Liebesbriefe aus Nizza (2024)
N'avoue jamais
Französische Komödie, in der ein pensionierter Militär auf Rache sinnt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Selbst nach seiner Pensionierung herrscht beim ehemaligen General François Marsault (André Dussollier) militärische Disziplin. In seiner Freizeit liest er die Memoiren von Charles de Gaulle, die Geburtstagsfeier seiner Frau Annie (Sabine Azéma) bestimmt er im Kasernenton. Zufrieden ist er lediglich mit seinem Sohn Amaury (Gaël Giraudeau), der in seine Fußstapfen getreten ist, nach vier Töchtern den ersehnten männlichen Nachwuchs aber weiterhin schuldig bleibt. François' unverheiratete Kinder Adrien (Sébastien Chassagne) und Capucine (Joséphine de Meaux) sind unterdessen die reinste Enttäuschung.
Der Verdruss über die eigenen Sprösslinge rückt schlagartig in weite Ferne, als François auf dem Dachboden alte Liebesbriefe entdeckt, die eine Affäre seiner Frau offenbaren. Mithilfe seiner Beziehungen macht er den Absender ausfindig und sich gemeinsam mit Annie auf den Weg nach Nizza. Dort will er Annies ehemaligen Liebhaber zur Rede stellen, muss jedoch feststellen, dass der Bonvivant Boris (Thierry Lhermitte) ein netter Kerl ist. Mit der Vergangenheit und einer eigenen verflossenen Liebe konfrontiert, gerät der General in die Sinnkrise.
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Filmkritik
"Liebesbriefe aus Nizza": Affären und andere Familienangelegenheiten
Das Äquivalent zum Weihnachtsfilm ist die Sommerkomödie. Während halb Europa in den Urlaub fährt, öffnen die deutschen Kinos ihre Pforten für diese leichte Unterhaltung, die bei erhöhten Temperaturen vor meist pittoresken Hintergründen spielt. Ein Vertreter aus Frankreich darf selbstredend auch in diesem Jahr nicht fehlen. Das obligatorische "Madame" bzw. "Monsieur" trägt der Verleihtitel von Ivan Calbéracs neuem Film dieses Mal zwar nicht im Namen. Er gibt dennoch vor, wohin die Reise geht: an die sonnige Côte d'Azur.
Dorthin ist das pensionierte Ehepaar François (André Dussollier) und Annie (Sabine Azéma) unterwegs. Vorgeblich wollen sie ihre nie stattgefundene Hochzeitsreise nachholen und dabei ihre Tochter Capucine (Joséphine de Meaux) besuchen, in Wahrheit führt der General a. D. aber etwas ganz anderes im Schilde. Der alte Militärfuchs sinnt auf Rache an Boris (Thierry Lhermitte), einem ehemaligen Liebhaber seiner Frau. Annie ist derweil auf Schadensbegrenzung bedacht, aber auch sichtlich amüsiert darüber, ihren Göttergatten auf die Palme zu bringen. Und weil Capucine ihren Eltern ein entscheidendes Detail über ihr Leben verschweigt, François mit den Lebensentscheidungen seines Sohns Adrien (Sébastien Chassagne) hadert, während sein anderer Sohn Amaury (Gaël Giraudeau) glaubt, seinen Vater zu enttäuschen, ist das Familienchaos schließlich perfekt.
Sommerkomödie voller witziger Wendungen
Ivan Calbérac ist erfahren auf dem Gebiet. Mit "Der Sommer mit Pauline" (2019; Originaltitel: "Venise n'est pas en Italie") hat der 1970 geborene Drehbuchautor und Regisseur bereits eine waschechte Sommerkomödie abgeliefert. "Weinprobe für Anfänger" (2022; "La dégustation") und "Frühstück bei Monsieur Henri" (2015; "L'étudiante et Monsieur Henri"), Calbéracs Tragikomödien mit Wohlfühlfaktor, kamen in Deutschland wiederum beide zur warmen Jahreszeit in die Kinos. "Liebesbriefe aus Nizza" schlägt indessen abermals nur Dur-Töne an und enttäuscht nicht.
Das Drehbuch, dessen Handlung exakt dort endet, wo sie ein Jahr zuvor ihren Ausgang nahm, ist stimmig und rund. Die Figuren bleiben zwar Karikaturen, sind aber auch mehr als bloße Abziehbilder. Der gehörnte Ehemann und die geerdete Ehebrecherin sind plastisch genug, um dem Geschehen die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen. Trotz der Tendenz des Films zur Klamotte überzeugt auch der Humor, weil abseits davon viel Trockenheit und augenzwinkernd vermittelte Lebenserfahrung in ihm steckt, weil das Drehbuch mit witzigen Wendungen und Einfällen überrascht und weil das Ensemble mit Spielfreude zu Werke geht.
Alles in allem ist es schön, hier endlich einmal (wieder) eine Beziehungskiste mit vertauschten Rollen zu sehen. Nicht der Mann muss sich für sein pausenloses Fremdgehen verantworten, sondern die Frau nimmt sich nonchalant das, was ihr der Partner fürs Leben weder sexuell noch intellektuell bieten kann. Das Allerschönste daran aber ist, dass sie überhaupt nicht daran denkt, sich dafür zu rechtfertigen.
