Kulissen der Macht (2023)
The Corridors of Power
Der Dokumentarfilm beleuchtet die US-Außenpolitik seit 1990 in Bezug auf Bürgerkriege und ethnische Säuberungen von Bosnien bis Syrien.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 8 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust war die internationale Staatengemeinschaft entschlossen, sich der Friedenssicherung auf der Welt zu verpflichten. In diesem Geist wurden die Vereinten Nationen gegründet. Völkermorde sollten nie wieder geschehen. Nach dem Ende des Kalten Krieges sah sich die Supermacht USA mit einer Reihe neuer Krisenherde auf der Welt konfrontiert, aus denen Kriege, Genozide und Vertreibungen entstanden. In den Jugoslawien-Kriegen, Ruanda, Kosovo, Irak, Libyen und Syrien stand die amerikanische Regierung vor der schwierigen Entscheidung, ob sie militärisch eingreifen sollte oder nicht. Wichtige Akteure der damaligen Washingtoner Außenpolitik sprechen in diesem Dokumentarfilm über die politische Verantwortung der USA.
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Filmkritik
"Kulissen der Macht“: Weltpolizei und Weltgewissen
Als Supermacht erwächst der USA eine besondere Verantwortung, für Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt einzutreten. Sie hat die militärische Kraft, Genozide und Kriegsverbrechen zu beenden, wo die Friedenstruppen der Vereinten Nationen scheitern oder fernbleiben. Doch die Grenze zur unerwünschten Einmischung oder zur militärischen Eskalation ist fließend und die Regierungen in Washington wollen sich in der Regel gar nicht in der Rolle des Weltpolizisten wiederfinden. Der israelische Dokumentarfilmer Dror Moreh ("The Human Factor“) untersucht in "Kulissen der Macht“, warum die jeweilige US-Regierung an verschiedenen Schauplätzen von Massakern und Kriegsverbrechen seit den 1990er Jahren spät, zögerlich oder gar nicht reagierte.
Zuschauen oder eingreifen?
Zu den hochkarätigen Gesprächspartner*innen aus den Regierungen Clinton, George W. Bush und Obama über Bosnien, Ruanda, Kosovo, Irak, Libyen und Syrien zählen auch Anthony Blinken vor seiner Zeit als Außenminister sowie die verstorbenen Madeleine Albright und Colin Powell. Die wichtigste Stimme im Film ist aber Samantha Power, Autorin des Buchs "A Problem from Hell: America and the Age of Genocide“. Ihrer Auffassung folgt der Film weitgehend. In ihren ehemaligen Funktionen als Beraterin des Präsidenten Obama und US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen plädierte Power dafür, gegen Völkermorde und Kriegsverbrechen militärisch vorzugehen. Dieser Linie folgte Obama im Fall Syrien jedoch nicht. Immer wieder ist auch vom Versagen der internationalen Staatengemeinschaft die Rede oder davon, dass es oft kein Interesse gab, sich - wie in Libyen - über kurze militärische Aktionen hinaus auch weiter vor Ort zu engagieren.
Drastische Archivaufnahmen
Der mit viel Archivmaterial bestückte Film neigt zu drastischen Bildern. Zu allen besprochenen Kriegen gibt es schreckliche Aufnahmen von Menschen, die massakriert auf den Straßen liegen. So soll wohl auch an die gesamte zivilisierte Welt appelliert werden, künftig rascher einzuschreiten und das nach dem Zweiten Weltkrieg gegebene Versprechen einzulösen. Wie komplex die Entscheidungsfindungen in den US-Regierungen abliefen, wird recht deutlich, dennoch wirkt die Perspektive etwas eingeengt. Die Anzahl der Kriege lässt Vertiefung auch nur eingeschränkt zu. Es fehlen europäische Stimmen oder auch wissenschaftliche Beurteilungen der geopolitischen sowie der innenpolitischen Lage, welche eine Regierung berücksichtigen muss.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Dror Moreh liefert mit zahlreichen Gesprächspartnern aus den US-Regierungen Clinton, Bush und Obama interessante Einblicke in die Entscheidungsprozesse der amerikanischen Außenpolitik. Die Frage einer militärischen Intervention im Falle von Massakern und Kriegsverbrechen wie in Bosnien, Ruanda, Syrien wurde nach Meinung vieler Beteiligter oft zu spät oder ablehnend beantwortet. Mit drastischen Aufnahmen ermordeter Menschen richtet der Film einen Appell an die internationale Gemeinschaft, sich stärker gegen Völkermord zu engagieren.
