Critical Zone (2023)
Mantagheye bohrani
Dieses iranische Drama von Regisseur Ali Ahmadzadeh folgt einem von Amir Pousti gespielten Drogendealer durch die Teheraner Nacht.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 9 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Amir (Amir Pousti) ist einer von vielen Drogendealern Teherans. Jede Nacht streift er durch die Stadt, um aus seinem kleinen weißen Auto heraus kleine Glücksmomente in pflanzlicher oder synthetischer Form zu verkaufen. Zu seinen Kunden zählen niedergeschlagene junge Männer, ausgelaugte Prostituierte, eine verzweifelte Mutter, eine wütende Flugbegleiterin sowie eine Pflegerin, die ihre Klienten im Altenheim mit von Amir gebackenen berauschend-beruhigenden Brownies versorgt.
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Filmkritik
"Critical Zone": Drogentaxi Teheran
Jeder Film, dem es gelingt, sich der Zensur des iranischen Regimes zu entziehen und aller Widerstände zum Trotz fertiggestellt zu werden und in die Kinos zu gelangen, wird von der internationalen Filmgemeinde und Fachpresse pauschal bejubelt. Angesichts der abenteuerlichen Umstände, unter denen viele dieser Filme entstehen und der Repressalien, die ihren Machern drohen, ist dieser Jubel angebracht. Doch die Liste der im Iran verfolgten Filmschaffenden ist lang und nicht jeder Film bewegt sich auf demselben Niveau.
Kurz nachdem Mohammad Rasulof aus dem Iran geflohen ist, um sich einer Haftstrafe zu entziehen, die (auch) im Zusammenhang mit seinem neuesten Film "The Seed of the Sacred Fig" und dessen Einladung in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes stand, kommt nun ein Film in die deutschen Kinos, dessen Entstehung ähnlich schwierig verlief: "Critical Zone" von Regisseur und Drehbuchautor Ali Ahmadzadeh. Während Rasulof seinen Film komplett im Verborgenen drehte, drehte Ahmadzadeh mal mit versteckter Kamera, mal mit gefälschter Drehgenehmigung oder mithilfe bestochener Behörden.
Die Grundkonstellation eines Mannes, der sich Irans Hauptstadt am Steuer eines Wagens erschließt, erinnert wiederum an Jafar Panahis "Taxi Teheran" (2015), der ebenfalls heimlich gedreht wurde. Doch während Panahi mit seiner mit Laiendarstellern realisierten Dokufiktion darauf abzielt, einen gesellschaftlichen Querschnitt auf der Rückbank seines Taxis Platz nehmen zu lassen, steigen bei Ahmadzadeh gezielt nur soziale Randfiguren ein.
Ein filmischer Trip: "wild, müde und krank"
Sein Film zeige ein "unterirdisches Teheran. Wild, müde und krank", hat Ahmadzadeh in einem Interview gesagt. Die Müdigkeit ist seinen Figuren, allen voran dem Protagonisten Amir, anzusehen. Die Wildheit schlägt sich nicht nur in deren Verhalten nieder, wenn etwa eine Flugbegleiterin, die Amir im Auto mitnimmt, in einer enervierenden Szene im Drogenrausch und halb aus dem Autofenster hängend ihre Wut über das Regime in die Teheraner Nacht brüllt. Die Wildheit ergreift auch von der Form dieses Films Besitz.
Wiederholt sind Ton und Bild verfremdet, driften Montagesequenzen ins Surreale ab. Und das Navigationssystem in Amirs Auto scheint allwissend zu sein. Formal versiert umgesetzt, krankt "Critical Zone" allerdings an seiner fragmentierten Narration. Die Handlung zerfasert in Einzelepisoden, die einzig und allein von der Hauptfigur zusammengehalten werden. Der Jury beim 76. Locarno Film Festival war das egal. "Critical Zone" erhielt dort im vergangenen Jahr den Goldenen Leoparden als bester Film. Doch weder Amir Poustis zurückhaltendes Spiel noch seine Figur des lethargischen Heilsbringers vermögen es, die Spannung bis zum Filmende aufrechtzuerhalten.
Fazit: "Critical Zone" entführt sein Publikum in Teherans Unterwelt, wie man sie im Kino nur selten zu Gesicht bekommt. Ali Ahmadzadehs preisgekröntes Drama über einen Drogendealer gleicht selbst immer stärker einem Drogentrip, je länger der Film läuft. Formal versiert umgesetzt, krankt "Critical Zone" jedoch an einer fragmentierten Handlung, die (zu) wenig Spannungsmomente bietet.
Jeder Film, dem es gelingt, sich der Zensur des iranischen Regimes zu entziehen und aller Widerstände zum Trotz fertiggestellt zu werden und in die Kinos zu gelangen, wird von der internationalen Filmgemeinde und Fachpresse pauschal bejubelt. Angesichts der abenteuerlichen Umstände, unter denen viele dieser Filme entstehen und der Repressalien, die ihren Machern drohen, ist dieser Jubel angebracht. Doch die Liste der im Iran verfolgten Filmschaffenden ist lang und nicht jeder Film bewegt sich auf demselben Niveau.
