Ihr Jahrhundert - Frauen erzählen Geschichte (2023)
Dokumentarfilm über fünf um die 100 Jahre alte Frauen, die ihre Gesellschaft und Epoche mitgeprägt haben.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Die fünf Frauen, die in diesem Dokumentarfilm porträtiert werden, sind zwischen 1915 und 1924 geboren und zum Zeitpunkt des Drehs um die 100 Jahre alt. Die Israelin Tamar Eshel ging während des Zweiten Weltkriegs zum Geheimdienst und half jüdischen Flüchtlingen, aus Europa nach Palästina zu gelangen. Im neuen Staat Israel wurde sie Politikerin, Beraterin des Jerusalemer Bürgermeister Kollek und Mitglied der Knesset. Die Inderin Nannamal Amma gilt als die älteste Yogalehrerin des Landes. Schon als junge Frau brachte sie ihrer dörflichen Gemeinde und später einer wachsenden Schar von Schüler*innen Yoga bei. 600 von ihnen wurden Yogalehrer*innen.
Die österreichische Schriftstellerin Ilse Helbich veröffentlichte erst im Alter von 80 Jahren ihren ersten Roman. Die promovierte Geisteswissenschaftlerin zog sich in den 1950er Jahren, wie es sich für eine Ehefrau und Mutter geziemte, aus dem Berufsleben zurück, verfasste jedoch Drehbücher und Radiobeiträge. Nach 30 Jahren ließ sie ihre Ehe hinter sich. Die Kubanerin Haydée Arteaga Rojas engagierte sich früh gegen Rassismus und für den Fortschritt, den der Kommunismus versprach. Die Bildungschancen und Förderung der Kinder lagen ihr am Herzen und sie wurde Geschichtenerzählerin.
Die Türkin Nermin Abadan-Unat ist Wissenschaftlerin und Professorin. Ihr Verständnis der modernen Gesellschaft steht in der Tradition von Kemal Atatürk und sie engagiert sich für Demokratie und Frauenrechte.
Bildergalerie zum Film "Ihr Jahrhundert - Frauen erzählen Geschichte"
Filmkritik
"Ihr Jahrhundert: Frauen erzählen Geschichte“: 500 gelebte Jahre
Menschen, die seit 100 Jahren auf dem Planeten leben, sind wichtige Zeugen der Zeitgeschichte. Sie können aus eigenem Erleben berichten, wie es früher war und dem Wandel der Epochen ein persönliches Antlitz geben, das sich so in keinem Geschichtsbuch findet. Der Dokumentarfilmer Uli Gaulke ("Sunset Over Hollywood“) interessierte sich nach eigener Aussage besonders für die weibliche Perspektive, weil Weltgeschichte nun einmal hauptsächlich von Männern geschrieben ist. "Ihr Jahrhundert: Frauen erzählen Geschichte“ folgt somit dem feministischen Konzept "Herstory“, in dem es statt um das Buchwissen der "History“ über Könige und Staatsgründungen um die mündlich überlieferten Erfahrungen von Frauen geht. Archivaufnahmen betten die Erzählungen visuell in ihre Epochen ein.
Selbstbestimmt etwas bewirken
Die Protagonistinnen haben unterschiedliche Gesellschaften – in Indien, Kuba, der Türkei, Österreich, Israel - im Wandel erlebt. Jede einzelne hätte genug zu erzählen für einen ganzen Film. Aber um gleich fünfmal zehn Jahrzehnte Leben so zusammenzuraffen, dass ihr Reichtum nicht ganz auf der Strecke bleibt, braucht es einen roten Faden. Hier zeigt das filmische Konzept Unschärfen, obwohl es immer wieder auch um die Befreiung aus geschlechtlicher Diskriminierung geht. Erzählt wird jeweils ein bisschen was über Kindheit, Ausbildung und Familie, Wirken bis heute. Eine Hundertjährige, die Yoga unterrichtet, ist bewundernswert, aber hätte sie, nur als Beispiel, auch etwas zur Diskriminierung der Frau in der indischen Gesellschaft zu sagen gehabt?
Aktiv bis zum letzten Tag
Es entsteht der Eindruck, dass die fünf Frauen nach dem Prinzip "rund um den Globus“ ausgewählt wurden. Die Österreicherin Ilse Helbich ist eine faszinierende Erzählerin, aber ob ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Wohl und Fortschritt vergleichbar mit dem der israelischen Politikerin Tamar Eshel ist? Ein interessanter Aktualitätsbezug entsteht, wenn die Israelin und die Türkin deutliche Kritik an demokratiefeindlichen und rückschrittlichen Tendenzen in ihren Ländern üben.
Für die musikalische Begleitung am Klavier ist im Film übrigens die 108-jährige Colette Maze zuständig, die einmal auch im Bild erscheint. Ihr hohes Alter scheinen alle Frauen einer gemeinsamen Eigenschaft zu verdanken, nämlich der Freude an ihrer Arbeit, die sie am liebsten bis zum letzten Tag ausüben möchten. Wenig überraschend steht im Abspann hinter vielen Namen aber schon das Todesjahr.