Als Supermacht erwächst der USA eine besondere Verantwortung, für Frieden und Freiheit auf der ganzen Welt einzutreten. Sie hat die militärische Kraft, Genozide und Kriegsverbrechen zu beenden, wo die Friedenstruppen der Vereinten Nationen scheitern oder fernbleiben. Doch die Grenze zur unerwünschten Einmischung oder zur militärischen Eskalation ist fließend und die Regierungen in Washington wollen sich in der Regel gar nicht in der Rolle des Weltpolizisten wiederfinden. Der israelische Dokumentarfilmer Dror Moreh ("The Human Factor“) untersucht in "Kulissen der Macht“, warum die jeweilige US-Regierung an verschiedenen Schauplätzen von Massakern und Kriegsverbrechen seit den 1990er Jahren spät, zögerlich oder gar nicht reagierte.
Zuschauen oder eingreifen?
Zu den hochkarätigen Gesprächspartner*innen aus den Regierungen Clinton, George W. Bush und Obama über Bosnien, Ruanda, Kosovo, Irak, Libyen und Syrien zählen auch Anthony Blinken vor seiner Zeit als Außenminister sowie die verstorbenen Madeleine Albright und Colin Powell. Die wichtigste Stimme im Film ist aber Samantha Power, Autorin des Buchs "A Problem from Hell: America and the Age of Genocide“. Ihrer Auffassung folgt der Film weitgehend. In ihren ehemaligen Funktionen als Beraterin des Präsidenten Obama und US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen plädierte Power dafür, gegen Völkermorde und Kriegsverbrechen militärisch vorzugehen. Dieser Linie folgte Obama im Fall Syrien jedoch nicht. Immer wieder ist auch vom Versagen der internationalen Staatengemeinschaft die Rede oder davon, dass es oft kein Interesse gab, sich - wie in Libyen - über kurze militärische Aktionen hinaus auch weiter vor Ort zu engagieren.
Drastische Archivaufnahmen
Der mit viel Archivmaterial bestückte Film neigt zu drastischen Bildern. Zu allen besprochenen Kriegen gibt es schreckliche Aufnahmen von Menschen, die massakriert auf den Straßen liegen. So soll wohl auch an die gesamte zivilisierte Welt appelliert werden, künftig rascher einzuschreiten und das nach dem Zweiten Weltkrieg gegebene Versprechen einzulösen. Wie komplex die Entscheidungsfindungen in den US-Regierungen abliefen, wird recht deutlich, dennoch wirkt die Perspektive etwas eingeengt. Die Anzahl der Kriege lässt Vertiefung auch nur eingeschränkt zu. Es fehlen europäische Stimmen oder auch wissenschaftliche Beurteilungen der geopolitischen sowie der innenpolitischen Lage, welche eine Regierung berücksichtigen muss.
Fazit: Der Dokumentarfilm von Dror Moreh liefert mit zahlreichen Gesprächspartnern aus den US-Regierungen Clinton, Bush und Obama interessante Einblicke in die Entscheidungsprozesse der amerikanischen Außenpolitik. Die Frage einer militärischen Intervention im Falle von Massakern und Kriegsverbrechen wie in Bosnien, Ruanda, Syrien wurde nach Meinung vieler Beteiligter oft zu spät oder ablehnend beantwortet. Mit drastischen Aufnahmen ermordeter Menschen richtet der Film einen Appell an die internationale Gemeinschaft, sich stärker gegen Völkermord zu engagieren.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Kulissen der Macht"
Land: Frankreich, Israel, DeutschlandJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Originaltitel: The Corridors of Power
Länge: 135 Minuten
FSK: 16
Kinostart: 30.05.2024
Regie: Dror Moreh
Darsteller: Jeff Burrell, Harvey Friedmann, Dulcie Smart
Kamera: Kobi Zaig-Mendez
Verleih: Luftkind Filmverleih
ZusatzinformationAlles anzeigen
DER OSCAR-NOMMINIERTE REGISSEUR DROR MOREH Dror Moreh (geb. 1961), ist ein israelischer Regisseur und Filmproduzent. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er als Kameramann bei israelischen Film- und [...mehr] Fernsehproduktionen. 2008 war er mit dem abendfüllenden Dokumentarfilm SHARON erstmals als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent tätig. Der Film über den früheren israelischen Premierminister wurde in der Panorama-Sektion auf der Berlinale 2008 gezeigt. Mit seinem zweiten Dokumentarfilm THE GATEKEEPERS (2012) über ehemalige Mitglieder des israelischen Inlandsgeheimdienstes Shin Bet gewinnt Dror internationale Anerkennung und eine Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm bei den Oscars 2013. THE HUMAN FACTOR (2019) über den israelisch-palästinensischen Konflikt hatte seine Weltpremiere auf dem Telluride Film Festival und kam 2021 in die US-Kinos. Quelle: VerleihVerknüpfungen zu "Kulissen der Macht"Alle anzeigen
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