen, in der Sicherheit, dass entlastende Momente nicht weit sind. Das episodische Erzählschema des Roadmovies trägt hier positiv dazu bei.

Die vier Charaktere jongliert der Film mit Leichtigkeit und gesteht trotzdem jeder Figur einen eigenen Entwicklungsbogen und eine Form von Happy End zu. Das ist in Zeiten großer Unsicherheit, mit denen Heranwachsende mehr denn je konfrontiert sind, mehr als nur der naive Wunsch nach Idylle. Es ist eine Form von Utopie, die da im Mercedes geschildert wird. Man kann kaputte Beziehungen wieder aufnehmen und die eigene Zukunft in die Hand nehmen ? oder eben nicht, auf jeden Fall hat man eine Wahl!

Mancher Dialog wirkt hölzern und es wird sich zu sehr auf die tragische Backstory als Antrieb verlassen. Dies gilt es aber angesichts des Mikro-Budgets und engagierten Debüts, das zum Teil über Crowdfunding finanziert wurde, zu vernachlässigen. Was bleibt, ist eine authentische Momentaufnahme über eine besondere Zeit im Leben, die durchgängig unter dem Ansatz Peer-to-Peer zu verstehen ist.

Die FBW-Jury vergibt nach ausgiebiger Diskussion und Abwägung aller Argumente gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.



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