Was will der Lama mit dem Gewehr? (2024)
The Monk And The Gun
Komödie über ein Himalaya-Bergvolk, das den Anschluss an die Welt nicht verpassen will und den Aufbruch in moderne Zeiten wagt.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 4 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Bhutan, 2006: Das kleine buddhistisches Königreich am östlichen Rand des Himalayas liegt weit weg von den Kriegsgebieten der Welt und den von Stress und Digitalisierung geprägten Zivilisationen. Die Welt scheint hier noch in Ordnung – oder? Denn der König hegt Pläne, die entscheidende Veränderungen mit sich bringen würden. Er möchte seinem Volk Zugang zu Internet und Fernsehen ermöglichen und plant sogar die Einführung der Demokratie. Unter der Bevölkerung machen sich Unsicherheit und Unruhe breit. Unterdessen plant die Regierung eine Scheinwahl, um die Bevölkerung auf die "echte“ Wahl vorzubereiten. Der alte Lama (Kelsang Choejay) will sich das Treiben nicht länger mitansehen. Er lässt einen jungen Mönch Tashi (Tandin Wangchuk) Schusswaffen beschaffen und kündigt eine mysteriöse Zeremonie an. Was hat es damit auf sich?
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Filmkritik
Episodenartige Anlage und mehrere Inhaltsebenen
Vier parallele Handlungsstränge verknüpft der Oscar-nominierte Regisseur Pawo Choyning Dorji in seiner Polit-Satire, die ihre Weltpremiere 2023 auf dem Telluride Film Festival feierte. Zur Geschichte um den alten, von allen verheerten Lama, der mit den modernen Lebensweisen der Städter wenig vertraut ist, kommt der Handlungsstrang um den jungen Tashi (spitzbübisch und ausdrucksstark: Tandin Wangchuk), der sich auf die abenteuerliche Suche nach den Waffen begibt.
Dazu erweitert Dorji den Kreis seiner Protagonisten noch um einen Waffensammler, der es auf die beiden einzigen und noch dazu antiken Gewehre des Bhutan abgesehen hat. Und um eine resolute Wahlleiterin, engagiert gespielt von Pema Zangmo Sherpa. Sie kommt im Auftrag der Nationalen Wahlbehörde, um den Landbewohnern zu erklären, wie der Wahlprozess funktioniert.
Stadt- vs. Landbevölkerung
All diese Handlungsebenen führt Dorji, der selbst aus dem Bhutan stammt, stimmig und ohne inhaltlichen Bruch zusammen. Zudem würzt er seinen Film an entscheidenden Momenten mit tiefschwarzem Humor und satirischen Seitenhieben auf die Diskrepanz zwischen dem Fortschrittsdenken der Stadtbevölkerung und dem traditionellen (Land-)Leben, das von der Religion und der Natur geprägt ist.
So kollidieren etwa bei der abgehaltenen Testwahl die althergebrachten, klassischen Werte und Prinzipien des Buddhismus mit den politischen Veränderungen, die die Menschen aufs Heftigste überfordern. Wie funktioniert eigentlich Demokratie? Wie verläuft die Stimmabgabe und wo registriert man sich? Und welche Parteien sind überhaupt zugelassen? Die Aufklärung über diese Fragen und die damit einhergehende, langsam entstehende Verwirrung unter dem Wahlvolk sind köstlich mitanzusehen. Des Weiteren hält sich Dorji nicht mit Kritik an gewinnorientierten Kapitalisten und dem um sich greifenden Modernisierungszwang zurück.
Fazit: Intelligent-hintersinnige, gesellschaftskritische und dennoch witzige Politsatire mit toll aufgelegtem Cast und unerwarteten Story-Twists.
Vier parallele Handlungsstränge verknüpft der Oscar-nominierte Regisseur Pawo Choyning Dorji in seiner Polit-Satire, die ihre Weltpremiere 2023 auf dem Telluride Film Festival feierte. Zur Geschichte um den alten, von allen verheerten Lama, der mit den modernen Lebensweisen der Städter wenig vertraut ist, kommt der Handlungsstrang um den jungen Tashi (spitzbübisch und ausdrucksstark: Tandin Wangchuk), der sich auf die abenteuerliche Suche nach den Waffen begibt.
Dazu erweitert Dorji den Kreis seiner Protagonisten noch um einen Waffensammler, der es auf die beiden einzigen und noch dazu antiken Gewehre des Bhutan abgesehen hat. Und um eine resolute Wahlleiterin, engagiert gespielt von Pema Zangmo Sherpa. Sie kommt im Auftrag der Nationalen Wahlbehörde, um den Landbewohnern zu erklären, wie der Wahlprozess funktioniert.
Stadt- vs. Landbevölkerung
All diese Handlungsebenen führt Dorji, der selbst aus dem Bhutan stammt, stimmig und ohne inhaltlichen Bruch zusammen. Zudem würzt er seinen Film an entscheidenden Momenten mit tiefschwarzem Humor und satirischen Seitenhieben auf die Diskrepanz zwischen dem Fortschrittsdenken der Stadtbevölkerung und dem traditionellen (Land-)Leben, das von der Religion und der Natur geprägt ist.
So kollidieren etwa bei der abgehaltenen Testwahl die althergebrachten, klassischen Werte und Prinzipien des Buddhismus mit den politischen Veränderungen, die die Menschen aufs Heftigste überfordern. Wie funktioniert eigentlich Demokratie? Wie verläuft die Stimmabgabe und wo registriert man sich? Und welche Parteien sind überhaupt zugelassen? Die Aufklärung über diese Fragen und die damit einhergehende, langsam entstehende Verwirrung unter dem Wahlvolk sind köstlich mitanzusehen. Des Weiteren hält sich Dorji nicht mit Kritik an gewinnorientierten Kapitalisten und dem um sich greifenden Modernisierungszwang zurück.
Fazit: Intelligent-hintersinnige, gesellschaftskritische und dennoch witzige Politsatire mit toll aufgelegtem Cast und unerwarteten Story-Twists.
Björn Schneider
TrailerAlle "Was will der Lama mit dem Gewehr?"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Was will der Lama mit dem Gewehr?"
Land: Bhutan, Taiwan, Frankreich, USA, HongKongWeitere Titel: Once Upon a Time in Bhutan...
Jahr: 2024
Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: The Monk And The Gun
Länge: 107 Minuten
Kinostart: 01.08.2024
Regie: Pawo Choyning Dorji
Darsteller: Harry Einhorn, Tandin Wangchuk, Tandin Sonam, Choeying Jatsho, Tandin Phubz
Kamera: Jigme Tenzing
Verleih: MFA Film