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Ezra - Eine Familiengeschichte (2023)

Ezra

US-amerikanische Tragikomödie, in der ein verzweifelter Vater seinem autistischen Sohn während eines Roadtrips näherkommt.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 5 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.2 / 5

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Für den alteingesessenen New Yorker Max (Bobby Cannavale) könnte es derzeit kaum schlechter laufen. Seine Karriere als Stand-up-Comedian stagniert. Nach der Trennung von seiner Frau Jenna (Rose Byrne), die mit dem erfolgreichen Anwalt Bruce (Tony Goldwyn) bereits einen neuen Partner an ihrer Seite hat, ist er zurück zu seinem Vater Stan (Robert De Niro) gezogen, was sein Liebesleben nicht gerade erleichtert. Die größten Sorgen bereitet Max jedoch sein autistischer Sohn Ezra (William A. Fitzgerald).

Als Ezra von der Schule verwiesen wird, auf eine Förderschule wechseln soll und von einem Arzt zudem starke Medikamente verschrieben bekommt, verliert Max, der ohnehin schnell aus der Haut fährt, endgültig die Nerven. Ohne Jennas Wissen entführt er Ezra auf einen Roadtrip, der erst in Los Angeles endet. Denn dort hat Max' Agentin Jayne (Whoopi Goldberg) einen wichtigen Auftritt in einer Late-Night-Show für ihn gebucht. Weil er Ezra für seinen Glücksbringer hält, lässt er den Jungen selbst während seiner Auftritte zu nachtschlafender Zeit nicht aus den Augen. Erst spät erkennt Max schließlich, dass er einen anderen Umgang mit seinem Sohn und dessen Erkrankung finden muss.

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"Ezra": Wenn der Vater mit dem Sohne

Wäre die US-Filmlandschaft tatsächlich eine Landschaft, also ein von lebenden Organismen bevölkertes Stück Natur, eine Spezies wie "Ezra" stünde auf der Roten Liste. Angesichts der immer aufgeblähteren Budgets gefräßiger, alles um sie herum verschlingender Blockbuster sind Filme mit mittleren oder kleinen Budgets schon lange vom Aussterben bedroht. Ab und an aber verirrt sich davon doch noch einer in die Kinos, hebt von der großen Leinwand herunter verschüchtert den Kopf und verblüfft das auf der Lauer nach guter Laune liegende Publikum mit seiner emotionalen Tiefe.

Früher wurden Filme wie "Ezra" häufiger in der freien Kino-Wildbahn gesichtet. Heute kratzt man sich fragend am Kopf, wann einem zuletzt ein Exemplar über den Weg gelaufen ist, das an der Oberfläche so unscheinbar ausschaut, aber so viele Schichten darunter verbirgt. Alexander Paynes "The Holdovers" (2023) war solch ein Biest. Und auch wenn "Ezra", bei dem der in erster Linie durch seine Rolle in der Fernsehserie "Scandal" (2012–2018) bekannte Schauspieler Tony Goldwyn Regie führte, nicht vollends an die Klasse von Paynes Drama heranreicht, was die bittersüße Mischung aus Tragik und Komik anbelangt, schlägt diese Familiengeschichte einen vergleichbaren Ton an.

Echte Stars mit authentischen Darbietungen

Die in "Ezra" erzählte Geschichte mag klein und unscheinbar sein, das Ensemble ist es nicht. Neben Hauptdarsteller Bobby Cannavale und Rose Byrne, die auch im echten Leben ein Paar sind, stehen die Oscarpreisträger Robert De Niro und Whoopi Goldberg. Und je länger die Reise andauert, die der von Cannavale gespielte Vater Max mit seinem autistischen Sohn unternimmt, desto beeindruckender wird der Cast. Ein erster Zwischenstopp bei seinem alten Schulfreund Nick beschert Vater und Sohn nicht nur eine dringend benötigte Verschnaufpause, sondern dem Kinopublikum ein Wiedersehen mit dem großartigen Rainn Wilson. Der auf Eigenbrötler festgelegte Mime, zu dessen einprägsamsten Rollen diejenigen in den Fernsehserien "Six Feet Under" (2001–2005) und "The Office" (2005–2013) zählen, gibt auch diesmal einen komischen Kauz. Der ist allerdings viel realistischer gezeichnet und so geerdet, dass er nicht nur seinen aufgekratzten Freund, sondern auch das Kinopublikum zurück auf den Boden holt.

Ob die Gespräche zwischen Max und seinem Kumpel Nick oder zwischen Max und seiner Ex, bei der er den nächsten, diesmal ungewollten Zwischenstopp einlegt und der uns Kinozuschauern ein Wiedersehen mit der gleichermaßen großartigen Vera Farmiga beschert – "Ezra" steckt voller toller Momente, die wie der Film selbst sind: auf den ersten Blick unscheinbar, doch bei genauerer Betrachtung unglaublich facettenreich. Ein Gefühl, das sich dabei unweigerlich durch den gesamten Film zieht, ist, dass sich alle Figuren schon jahrzehntelang kennen. Das in Rezensionen so gern benutzte und überstrapazierte Wörtchen "authentisch" trifft hier tatsächlich zu. Was verschiedene Gründe hat.

