Almodóvar Shorts: Strange Way of Life & The Human Voice (2023)

"Almodóvar Shorts": Knallbunte Kurzfilme

Pedro Almodóvar zählt zweifelsohne zu den ganz Großen seines Fachs. Es ist nicht zu weit hergeholt, den am 25. September 1949 geborenen Regisseur und Drehbuchautor, der gemeinsam mit seinem Bruder Agustín Almodóvar die Produktionsgesellschaft El Deseo betreibt, nicht nur als einen Erneuerer des spanischen Kinos und des Melodrams zu begreifen, sondern in ihm auch einen der einflussreichsten und versiertesten Regisseure der Filmgeschichte zu sehen. Doch so gut ein Regisseur auf der Langstrecke auch sein mag, das heißt noch lange nicht, dass er auch die Kurzform beherrscht. Almodóvars jüngste zwei Versuche, die übrigens seine ersten Filme in englischer Sprache sind, stellen das schmerzlich unter Beweis.

"Brokeback Mountain" mit Happy End

"Strange Way of Life" hat im Grunde alles, was einen guten Almodóvar ausmacht: satte Farben, verschachtelte Zeitebenen, divenhafte Figuren und eine schwule Liebesgeschichte. Dass der spanische Regisseur Letztgenannte zudem im Westerngenre verortet und ihr ein Happy End verpasst, das Ang Lees "Brokeback Mountain" 2005 noch verwehrt blieb, scheint dem Ganzen die Krone aufzusetzen. Almodóvar-Fanherz, was willst du mehr?! Leider bleibt die Ausgangsidee besser als deren uninspirierte Umsetzung. Ethan Hawke wirkt so, als sei er nur halb bei der Sache, was Pedro Pascal wiederum mit Overacting auszugleichen versucht. Markante Einstellungen, die diesen Film abseits der schönen Farbgebung in irgendeiner Art und Weise über die Mediokrität hinaushöben, sucht man ebenfalls vergebens. Einziger Hingucker bleibt Pascals blanker Hintern. Doch selbst der ist für einen gelungenen Kurzfilm zu wenig.

Einschläferndes Einpersonenstück

"The Human Voice" macht visuell vieles besser. Die Kamera dreht sich darin nicht nur wiederholt um Hauptdarstellerin Tilda Swinton im Kreis, sie offenbart mit eleganten Fahrten hinter die Kulissen auch das in einer riesigen Lagerhalle aufgebaute Set. Ein Metafilm nach Jean Cocteaus Monooper "La voix humaine" aus dem Jahr 1930. Auch in diesem Film sind die Farben satt, ist jeder Einrichtungsgegenstand perfekt auf den anderen abgestimmt. Wenn die Handlung nur nicht so unsagbar langweilen würde! Swintons Figur und die komplizierte Beziehung zu ihrem ehemaligen Lebensgefährten sind einem beim Zusehen so furchtbar egal. Vermutlich dreht sich die Kamera deshalb so häufig im Kreis, um von all der Banalität abzulenken.

Fazit: Pedro Almodóvar hat erstmals auf Englisch gedreht. Die zwei mit internationalen Stars besetzten Kurzfilme kommen nun als Double-Feature in die deutschen Kinos. So gut der spanische Meister des Melodrams auf der Langstrecke auch sein mag, seine Kurzfilme lassen zu wünschen übrig. Erzählerisch und formal uninspiriert, langweilen sie schnell, was angesichts der kurzen Laufzeit eine Leistung für sich darstellt.