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FBW-Bewertung: Cuckoo (2024)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Es gibt kaum ein anderes Genre, das so oft neue Entwicklungsschübe bekommt wie der Horrorfilm. Angstlust und Fantastik regen offenbar die Kreativität in besonderer Weise an.
Dies gilt auch für die deutsch-amerikanische Koproduktion CUCKOO. Angesiedelt in einem Ferienressort in den Alpen, entspinnt sich die Handlung zu einem absurden Horrortrip, in dem es um Laborversuche an Menschen geht.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Gretchen, die es aus den USA an diesen abgelegenen Ort verschlägt, weil ihr Vater einen neuen Job bekommen hat. Den Tod ihrer Mutter hat sie noch nicht überwunden, ihr Vater scheinbar schon, er hat eine neue Partnerin, die ihrerseits eine Tochter hat, die stumm ist. An dieser Stelle kann man nun die Frage stellen, was es mit dem Titel auf sich hat. Man sieht im Film zwar den titelgebenden Vogel und dieser kommt auch aus einer Uhr und ruft "Kuckuck!". Doch es steckt mehr dahinter, denn der Kuckuck ist ja bekannt dafür, dass er seine Eier in fremden Nestern unterbringt und das ist in der Familie von Gretchen passiert. Das kann, muss man nicht so deuten, es macht aber Spaß, genauso wie der Film mit seinen zahlreichen Wendungen und einem mysteriösen Experiment, das den abgelegenen Ort der Alpen in ähnlicher Weise verwendet wie die Serie LOST eine abgelegene Insel.

Tilman Singer und sein Team spielen gekonnt auf der Klaviatur des Genres und bedienen souverän die Erwartungen des Publikums. Schockmomente werden zwar sparsam, aber dafür mit höchstem Wirkungsgrad eingesetzt, wahnsinnige Mörder*innen-Figuren in groteskem Outfit lassen uns immer wieder erzittern und schmunzeln zugleich. Dazu halten uns mysteriöse Erscheinungen bei der Stange des Mit-Rätselns und überraschende Wendungen locken uns regelmäßig amüsierte Aha-Erlebnisse hervor. Kamera- und Montage sind auf der Höhe der Zeit. Einige Effekte und Elemente der Ausstattung sind betont trashig, was den Film mithin etwas inkohärent wirken lässt. Man kann diese Elemente auch als Hommage an den Giallo lesen, die in den 1970er Jahren populäre italienische Thriller- und Horrorfilmvariante.

Über das Genre hinaus gelingt es dem Film - getragen von einer Hauptdarstellerin, die eine sie vor allem körperlich immens fordernde Rolle zu spielen hat - eine Coming-of-Age Geschichte zu erzählen. Das ist im Genre des Horrorfilms zwar nicht ungewöhnlich, doch wird das Erwachsenwerden und die damit einhergehende Familientragödie geschickt mit dem Horror und den rätselhaften Ereignissen um pseudo-wissenschaftliche Experimente verwoben. Alle diese Qualitäten haben die Jury davon überzeugt, dem Film das Prädikat besonders wertvoll zu verleihen.



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