Kleine schmutzige Briefe (2024)
Wicked Little Letters
In dieser Dramödie wird im England der 1920er Jahre eine Frau verdächtigt, ihre Nachbarin mit anonymen, obszönen Schmähbriefen zu quälen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Edith Swan (Olivia Colman) lebt als gottesfürchtige Frau in der englischen Küstenstadt Littlehampton der 1920er Jahre. Sie wohnt immer noch bei ihren Eltern, dem sittenstrengen Edward Swan (Timothy Spall) und seiner Frau Victoria (Gemma Jones). Nebenan ist kürzlich eine junge Irin namens Rose (Jessie Buckley) mit ihrer kleinen Tochter eingezogen. Rose gibt sich als Kriegswitwe aus, fällt aber mit ihrem Verhalten in der Nachbarschaft auf wie ein bunter Hund. Sie flucht, raucht, trinkt, feiert im Pub und hat einen Lebensgefährten (Malachi Kirby). Edith zeigt ihr ein wenig, wie man den Haushalt besser führt, findet Gefallen an ihrer offenen Art und lädt sie zur Geburtstagsfeier ihres Vaters ein. Dort aber legt sich Rose mit Edward und anderen an und sorgt für einen Skandal.
Der Kontakt zwischen den beiden Frauen bricht ab. Bei Edith kommen nun anonyme Briefe an, die wüste Beschimpfungen enthalten. Edith wird als Hure bezeichnet und mit obszönen Beleidigungen überzogen. Sie ist schockiert, ihre Mutter schwer getroffen und ihr Vater empört. Die Familie erstattet Anzeige bei der Polizei und verdächtigt Rose. Die junge Polizistin Gladys Moss (Anjana Vasan) befragt die beiden Frauen. Anders als ihr männlicher Kollege und ihr Vorgesetzter zweifelt sie daran, dass Rose die Verfasserin der Briefe ist. Doch Rose kommt vor Gericht.
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Filmkritik
"Kleine schmutzige Briefe“: Eine Nachbarin unter Verdacht
Diese dramatische, aber mit Sinn für Komik erzählte Geschichte über zwei Nachbarinnen im England der 1920er Jahre basiert auf einem wahren Fall. Die Regisseurin Thea Sharrock ("Ein ganzes halbes Jahr“) und der Drehbuchautor Jonny Sweet tauchen in "Kleine schmutzige Briefe“ in eine Ära ein, in der das Patriarchat die Frauen unter Kontrolle hält. Ein tadelloser, sittenstrenger Lebenswandel im Schatten eines männlichen Hausvorstands definiert die gesellschaftliche Rolle und das Ansehen einer Frau. Wenn sie sich nicht an die Benimmregeln hält, traut ihr die öffentliche Meinung auch Straftaten zu. So ergeht es der lebenslustigen Irin Rose im biederen englischen Küstenstädtchen, in dem anonyme Hassbriefe die Runde machen.
Die erste Polizeibeamtin von Sussex
Die Zeit nach dem verlustreichen Ersten Weltkrieg markiert aber auch eine Zeitenwende. Die alten moralischen Werte geraten unter Druck, die Sufragetten gehen für Frauenrechte auf die Straße. Auf dem Polizeirevier arbeitet jetzt auch eine junge Frau, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten will. Die Filmfigur ist der realen Gladys Moss nachempfunden, der ersten Polizeibeamtin in der Geschichte von Sussex. Wie diese Frau auf dem Revier von Männern unterdrückt wird und sich emanzipiert, gehört zu den erhellendsten Szenen des Films.
Olivia Colman und Jessie Buckley in Hochform
Die beiden gegensätzlichen Charaktere Edith und Rose sind mit Olivia Colman und Jessie Buckley hervorragend besetzt. Buckley stellt Rose mit bühnenreifer Spielfreude als vulkanische, aber auch herzliche Figur dar. Colman spielt Edith als steife Person, die eigentlich auch gerne etwas lockerer oder gar verwegen wäre. Die Art und Weise, wie sie sich von ihrem strengen Vater bevormunden und einschüchtern lässt, schlägt aufs Gemüt. Ihr Drama verträgt sich kaum mit der deftigen Komik, die der Film rund um die anzüglichen Briefe entfaltet, die auch die Presse zu interessieren beginnen. Zwischen feministischen Tönen und dem sehr speziellen Fall im Zentrum findet der Film keine überzeugende Linie. Das Tempo gerät ins Stocken, die Dinge scheinen sich im Kreis zu drehen. Oft glaubt man sich in einer Posse, die gute Laune verbreiten und die Spannung schüren will, aber es nistet sich auch eine bedrückte Stimmung ein, die dieser Absicht zuwiderläuft.