Fazit: Die fünf Frauen, die in diesem Dokumentarfilm von Uli Gaulke aus ihrem Leben erzählen, sind alle um die 100 Jahre alt. Sie haben den Wandel so unterschiedlicher Gesellschaften wie in Indien, Kuba, Österreich, Israel und der Türkei erlebt und auf individuelle Weise mitgestaltet. Dabei durchbrachen sie Schranken, die ihnen wegen ihres Geschlechts und ihrer Herkunft auferlegt waren. Jede von ihnen hätte genug zu erzählen gehabt für einen ganzen Film. So aber wirken ihre interessanten Schilderungen, die mehr Struktur und einen klareren filmischen Fokus verdient hätten, ziemlich gerafft.
Menschen, die seit 100 Jahren auf dem Planeten leben, sind wichtige Zeugen der Zeitgeschichte. Sie können aus eigenem Erleben berichten, wie es früher war und dem Wandel der Epochen ein persönliches Antlitz geben, das sich so in keinem Geschichtsbuch findet. Der Dokumentarfilmer Uli Gaulke ("Sunset Over Hollywood“) interessierte sich nach eigener Aussage besonders für die weibliche Perspektive, weil Weltgeschichte nun einmal hauptsächlich von Männern geschrieben ist. "Ihr Jahrhundert: Frauen erzählen Geschichte“ folgt somit dem feministischen Konzept "Herstory“, in dem es statt um das Buchwissen der "History“ über Könige und Staatsgründungen um die mündlich überlieferten Erfahrungen von Frauen geht. Archivaufnahmen betten die Erzählungen visuell in ihre Epochen ein.
Selbstbestimmt etwas bewirken
Die Protagonistinnen haben unterschiedliche Gesellschaften – in Indien, Kuba, der Türkei, Österreich, Israel - im Wandel erlebt. Jede einzelne hätte genug zu erzählen für einen ganzen Film. Aber um gleich fünfmal zehn Jahrzehnte Leben so zusammenzuraffen, dass ihr Reichtum nicht ganz auf der Strecke bleibt, braucht es einen roten Faden. Hier zeigt das filmische Konzept Unschärfen, obwohl es immer wieder auch um die Befreiung aus geschlechtlicher Diskriminierung geht. Erzählt wird jeweils ein bisschen was über Kindheit, Ausbildung und Familie, Wirken bis heute. Eine Hundertjährige, die Yoga unterrichtet, ist bewundernswert, aber hätte sie, nur als Beispiel, auch etwas zur Diskriminierung der Frau in der indischen Gesellschaft zu sagen gehabt?
Aktiv bis zum letzten Tag
Es entsteht der Eindruck, dass die fünf Frauen nach dem Prinzip "rund um den Globus“ ausgewählt wurden. Die Österreicherin Ilse Helbich ist eine faszinierende Erzählerin, aber ob ihr Beitrag zum gesellschaftlichen Wohl und Fortschritt vergleichbar mit dem der israelischen Politikerin Tamar Eshel ist? Ein interessanter Aktualitätsbezug entsteht, wenn die Israelin und die Türkin deutliche Kritik an demokratiefeindlichen und rückschrittlichen Tendenzen in ihren Ländern üben.
Für die musikalische Begleitung am Klavier ist im Film übrigens die 108-jährige Colette Maze zuständig, die einmal auch im Bild erscheint. Ihr hohes Alter scheinen alle Frauen einer gemeinsamen Eigenschaft zu verdanken, nämlich der Freude an ihrer Arbeit, die sie am liebsten bis zum letzten Tag ausüben möchten. Wenig überraschend steht im Abspann hinter vielen Namen aber schon das Todesjahr.
Fazit: Die fünf Frauen, die in diesem Dokumentarfilm von Uli Gaulke aus ihrem Leben erzählen, sind alle um die 100 Jahre alt. Sie haben den Wandel so unterschiedlicher Gesellschaften wie in Indien, Kuba, Österreich, Israel und der Türkei erlebt und auf individuelle Weise mitgestaltet. Dabei durchbrachen sie Schranken, die ihnen wegen ihres Geschlechts und ihrer Herkunft auferlegt waren. Jede von ihnen hätte genug zu erzählen gehabt für einen ganzen Film. So aber wirken ihre interessanten Schilderungen, die mehr Struktur und einen klareren filmischen Fokus verdient hätten, ziemlich gerafft.
Bianka Piringer
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Besetzung & Crew von "Ihr Jahrhundert - Frauen erzählen Geschichte"
Land: DeutschlandJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 100 Minuten
Kinostart: 07.03.2024
Regie: Uli Gaulke
Kamera: Axel Schneppat, Uli Gaulke
Verleih: mindjazz pictures