Queer Exile Berlin (2023)
Dokumentarfilm: Queere Menschen, die ihre Heimat aus freien Stücken oder aus der Not heraus verlassen haben, versuchen, sich in Berlin ein neues Leben aufzubauen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Der armenisch-stämmige Mischa Badasyan, der in Rostow am Don in der ehemaligen UdSSR aufwuchs, thematisiert in seinen Performances das schwule Dating-Leben in Berlin. Haidar Darwish, der aus der syrischen Hafenstadt Latakia stammt, ist hier wiederum als Tänzer tätig. Auch Jean-Ulrick Désert, der in Haiti geboren wurde und seine Kindheit und frühe Jugend in New York City verbrachte, arbeitet in Berlin als Künstler.
Die trans Frau Eunice Franco aus der portugiesischen Hauptstadt Lissabon hat ihre Transition in Berlin begonnen. Während die Dragqueen Gloria Viagra, die einst mit ihrer Mutter aus Köln vor dem gewalttätigen Ehemann fliehen musste, seit den 1970er Jahren an Demonstrationen teilnimmt, setzt sich die Polin Monika Tichy im zwei Stunden von Berlin entfernten Szczecin für die Rechte der queeren Community ein.
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Filmkritik
"Queer Exile Berlin": Abschluss einer urbanen Trilogie
Mit "Queer Exile Berlin" liefert der 1960 geborene Dokumentarfilmer Jochen Hick den abschließenden Teil seiner Berlin-Trilogie, zu der bereits die Werke "Out in Ost-Berlin" (2013) und "Mein wunderbares West-Berlin" (2017) gehören. In den beiden Vorgängern zeichnete der Regisseur durch alte Fotografien, Videoaufnahmen, Archivmaterial und Interview-Sequenzen die Biografien von Personen nach, die in Ost- beziehungsweise West-Berlin ein Leben abseits der Heteronormativität führten.
Ständige Weiterentwicklung
Die Betrachtung dieses Lebens in der heutigen deutschen Hauptstadt fällt nun deutlich internationaler und diverser aus. Zu Beginn heißt es in einer Texteinblendung: "In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Vielzahl von Geschlechteridentitäten etabliert. Heute sind schwul und lesbisch nur zwei Begriffe unter vielen." Der Film konzentriert sich auf queere Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie es wollten oder mussten. Dabei beweist Hick seinen genauen Blick, der niemals verklärt oder romantisierend wirkt.
Ein wichtiger Punkt in Hicks filmischer Trilogie ist die Widersprüchlichkeit. Berlin kann, wie eine Protagonistin bemerkt, eine ziemlich "farblose" Stadt sein – und lockt dennoch mit dem Versprechen eines "bunten" Lebens. Zahlreiche Leute, die in Berlin wohnen, fühlen sich einsam – und doch scheinen erstaunlich viele nicht bereit dazu, sich zu binden. "Queer Exile Berlin" zeigt, dass etliche Personen nach Berlin kommen, um frei und aktivistisch sein zu können. Zugleich wird aber auch vermittelt, dass diese Stadt nicht für jede:n zwangsläufig ein sicherer Ort ist – und es hier somit noch Handlungsbedarf gibt, um das Ziel eines Schutzraums zu erreichen.
Kunst als Ausdrucksform
Hick arbeitet die Kunst von einigen Porträtierten stimmig in sein Werk ein – etwa die Tänze von Haidar Darwish aus Syrien und die Performance-Art-Projekte von Mischa Badasyan aus Russland. Dadurch wird den Protagonist:innen zusätzlich eine starke Stimme verliehen, die sich gut in die Beobachtungen des Filmemachers einfügen.
Fazit: Ein nuanciertes Porträt der Stadt und der aktuellen queeren Community mit spannenden, einfühlsamen Einblicken.
Mit "Queer Exile Berlin" liefert der 1960 geborene Dokumentarfilmer Jochen Hick den abschließenden Teil seiner Berlin-Trilogie, zu der bereits die Werke "Out in Ost-Berlin" (2013) und "Mein wunderbares West-Berlin" (2017) gehören. In den beiden Vorgängern zeichnete der Regisseur durch alte Fotografien, Videoaufnahmen, Archivmaterial und Interview-Sequenzen die Biografien von Personen nach, die in Ost- beziehungsweise West-Berlin ein Leben abseits der Heteronormativität führten.
Ständige Weiterentwicklung
Die Betrachtung dieses Lebens in der heutigen deutschen Hauptstadt fällt nun deutlich internationaler und diverser aus. Zu Beginn heißt es in einer Texteinblendung: "In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Vielzahl von Geschlechteridentitäten etabliert. Heute sind schwul und lesbisch nur zwei Begriffe unter vielen." Der Film konzentriert sich auf queere Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, weil sie es wollten oder mussten. Dabei beweist Hick seinen genauen Blick, der niemals verklärt oder romantisierend wirkt.
Ein wichtiger Punkt in Hicks filmischer Trilogie ist die Widersprüchlichkeit. Berlin kann, wie eine Protagonistin bemerkt, eine ziemlich "farblose" Stadt sein – und lockt dennoch mit dem Versprechen eines "bunten" Lebens. Zahlreiche Leute, die in Berlin wohnen, fühlen sich einsam – und doch scheinen erstaunlich viele nicht bereit dazu, sich zu binden. "Queer Exile Berlin" zeigt, dass etliche Personen nach Berlin kommen, um frei und aktivistisch sein zu können. Zugleich wird aber auch vermittelt, dass diese Stadt nicht für jede:n zwangsläufig ein sicherer Ort ist – und es hier somit noch Handlungsbedarf gibt, um das Ziel eines Schutzraums zu erreichen.
Kunst als Ausdrucksform
Hick arbeitet die Kunst von einigen Porträtierten stimmig in sein Werk ein – etwa die Tänze von Haidar Darwish aus Syrien und die Performance-Art-Projekte von Mischa Badasyan aus Russland. Dadurch wird den Protagonist:innen zusätzlich eine starke Stimme verliehen, die sich gut in die Beobachtungen des Filmemachers einfügen.
Fazit: Ein nuanciertes Porträt der Stadt und der aktuellen queeren Community mit spannenden, einfühlsamen Einblicken.
Andreas Köhnemann
TrailerAlle "Queer Exile Berlin"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Queer Exile Berlin"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 105 Minuten
Kinostart: 18.04.2024
Regie: Jochen Hick
Darsteller: Mischa Badasyan, Haidar Darwish, Jean-Ulrick Désert, Eunice Franco, Alyha Love
Kamera: Jochen Hick, Lutz Reitemeier
Verleih: missingFilms