Fazit: Der neue Film des Franzosen Ivan Calbérac, der dem deutschen Publikum zuletzt eine "Weinprobe für Anfänger" bescherte, ist eine Sommerkomödie, die diesen Titel verdient. Die Figuren mögen bis zuletzt Karikaturen bleiben, der locker leichten Unterhaltung voller witziger Wendungen und spielfreudiger Darsteller tut das jedoch keinen Abbruch.
Das Äquivalent zum Weihnachtsfilm ist die Sommerkomödie. Während halb Europa in den Urlaub fährt, öffnen die deutschen Kinos ihre Pforten für diese leichte Unterhaltung, die bei erhöhten Temperaturen vor meist pittoresken Hintergründen spielt. Ein Vertreter aus Frankreich darf selbstredend auch in diesem Jahr nicht fehlen. Das obligatorische "Madame" bzw. "Monsieur" trägt der Verleihtitel von Ivan Calbéracs neuem Film dieses Mal zwar nicht im Namen. Er gibt dennoch vor, wohin die Reise geht: an die sonnige Côte d'Azur.
Dorthin ist das pensionierte Ehepaar François (André Dussollier) und Annie (Sabine Azéma) unterwegs. Vorgeblich wollen sie ihre nie stattgefundene Hochzeitsreise nachholen und dabei ihre Tochter Capucine (Joséphine de Meaux) besuchen, in Wahrheit führt der General a. D. aber etwas ganz anderes im Schilde. Der alte Militärfuchs sinnt auf Rache an Boris (Thierry Lhermitte), einem ehemaligen Liebhaber seiner Frau. Annie ist derweil auf Schadensbegrenzung bedacht, aber auch sichtlich amüsiert darüber, ihren Göttergatten auf die Palme zu bringen. Und weil Capucine ihren Eltern ein entscheidendes Detail über ihr Leben verschweigt, François mit den Lebensentscheidungen seines Sohns Adrien (Sébastien Chassagne) hadert, während sein anderer Sohn Amaury (Gaël Giraudeau) glaubt, seinen Vater zu enttäuschen, ist das Familienchaos schließlich perfekt.
Sommerkomödie voller witziger Wendungen
Ivan Calbérac ist erfahren auf dem Gebiet. Mit "Der Sommer mit Pauline" (2019; Originaltitel: "Venise n'est pas en Italie") hat der 1970 geborene Drehbuchautor und Regisseur bereits eine waschechte Sommerkomödie abgeliefert. "Weinprobe für Anfänger" (2022; "La dégustation") und "Frühstück bei Monsieur Henri" (2015; "L'étudiante et Monsieur Henri"), Calbéracs Tragikomödien mit Wohlfühlfaktor, kamen in Deutschland wiederum beide zur warmen Jahreszeit in die Kinos. "Liebesbriefe aus Nizza" schlägt indessen abermals nur Dur-Töne an und enttäuscht nicht.
Das Drehbuch, dessen Handlung exakt dort endet, wo sie ein Jahr zuvor ihren Ausgang nahm, ist stimmig und rund. Die Figuren bleiben zwar Karikaturen, sind aber auch mehr als bloße Abziehbilder. Der gehörnte Ehemann und die geerdete Ehebrecherin sind plastisch genug, um dem Geschehen die nötige Glaubwürdigkeit zu verleihen. Trotz der Tendenz des Films zur Klamotte überzeugt auch der Humor, weil abseits davon viel Trockenheit und augenzwinkernd vermittelte Lebenserfahrung in ihm steckt, weil das Drehbuch mit witzigen Wendungen und Einfällen überrascht und weil das Ensemble mit Spielfreude zu Werke geht.
Alles in allem ist es schön, hier endlich einmal (wieder) eine Beziehungskiste mit vertauschten Rollen zu sehen. Nicht der Mann muss sich für sein pausenloses Fremdgehen verantworten, sondern die Frau nimmt sich nonchalant das, was ihr der Partner fürs Leben weder sexuell noch intellektuell bieten kann. Das Allerschönste daran aber ist, dass sie überhaupt nicht daran denkt, sich dafür zu rechtfertigen.
Fazit: Der neue Film des Franzosen Ivan Calbérac, der dem deutschen Publikum zuletzt eine "Weinprobe für Anfänger" bescherte, ist eine Sommerkomödie, die diesen Titel verdient. Die Figuren mögen bis zuletzt Karikaturen bleiben, der locker leichten Unterhaltung voller witziger Wendungen und spielfreudiger Darsteller tut das jedoch keinen Abbruch.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Liebesbriefe aus Nizza"
Land: FrankreichJahr: 2024
Genre: Komödie
Originaltitel: N'avoue jamais
Länge: 95 Minuten
Kinostart: 01.08.2024
Regie: Ivan Calbérac
Darsteller: Andre Dussollier als François Marsault, Sabine Azema als Annie Marsault, Thierry Lhermitte als Boris, Sébastien Chassagne, Joséphine de Meaux
Verleih: Neue Visionen