Sold City (2024)
In diesem deutschen Dokumentarfilm blicken Leslie Franke und Herdolor Lorenz auf den deutschen (und internationalen) Wohnungsmarkt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Ein Dokumentarfilm in zwei Teilen: Im ersten Teil "Eigentum statt Menschenrecht" geht es um Immobilien als Geldanlage und um die legalen Mittel und unsauberen Praktiken, mit denen dieses Geschäft einhergeht. Der zweite Teil "Enteignung statt Miete für die Rendite" beschäftigt sich mit den großen Wohnungsbaugesellschaften und -unternehmen und mit der Frage, ob sich diese enteignen lassen würden, wie dies in Berlin von Bürgerinitiativen seit längerer Zeit angestrebt wird.
Dafür ist das Filmduo Leslie Franke und Herdolor Lorenz nach Berlin, Hamburg, Köln und München, nach London, Wien und Singapur gereist, hat von Mietsteigerungen, Eigenbedarfskündigungen und "Entmietung" betroffene Menschen getroffen und mit Experten wie Dr. phil. Andrij Holm, dem Stadtsoziologen an der Berliner Humboldt Universität, gesprochen.
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Filmkritik
"Sold City": Ware Wohnraum vs. wahrer Wohnraum
Wer in Städten wie Berlin, Hamburg oder München lebt, weiß, dass Wohnraum nicht nur in fernen Metropolen wie New York City, Paris oder London, sondern auch hierzulande immer teurer wird. Woran das liegt, dass dem nicht immer so war und wie es auch anders gehen könnte, zeigen die Regisseurin Leslie Franke und der Autor Herdolor Lorenz in ihrer zweiteiligen Doku "Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird". Franke und Lorenz sind ein eingespieltes Gespann. Seit 1986 machen die zwei gemeinsam Filme und haben seither unzählige sozialkritische Dokus vorgelegt ("Water Makes Money", "Wer rettet wen?" u. a.).
Ihr neuestes Werk bezeichnen sie bewusst als einen "Film von unten". Denn in den etwas mehr als 200 Minuten Laufzeit kommen fast ausschließlich Mieter und jene zu Wort, die sich für deren Belange einsetzen. Gegenstimmen, also beispielsweise Verteidiger des freien Marktes, sind selten – was schade ist. Denn nimmt mit Roger Akelius, dem Gründer des gleichnamigen Immobilienunternehmens, auch einmal einer ihrer Vertreter vor der Kamera Platz, dann entlarven seine mit viel Verständnis für die Betroffenen vorgetragenen Argumente ihn als kühl kalkulierten Kapitalisten. Je länger Akelius redet (und er hört sich sehr gern selbst reden), desto klarer tritt hinter einem vorgeschobenen Pragmatismus purer Zynismus hervor. Seine Firma verfahre stets im rechtlichen Rahmen. Wem das nicht in den Kram passe, der müsse halt die Gesetze ändern.
Eine "Sterilisierung" der Städte
Womit wir bei einer der Hauptursachen für die Misere wären. Neben gestiegenen Baukosten, noch stärker gestiegenen Bodenkosten, einem Rückgang des sozialen Wohnungsbaus und einer Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen hängt viel mit der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit im Jahr 1990 zusammen. Seither sei den Investoren auf dem deutschen Wohnungsmarkt Tür und Tor geöffnet, mit Grund und Boden und Immobilien zu spekulieren, so der Film. Diese Entwicklung ist kein rein deutsches Phänomen. In England begann sie unter der Regierung Thatcher bereits zehn Jahre früher. Wohin dies führen kann, dokumentieren Franke und Lorenz mit Bildern aus London, das in einigen von leerstehenden Luxusimmobilien geprägten Stadtteilen, in denen private Security patrouilliert und selbst das Filmen untersagt ist, inzwischen einer "sterilisierten Stadt" gleichkäme, wie eine Expertin meint.
Vieles davon ist nicht neu, war bereits in anderen Dokumentarfilmen wie beispielsweise "Betongold" (2013) oder "PUSH – Für das Grundrecht auf Wohnen" (2019) zu sehen und hören oder wurde in unzähligen Polittalks im Fernsehen diskutiert. Auch das positive Gegenbeispiel Wien, das Franke und Lorenz vorstellen, dürfte inzwischen jeder kennen, der sich mit der Materie schon einmal befasst hat. Erfrischend ist indessen der Schwenk nach Singapur. Auch wenn sich das Modell des Stadtstaates, dem 80 Prozent des Bodens im Staatsgebiet gehört und der diesen an Wohnungseigentümer auf 99 Jahre verpachtet, nicht einfach nach Deutschland übertragen lässt und derweil eigene Probleme birgt, eröffnet dieser Blick über den Tellerrand hinaus zumindest eine spannende Perspektive.
Wenig Neues, viele Redundanzen
Neben der inhaltlichen Einseitigkeit und vielen kleinen technischen Unsauberkeiten, was das Bild und den Ton anbelangt, ist die Länge die größte Schwäche dieses Films. Auf zwei Teile und mehr als 200 Minuten verteilt, reihen sich schlicht und einfach zu viele ähnliche Erfahrungsberichte aneinander. Deren Zusammenstellung wirkt mitunter wahllos. Deutlich mehr Struktur in Form notwendiger Kürzungen, einer besseren Sortierung und Zuspitzung hätten "Sold City" gutgetan. Wichtig und jedem in der Politik tätigen Menschen ans Herz zu legen ist dieser Film dennoch.