Fazit: Anonyme Hassbriefe gab es auch schon vor 100 Jahren und sie konnten die öffentliche Meinung enorm beeinflussen, wie dieses von einem wahren Fall inspirierte Drama von Thea Sharrock zeigt. Olivia Colman und Jessie Buckley sind hervorragend besetzt als zwei gegensätzliche Nachbarinnen, die eine sittenstreng und gottesfürchtig, die andere lebenslustig und mit loserer Zunge, als es die Benimmregeln für Frauen erlauben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erzählt das Drama, wie die eine Frau schreckliche obszöne Beschimpfungen per Post erhält und der Verdacht auf die andere fällt. Weil es sich nicht recht entscheiden kann, ob es possenhaft oder ernst wirken will, verliert es im Verlauf deutlich an Spannkraft.
Diese dramatische, aber mit Sinn für Komik erzählte Geschichte über zwei Nachbarinnen im England der 1920er Jahre basiert auf einem wahren Fall. Die Regisseurin Thea Sharrock ("Ein ganzes halbes Jahr“) und der Drehbuchautor Jonny Sweet tauchen in "Kleine schmutzige Briefe“ in eine Ära ein, in der das Patriarchat die Frauen unter Kontrolle hält. Ein tadelloser, sittenstrenger Lebenswandel im Schatten eines männlichen Hausvorstands definiert die gesellschaftliche Rolle und das Ansehen einer Frau. Wenn sie sich nicht an die Benimmregeln hält, traut ihr die öffentliche Meinung auch Straftaten zu. So ergeht es der lebenslustigen Irin Rose im biederen englischen Küstenstädtchen, in dem anonyme Hassbriefe die Runde machen.
Die erste Polizeibeamtin von Sussex
Die Zeit nach dem verlustreichen Ersten Weltkrieg markiert aber auch eine Zeitenwende. Die alten moralischen Werte geraten unter Druck, die Sufragetten gehen für Frauenrechte auf die Straße. Auf dem Polizeirevier arbeitet jetzt auch eine junge Frau, die in die Fußstapfen ihres Vaters treten will. Die Filmfigur ist der realen Gladys Moss nachempfunden, der ersten Polizeibeamtin in der Geschichte von Sussex. Wie diese Frau auf dem Revier von Männern unterdrückt wird und sich emanzipiert, gehört zu den erhellendsten Szenen des Films.
Olivia Colman und Jessie Buckley in Hochform
Die beiden gegensätzlichen Charaktere Edith und Rose sind mit Olivia Colman und Jessie Buckley hervorragend besetzt. Buckley stellt Rose mit bühnenreifer Spielfreude als vulkanische, aber auch herzliche Figur dar. Colman spielt Edith als steife Person, die eigentlich auch gerne etwas lockerer oder gar verwegen wäre. Die Art und Weise, wie sie sich von ihrem strengen Vater bevormunden und einschüchtern lässt, schlägt aufs Gemüt. Ihr Drama verträgt sich kaum mit der deftigen Komik, die der Film rund um die anzüglichen Briefe entfaltet, die auch die Presse zu interessieren beginnen. Zwischen feministischen Tönen und dem sehr speziellen Fall im Zentrum findet der Film keine überzeugende Linie. Das Tempo gerät ins Stocken, die Dinge scheinen sich im Kreis zu drehen. Oft glaubt man sich in einer Posse, die gute Laune verbreiten und die Spannung schüren will, aber es nistet sich auch eine bedrückte Stimmung ein, die dieser Absicht zuwiderläuft.
Fazit: Anonyme Hassbriefe gab es auch schon vor 100 Jahren und sie konnten die öffentliche Meinung enorm beeinflussen, wie dieses von einem wahren Fall inspirierte Drama von Thea Sharrock zeigt. Olivia Colman und Jessie Buckley sind hervorragend besetzt als zwei gegensätzliche Nachbarinnen, die eine sittenstreng und gottesfürchtig, die andere lebenslustig und mit loserer Zunge, als es die Benimmregeln für Frauen erlauben. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erzählt das Drama, wie die eine Frau schreckliche obszöne Beschimpfungen per Post erhält und der Verdacht auf die andere fällt. Weil es sich nicht recht entscheiden kann, ob es possenhaft oder ernst wirken will, verliert es im Verlauf deutlich an Spannkraft.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Kleine schmutzige Briefe"
Land: GroßbritannienJahr: 2024
Genre: Komödie
Originaltitel: Wicked Little Letters
Länge: 100 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 28.03.2024
Regie: Thea Sharrock
Darsteller: Olivia Colman als Edith Swan, Jessie Buckley als Rose Gooding, Anjana Vasan als Police Officer Gladys Moss, Joanna Scanlan als Ann, Gemma Jones als Victoria Swan
Kamera: Ben Davis
Verleih: Studiocanal