Don't Worry About India (2022)
In diesem Dokumentarfilm aus Indien, der Schweiz und Deutschland reist ein indischer Filmemacher zurück in seine alte Heimat.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Arjun Jr. wuchs in Indien auf, bevor er mit seinen Eltern und seiner Schwester als junger Mann in die USA zog, weil seine Eltern ihren Kindern eine bessere berufliche Zukunft ermöglichen wollten. Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, dann wäre Arjun Jr. in dessen IT-Firma eingestiegen. Stattdessen zog es ihn nach Europa, um Filmemacher zu werden. Im Jahr 2019 kehrt er für einen Dokumentarfilm über die indische Demokratie in sein Heimatland zurück.
Während der Parlamentswahl trifft der Regisseur auf seine Eltern, die mittlerweile wieder in Indien leben, und deren aktuelle und ehemalige Angestellte. Er interviewt zwei seiner Onkel, die sehr unterschiedliche Leben führen, einen Caddy seines Onkels, den Fahrer, der ihn jeden Tag zur Schule brachte und viele weitere ehemalige Weggefährten und am Wegesrand getroffene Menschen. Dabei unterzieht er das Bild, das ihm von Indien in der Schule vermittelt wurde, einem Realitätscheck.
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Filmkritik
"Don't Worry About India": Ironischer Abgleich mit der Wirklichkeit
Dieser Film hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – und ist trotzdem aktuell. Während der Parlamentswahlen 2019 in Indien gedreht, feierte er beim Visions du Réel in Nyon, dem drittgrößten Filmfestival der Schweiz, im April 2022 seine Weltpremiere. Der offizielle Kinostart in Deutschland erfolgt nun zu einem Zeitpunkt, als die nächsten Parlamentswahlen just vorüber sind. Zwar sind zum Starttag noch nicht alle Stimmen ausgezählt, Premierminister Narendra Modi dürfte aber im Amt bleiben (muss aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch herbe Verluste hinnehmen). Im Vergleich zu den im Film dokumentierten Wahlen von vor fünf Jahren scheint der Hindu-Nationalismus ein wenig abgeflaut zu sein.
Wenn das Persönliche politisch wird
Gedreht wurde der Film vom Nama Filmcollective, das in den Credits auch bei der Regie genannt wird. Wer sich namentlich hinter dieser Gruppe indischer und europäischer Filmschaffender verbirgt, ist nicht ersichtlich. Als Dreh- und Angelpunkt fungiert jedoch der Filmemacher Arjun Jr., der dieser Doku auch als Erzähler dient. Das Kollektiv hat sich dafür entschieden, den Zustand der größten Demokratie der Erde, in der es mehr als zweieinhalbtausend Parteien gibt, aus seiner Perspektive und entlang seiner Familie und deren aktuellen und ehemaligen Angestellten zu erzählen.
Dieser persönliche Blickwinkel hat Vor- und Nachteile. Das Publikum kann sich mühelos mit dem Protagonisten identifizieren, selbst wenn dieser größtenteils unsichtbar bleibt und seine Blauäugigkeit in Bezug auf die Klassenzugehörigkeit seiner Familie und auf die indische Demokratie als "Erfolgsgeschichte" nur schwer zu glauben ist. Ebenso ist der ironisch gewählte Ton das richtige Stilmittel, um diesem Riesenstaat mit all seinen Absurditäten angemessen zu begegnen. Das Persönliche und Ironische verstellt aber auch den Blick aufs große Ganze. "Don't Worry About India" zeigt lediglich einen klitzekleinen Ausschnitt eines monumentalen Mosaiks. Und der Humor mildert Ungleichheiten und himmelschreiende Ungerechtigkeiten auch stets ein wenig ab.
Fazit: In "Don't Worry About India" nähert sich das Nama Filmcollective in Person des Regisseurs Arjun Jr. der größten Demokratie der Welt. Der persönliche Zugang und der subjektive Blickwinkel erleichtern die Identifikation. Der ironische Ton macht Spaß, wirkt angesichts des Ernsts der Lage aber auch nicht durchweg angebracht.
Dieser Film hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel – und ist trotzdem aktuell. Während der Parlamentswahlen 2019 in Indien gedreht, feierte er beim Visions du Réel in Nyon, dem drittgrößten Filmfestival der Schweiz, im April 2022 seine Weltpremiere. Der offizielle Kinostart in Deutschland erfolgt nun zu einem Zeitpunkt, als die nächsten Parlamentswahlen just vorüber sind. Zwar sind zum Starttag noch nicht alle Stimmen ausgezählt, Premierminister Narendra Modi dürfte aber im Amt bleiben (muss aller Wahrscheinlichkeit nach jedoch herbe Verluste hinnehmen). Im Vergleich zu den im Film dokumentierten Wahlen von vor fünf Jahren scheint der Hindu-Nationalismus ein wenig abgeflaut zu sein.
Wenn das Persönliche politisch wird
Gedreht wurde der Film vom Nama Filmcollective, das in den Credits auch bei der Regie genannt wird. Wer sich namentlich hinter dieser Gruppe indischer und europäischer Filmschaffender verbirgt, ist nicht ersichtlich. Als Dreh- und Angelpunkt fungiert jedoch der Filmemacher Arjun Jr., der dieser Doku auch als Erzähler dient. Das Kollektiv hat sich dafür entschieden, den Zustand der größten Demokratie der Erde, in der es mehr als zweieinhalbtausend Parteien gibt, aus seiner Perspektive und entlang seiner Familie und deren aktuellen und ehemaligen Angestellten zu erzählen.
Dieser persönliche Blickwinkel hat Vor- und Nachteile. Das Publikum kann sich mühelos mit dem Protagonisten identifizieren, selbst wenn dieser größtenteils unsichtbar bleibt und seine Blauäugigkeit in Bezug auf die Klassenzugehörigkeit seiner Familie und auf die indische Demokratie als "Erfolgsgeschichte" nur schwer zu glauben ist. Ebenso ist der ironisch gewählte Ton das richtige Stilmittel, um diesem Riesenstaat mit all seinen Absurditäten angemessen zu begegnen. Das Persönliche und Ironische verstellt aber auch den Blick aufs große Ganze. "Don't Worry About India" zeigt lediglich einen klitzekleinen Ausschnitt eines monumentalen Mosaiks. Und der Humor mildert Ungleichheiten und himmelschreiende Ungerechtigkeiten auch stets ein wenig ab.
Fazit: In "Don't Worry About India" nähert sich das Nama Filmcollective in Person des Regisseurs Arjun Jr. der größten Demokratie der Welt. Der persönliche Zugang und der subjektive Blickwinkel erleichtern die Identifikation. Der ironische Ton macht Spaß, wirkt angesichts des Ernsts der Lage aber auch nicht durchweg angebracht.
Falk Straub
TrailerAlle "Don't Worry About India"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Don't Worry About India"
Land: Deutschland, Schweiz, IndienJahr: 2022
Genre: Dokumentation
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 06.06.2024
Regie: Nama Filmcollective
Kamera: Nama Filmcollective
Verleih: missingFilms