Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, Ihr Schönen! (2024)
Torsten Körner widmet sich in "Die Unbeugsamen 2“ den Frauen der DDR, wie sie im Arbeiter- und Bauernstaat gelebt sowie gearbeitet haben und auf diese Weise das "Land am Laufen hielten“.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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In "Die Unbeugsamen“ richtete Regisseur Torsten Körner seinen Blick auf die Frauen der Bonner Republik. Vertreterinnen aus der Politik von damals und heute sprachen über den Alltag von Politikerinnen und Frauen allgemein im Westen Deutschlands. In der Fortsetzung widmet sich Körner nun den Frauen im anderen Teil Deutschlands. Zu Wort kommen unter anderem Künstlerinnen und Landwirtinnen, eine Regieassistentin, Musikerinnen, eine Zahnarzthelferin und eine Comiczeichnerin. Sie alle sprechen über ihre Kindheit und das spätere Leben in einem Staat, der zwar per Gesetz die Gleichberechtigung garantierte – und doch nur von Männern politisch regiert wurde. "Die Unbeugsamen 2“ zeichnet ein authentisches Bild vom Alltag ostdeutscher Frauen aus den verschiedensten beruflichen und Gesellschaftsbereichen der DDR.
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Filmkritik
Chronologische Aufbereitung
Per Gesetz beschloss die DDR-Politik die Gleichberechtigung und damit die Gleichstellung von Mann und Frau acht Jahre vor der BRD (1958). War die DDR damit fortschrittlicher und weiter als die Bundesrepublik? Hatten die DDR-Frauen tatsächlich die gleichen Rechte und erging es ihnen somit besser als ihren Geschlechtsgenossinnen im Westen? Diesen und anderen Fragen widmet sich Dokumentarfilmer Körner in "Die Unbeugsamen 2“ wie gewohnt sehr ausführlich und hintergründig.
Ausgehend vom "Gesetz über die Gleichberechtigung“ (1950) arbeitet sich Körner chronologisch durch die Jahrzehnte – und betrachtet dabei stets die Stellung und die Situation der "Frau im Osten“ von verschiedenen Blickwinkeln sowie thematischen Bezügen aus. Der Film profitiert von den freimütigen Schilderungen und klaren Bekenntnissen der Interviewpartnerinnen, deren Äußerungen einen zwiespältigen Eindruck vom wahren Alltag der DDR-Frau hinterlassen. Denn natürlich ging es im demokratischen Sozialismus mit Nichten so befreit, einheitlich und sorgenfrei zu, wie es die verkrusteten Alt-Politiker im SED-Politbüro gern darstellten – schon gar nicht für die Frauen.
Die "Last der Frau“
"Es war für die Frau einfach ein unhandliches Leben“, sagt Schriftstellerin Katja Lange-Müller. Heißt: Die Frau musste schuften – auf der Arbeit und in der heimischen Küche. Und auf ihr lastete die (gesellschaftliche) Verantwortung. Ähnliches weiß auch Tina Powileit zu berichten, Ex-Musikerin der DDR-Frauen-Rockband Mona Lise. Sie beschreibt die Lasten der werktäglichen Knochenarbeit und der daran anschließenden Hausarbeit am Beispiel der eigenen Mutter. Unterstützung vom Mann? Fehlanzeige. "Ich denke, das war ganz typisch und klassisch für die DDR“, meint sie. Passend dazu blendet Körner historische Schwarz-Weiß-Bewegtbildaufnahmen und Fotografien schuftender Frauen ein. Beim Kartoffeln schälen, in der Fabrik, am Fließband, hinter der Ladentheke.
Überhaupt gehen die verschiedenen Medienarten und dokumentarischen Inhaltstypen, die Körner nutzt, immer Hand in Hand. Auf der Tonspur erklingen passend unverkennbare DDR-Klassiker, etwa von Silly ("So `ne kleine Frau“) oder der Modern Soul Band. Ausgesuchte Szenen bekannter DDR-Filme ("Solo Sunny“, "Bis dass der Tod uns scheidet“) dienen ihm zudem als Aufhänger zur weiteren, ausführlichen Hinterfragung und inhaltlichen Bearbeitung. Darunter die Themen (Alltags-)Sexismus, Schönheitsideale, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit (auch im Straßenverkehr), die Rolle der Großmütter sowie allgemein das Frauenbild im Sozialismus. Eine der Befragten bringt den elementaren Denkfehler der SED und DDR-Oberen, sowie vermutlich aller Sozialisten und Kommunisten, auf den Punkt: "Das ‚Ich‘ kam nicht vor. Es verschwand hinter dem ‚Wir‘. Das war der große Fehler der DDR.“
Fazit: Akkurate, mit viel Liebe zum Detail umgesetzte Doku über die Rolle und das Leben der Frau in der DDR. Historische Aufnahmen, Musikstücke und erhellende Äußerungen spannender Zeitzeuginnen fügen sich stimmig zu einem großen Ganzen.
