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FBW-Bewertung: Sonnenplätze (2024)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: In Aaron Arens? Spielfilmdebüt SONNENPLÄTZE sind der Jury gleich besonders viele künstlerisch und erzählerisch besonders wertvolle Aspekte aufgefallen. Das beginnt schon damit, dass die Geschichte selbst kunstvoll konstruiert ist, dabei auf den Zuschauer natürlich wirkt. Diese Stärke gewinnt diese Tragikomödie ? mit einem Schwerpunkt auf Komödie ? durch eine differenzierte Figurenzeichnung, wie sie in der deutschen Komödienlandschaft selten ist. Alle haben in dieser psychologischen Familienstudie Stärken und Schwächen aus Verletzungen und Prägungen gezogen, für sich und andere.
Spannend werden im Lauf des Filmes all diese Aspekte und Abgründe komplett offengelegt. Doch alle bleiben in einem verbindenden Netz zueinander, was dem Film die Ehrlichkeit gibt, das Dysfunktionale und Zentrifugale von Familien und ihre Geborgenheit gebende Wärme gleichzeitig zu zeigen. Das ist die intelligente Versöhnlichkeit des Films, ohne jemals zu verharmlosen oder zu verkitschen. Die Familienbande und eine humane Solidarität halten selbst nach Scheidung und Scheitern, dem Aufdecken von Lebenslügen und Familientabus und komplizierten Neuanfängen.
Dramaturgisch gelingt es Arens bei alledem nicht effekthascherisch dick aufzutragen, aber intensiv zu bleiben.
Die gelungene Grundlage aus Drehbuch (zusammen mit Lukas Loose) und Regie hätte mit einer falschen Besetzung noch schief gehen können. Aber mit Julia Windischbauer als junge Frau, die noch ihren Platz im Leben sucht, mit Jeremias Mayer, der als jüngerer Bruder, der den Familienwahnsinn am stärksten abbekommt und sich Abtauchtricks ausgedacht hat, gelingt eine große Glaubwürdigkeit. Dazu trägt auch der spürbare Verzicht der Schauspielerinnen und Schauspieler auf Eitelkeiten bei, so dass sich ein sehr ausgewogenes, gleichwertiges Ensemble ergibt. Diese durch alle Gewerke getragene Natürlichkeit bei aller intelligenten Konstruktion gelingt auch in den Dialogen, die sich durch Witz auszeichnen, ohne je albern oder witzelnd zu sein. Auch der Einsatz der Musik erschien der Jury stimmig und nie übertrieben und in seiner Funktion immer transparent - bis hin zum Schlager.
Raffiniert erschien der Jury auch die Dramaturgie in dem Sinne, dass der Zuschauer immer mehr über die einzelnen Figuren erfährt, über ihre Beziehungsproblematiken in der Vergangenheit: So ergibt sich eine permanente positiv aufregende Unruhe in der Sympathieverteilung. So kann am Ende sogar der allzu nett-smarte, viel jüngere Lebensgefährte (Jeremy Mockridge) der Hausherrin eine Großzügigkeit und Warmherzigkeit an den Tag legen. Selbst seine Berufsjugendlichkeit ist auf einmal stimmig und nicht mehr aufgesetzt. Auch die Mutter- und Frauenrolle (Juliane Koehler) wechselt geistreich zwischen ?Drache? und ?Heldin?, die mit notwendigem Pragmatismus und vielleicht zu großer Dominanz alles zusammengehalten hat. Denn sie hat es mit einer Künstlerfamilie zu tun und deren Empfindlichkeiten, Neurosen und Sensibilitäten.
Einzig bei der Figur des Familienvaters (Niels Bormann) scheint diese Balance zugunsten einer Demontage aufgegeben worden zu sein, was vielleicht einem feministischen Zeitgeist und der Lust am Sturz klassischer männlicher Rollen und Helden geschuldet ist.
Die Jury entschied sich im Anschluss an eine spannende Diskussion, dem Film das Prädikat besonders wertvoll zu verleihen.



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