Kurz nachdem Mohammad Rasulof aus dem Iran geflohen ist, um sich einer Haftstrafe zu entziehen, die (auch) im Zusammenhang mit seinem neuesten Film "The Seed of the Sacred Fig" und dessen Einladung in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes stand, kommt nun ein Film in die deutschen Kinos, dessen Entstehung ähnlich schwierig verlief: "Critical Zone" von Regisseur und Drehbuchautor Ali Ahmadzadeh. Während Rasulof seinen Film komplett im Verborgenen drehte, drehte Ahmadzadeh mal mit versteckter Kamera, mal mit gefälschter Drehgenehmigung oder mithilfe bestochener Behörden.
Die Grundkonstellation eines Mannes, der sich Irans Hauptstadt am Steuer eines Wagens erschließt, erinnert wiederum an Jafar Panahis "Taxi Teheran" (2015), der ebenfalls heimlich gedreht wurde. Doch während Panahi mit seiner mit Laiendarstellern realisierten Dokufiktion darauf abzielt, einen gesellschaftlichen Querschnitt auf der Rückbank seines Taxis Platz nehmen zu lassen, steigen bei Ahmadzadeh gezielt nur soziale Randfiguren ein.
Ein filmischer Trip: "wild, müde und krank"
Sein Film zeige ein "unterirdisches Teheran. Wild, müde und krank", hat Ahmadzadeh in einem Interview gesagt. Die Müdigkeit ist seinen Figuren, allen voran dem Protagonisten Amir, anzusehen. Die Wildheit schlägt sich nicht nur in deren Verhalten nieder, wenn etwa eine Flugbegleiterin, die Amir im Auto mitnimmt, in einer enervierenden Szene im Drogenrausch und halb aus dem Autofenster hängend ihre Wut über das Regime in die Teheraner Nacht brüllt. Die Wildheit ergreift auch von der Form dieses Films Besitz.
Wiederholt sind Ton und Bild verfremdet, driften Montagesequenzen ins Surreale ab. Und das Navigationssystem in Amirs Auto scheint allwissend zu sein. Formal versiert umgesetzt, krankt "Critical Zone" allerdings an seiner fragmentierten Narration. Die Handlung zerfasert in Einzelepisoden, die einzig und allein von der Hauptfigur zusammengehalten werden. Der Jury beim 76. Locarno Film Festival war das egal. "Critical Zone" erhielt dort im vergangenen Jahr den Goldenen Leoparden als bester Film. Doch weder Amir Poustis zurückhaltendes Spiel noch seine Figur des lethargischen Heilsbringers vermögen es, die Spannung bis zum Filmende aufrechtzuerhalten.
Fazit: "Critical Zone" entführt sein Publikum in Teherans Unterwelt, wie man sie im Kino nur selten zu Gesicht bekommt. Ali Ahmadzadehs preisgekröntes Drama über einen Drogendealer gleicht selbst immer stärker einem Drogentrip, je länger der Film läuft. Formal versiert umgesetzt, krankt "Critical Zone" jedoch an einer fragmentierten Handlung, die (zu) wenig Spannungsmomente bietet.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Critical Zone"
Land: Iran, DeutschlandJahr: 2023
Genre: Drama
Originaltitel: Mantagheye bohrani
Länge: 99 Minuten
Kinostart: 07.11.2024
Regie: Ali Ahmadzadeh
Darsteller: Saba Bagheri, Mina Hasanloo, Alireza Keymanesh, Amir Poosti, Shirin Abedini Rad
Kamera: Abbas Rahimi
Verleih: W-Film
ZusatzinformationAlles anzeigen
Der Film ist ein Blick auf die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit der jungen Generation im Iran, die zwar international orientiert leben möchte, aber unter dem Mullah-Regime in fremdbestimmter [...mehr] Schockstarre vor sich hin existiert. Der Führer durch diese traurige, immer müde Welt ist Amir, ein Drogendealer. Wir sehen ihn, wie er zu Hause präzise und ruhig wie ein Apotheker seine Drogen sortiert und in kleine Döschen und Päckchen verpackt. Dann setzt er sich ins Auto und fährt nachts durch die Stadt zu seinen Kunden, denen er mit seinen halluzinogenen Mitteln ein wenig Erleichterung verschafft. Seine Kunden sind jung, verzweifelt, voller Ängste und Hemmungen. Keiner traut sich, von einer besseren Zukunft zu träumen. Amirs Drogen betäuben ihren Schmerz, aber mehr auch nicht. (Quelle: W-Film)Verknüpfungen zu "Critical Zone"Alle anzeigen
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