Per Gesetz beschloss die DDR-Politik die Gleichberechtigung und damit die Gleichstellung von Mann und Frau acht Jahre vor der BRD (1958). War die DDR damit fortschrittlicher und weiter als die Bundesrepublik? Hatten die DDR-Frauen tatsächlich die gleichen Rechte und erging es ihnen somit besser als ihren Geschlechtsgenossinnen im Westen? Diesen und anderen Fragen widmet sich Dokumentarfilmer Körner in "Die Unbeugsamen 2“ wie gewohnt sehr ausführlich und hintergründig.
Ausgehend vom "Gesetz über die Gleichberechtigung“ (1950) arbeitet sich Körner chronologisch durch die Jahrzehnte – und betrachtet dabei stets die Stellung und die Situation der "Frau im Osten“ von verschiedenen Blickwinkeln sowie thematischen Bezügen aus. Der Film profitiert von den freimütigen Schilderungen und klaren Bekenntnissen der Interviewpartnerinnen, deren Äußerungen einen zwiespältigen Eindruck vom wahren Alltag der DDR-Frau hinterlassen. Denn natürlich ging es im demokratischen Sozialismus mit Nichten so befreit, einheitlich und sorgenfrei zu, wie es die verkrusteten Alt-Politiker im SED-Politbüro gern darstellten – schon gar nicht für die Frauen.
Die "Last der Frau“
"Es war für die Frau einfach ein unhandliches Leben“, sagt Schriftstellerin Katja Lange-Müller. Heißt: Die Frau musste schuften – auf der Arbeit und in der heimischen Küche. Und auf ihr lastete die (gesellschaftliche) Verantwortung. Ähnliches weiß auch Tina Powileit zu berichten, Ex-Musikerin der DDR-Frauen-Rockband Mona Lise. Sie beschreibt die Lasten der werktäglichen Knochenarbeit und der daran anschließenden Hausarbeit am Beispiel der eigenen Mutter. Unterstützung vom Mann? Fehlanzeige. "Ich denke, das war ganz typisch und klassisch für die DDR“, meint sie. Passend dazu blendet Körner historische Schwarz-Weiß-Bewegtbildaufnahmen und Fotografien schuftender Frauen ein. Beim Kartoffeln schälen, in der Fabrik, am Fließband, hinter der Ladentheke.
Überhaupt gehen die verschiedenen Medienarten und dokumentarischen Inhaltstypen, die Körner nutzt, immer Hand in Hand. Auf der Tonspur erklingen passend unverkennbare DDR-Klassiker, etwa von Silly ("So `ne kleine Frau“) oder der Modern Soul Band. Ausgesuchte Szenen bekannter DDR-Filme ("Solo Sunny“, "Bis dass der Tod uns scheidet“) dienen ihm zudem als Aufhänger zur weiteren, ausführlichen Hinterfragung und inhaltlichen Bearbeitung. Darunter die Themen (Alltags-)Sexismus, Schönheitsideale, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit (auch im Straßenverkehr), die Rolle der Großmütter sowie allgemein das Frauenbild im Sozialismus. Eine der Befragten bringt den elementaren Denkfehler der SED und DDR-Oberen, sowie vermutlich aller Sozialisten und Kommunisten, auf den Punkt: "Das ‚Ich‘ kam nicht vor. Es verschwand hinter dem ‚Wir‘. Das war der große Fehler der DDR.“
Fazit: Akkurate, mit viel Liebe zum Detail umgesetzte Doku über die Rolle und das Leben der Frau in der DDR. Historische Aufnahmen, Musikstücke und erhellende Äußerungen spannender Zeitzeuginnen fügen sich stimmig zu einem großen Ganzen.
Björn Schneider
TrailerAlle "Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, Ihr Schönen!"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, Ihr Schönen!"
Land: DeutschlandJahr: 2024
Genre: Dokumentation
Kinostart: 29.08.2024
Regie: Torsten Körner
Darsteller: Katrin Sass, Anke Feuchtenberger, Annette Leo, Gabriele Stötzer, Doris Ziegler
Kamera: Anne Misselwitz
Verleih: Majestic Filmverleih GmbH