Zum einen weiß der Drehbuchautor Tony Spiridakis, wovon er spricht. Er hat selbst einen autistischen Sohn und sich nach langem Zögern doch noch dazu entschlossen, daraus einen Filmstoff zu formen. Zum anderen drängt sich keine der Schauspielgrößen in den Vordergrund. Ob Rainn Wilson oder Vera Farmiga, Robert De Niro oder Whoopi Goldberg, alle nehmen die ihnen auf den Leib geschriebenen Rollen anstandslos an, machen sie nicht größer, als sie sind und finden dafür exakt den richtigen Ton – was den netten Nebeneffekt hat, hier sowohl De Niro als auch Goldberg endlich einmal wieder im ganz Kleinen richtig groß aufspielen zu sehen. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle Debütant William A. Fitzgerald, der die Titelrolle übernommen hat. Selbst auf dem autistischen Spektrum, liefert Fitzgerald eine bravouröse Leistung ab, die entscheidend zum Gelingen dieses Films beiträgt.

Ein letzter, nicht zu unterschätzender Punkt, der "Ezra" Authentizität verleiht, sind die lebensnah geschriebenen Dialoge; in den Alltagssituationen sowieso, ganz besonders aber während der Stand-up-Sets. Eine gute Komödie zu schreiben, ist schon schwer genug, eine gute Komödie über einen Komiker zu schreiben, ist für viele Drehbuchautoren ein Ding der Unmöglichkeit, zumal dann, wenn wie im vorliegenden Fall von einem Mann erzählt wird, der sich im Verlauf der Handlung von einem mediokren zu einem guten Komiker entwickelt. (Wie furchtbar schlecht und künstlich sich die Pointen eines Stand-up-Comedians in einem Spielfilm anhören können, hat im Jahr 2024 zuletzt die deutsche Tragikomödie "Die Ironie des Lebens" unter Beweis gestellt.) In "Ezra" nehmen sich selbst diese Bühnensituationen ungemein echt aus.

Humor als letzter Ausweg aus der Dysfunktion

Was "Ezra" neben all dem bereits Aufgezählten letzten Endes aber so großartig macht, ist die darin porträtierte Familie selbst. Selten steckte ein solch dysfunktionales Gebilde voll solch charmanter Charaktere und voll so viel Humor. Der ist mal lakonisch, mal bissig, mal bitterbös ätzend – auf wundersame Weise aber jeder Situation angemessen. Für die Familie ist der Humor ein notwendiges Ventil. Dass dieser kompensatorische Umgang mit Problemen selbst ein Problem ist, dessen ist sich die Familie bewusst; er wird aber auch nicht unnötig problematisiert. Diese Familie darf chaotisch, wütend und laut sein, so, wie sie sich auf der anderen Seite auch von ihrer zärtlichen, kreativen und ganz leisen Seite zeigen darf. Familien können beides sein. Diese Familie darf einfach nur sein.

"Ezra" erzählt von Vätern, die bei ihrem Versuch, alles richtig, eine Sache besser als ihre eigenen Väter oder etwas wieder gut zu machen, einen Fehler nach dem anderen begehen. "Ezra" erzählt aber auch von Söhnen, die sich mit ihren Vätern versöhnen, was diesen erst ermöglicht, endlich den richtigen Weg einzuschlagen. So einfach ist das. Und war doch selten so schön wie in diesem Film.

Fazit: Der Untertitel dieses Films trifft voll ins Schwarze. "Ezra" ist "eine Familiengeschichte", allerdings keine gewöhnliche. Die von Drehbuchautor Tony Spiridakis aus seiner eigenen Erfahrung heraus geschriebene und vom Schauspieler und Regisseur Tony Goldwyn umgesetzte Geschichte über Väter und Söhne begeistert durch ein ebenso großartiges wie großartig aufspielendes Ensemble. "Ezra" ist ein aufregender Roadtrip, der durch die perfekte Balance zwischen Komik und Tragik, durch seine Authentizität und seine Zärtlichkeit besticht.




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Besetzung & Crew von "Ezra - Eine Familiengeschichte"

Land: USA
Jahr: 2023
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Ezra
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 12.09.2024
Regie: Tony Goldwyn
Darsteller: Tony Goldwyn als Bruce, Robert De Niro als Stan, Vera Farmiga als Grace, Rose Byrne als Jenna, Bobby Cannavale als Max
Kamera: Daniel Moder
Verleih: Tobis Film

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