Fazit: "Sold City" ist nicht nur ein weiterer, sondern auch ein wichtiger Dokumentarfilm über den Wohnungs- und Mietmarkt. Auf zwei Teile verteilt und mehr als 200 Minuten lang, kommt er allerdings nicht ohne unnötige Längen und Wiederholungen aus.
Wer in Städten wie Berlin, Hamburg oder München lebt, weiß, dass Wohnraum nicht nur in fernen Metropolen wie New York City, Paris oder London, sondern auch hierzulande immer teurer wird. Woran das liegt, dass dem nicht immer so war und wie es auch anders gehen könnte, zeigen die Regisseurin Leslie Franke und der Autor Herdolor Lorenz in ihrer zweiteiligen Doku "Sold City – Wenn Wohnen zur Ware wird". Franke und Lorenz sind ein eingespieltes Gespann. Seit 1986 machen die zwei gemeinsam Filme und haben seither unzählige sozialkritische Dokus vorgelegt ("Water Makes Money", "Wer rettet wen?" u. a.).
Ihr neuestes Werk bezeichnen sie bewusst als einen "Film von unten". Denn in den etwas mehr als 200 Minuten Laufzeit kommen fast ausschließlich Mieter und jene zu Wort, die sich für deren Belange einsetzen. Gegenstimmen, also beispielsweise Verteidiger des freien Marktes, sind selten – was schade ist. Denn nimmt mit Roger Akelius, dem Gründer des gleichnamigen Immobilienunternehmens, auch einmal einer ihrer Vertreter vor der Kamera Platz, dann entlarven seine mit viel Verständnis für die Betroffenen vorgetragenen Argumente ihn als kühl kalkulierten Kapitalisten. Je länger Akelius redet (und er hört sich sehr gern selbst reden), desto klarer tritt hinter einem vorgeschobenen Pragmatismus purer Zynismus hervor. Seine Firma verfahre stets im rechtlichen Rahmen. Wem das nicht in den Kram passe, der müsse halt die Gesetze ändern.
Eine "Sterilisierung" der Städte
Womit wir bei einer der Hauptursachen für die Misere wären. Neben gestiegenen Baukosten, noch stärker gestiegenen Bodenkosten, einem Rückgang des sozialen Wohnungsbaus und einer Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen hängt viel mit der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit im Jahr 1990 zusammen. Seither sei den Investoren auf dem deutschen Wohnungsmarkt Tür und Tor geöffnet, mit Grund und Boden und Immobilien zu spekulieren, so der Film. Diese Entwicklung ist kein rein deutsches Phänomen. In England begann sie unter der Regierung Thatcher bereits zehn Jahre früher. Wohin dies führen kann, dokumentieren Franke und Lorenz mit Bildern aus London, das in einigen von leerstehenden Luxusimmobilien geprägten Stadtteilen, in denen private Security patrouilliert und selbst das Filmen untersagt ist, inzwischen einer "sterilisierten Stadt" gleichkäme, wie eine Expertin meint.
Vieles davon ist nicht neu, war bereits in anderen Dokumentarfilmen wie beispielsweise "Betongold" (2013) oder "PUSH – Für das Grundrecht auf Wohnen" (2019) zu sehen und hören oder wurde in unzähligen Polittalks im Fernsehen diskutiert. Auch das positive Gegenbeispiel Wien, das Franke und Lorenz vorstellen, dürfte inzwischen jeder kennen, der sich mit der Materie schon einmal befasst hat. Erfrischend ist indessen der Schwenk nach Singapur. Auch wenn sich das Modell des Stadtstaates, dem 80 Prozent des Bodens im Staatsgebiet gehört und der diesen an Wohnungseigentümer auf 99 Jahre verpachtet, nicht einfach nach Deutschland übertragen lässt und derweil eigene Probleme birgt, eröffnet dieser Blick über den Tellerrand hinaus zumindest eine spannende Perspektive.
Wenig Neues, viele Redundanzen
Neben der inhaltlichen Einseitigkeit und vielen kleinen technischen Unsauberkeiten, was das Bild und den Ton anbelangt, ist die Länge die größte Schwäche dieses Films. Auf zwei Teile und mehr als 200 Minuten verteilt, reihen sich schlicht und einfach zu viele ähnliche Erfahrungsberichte aneinander. Deren Zusammenstellung wirkt mitunter wahllos. Deutlich mehr Struktur in Form notwendiger Kürzungen, einer besseren Sortierung und Zuspitzung hätten "Sold City" gutgetan. Wichtig und jedem in der Politik tätigen Menschen ans Herz zu legen ist dieser Film dennoch.
Fazit: "Sold City" ist nicht nur ein weiterer, sondern auch ein wichtiger Dokumentarfilm über den Wohnungs- und Mietmarkt. Auf zwei Teile verteilt und mehr als 200 Minuten lang, kommt er allerdings nicht ohne unnötige Längen und Wiederholungen aus.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Sold City"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Länge: 102 Minuten
Kinostart: 06.06.2024
Regie: Leslie Franke
Kamera: Hermann Lorenz, Stefan Corinth, Axel Schaeffler
Verleih: Salzgeber & Co. Medien GmbH
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