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Berlin Bytch Love (2023)

Ungewöhnliches, dokumentarisches Porträt einer jungen, prekären Liebe in BerlinKritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

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Sophie (15) und Dominik (17) leben seit einem halben Jahr auf den Straßen rund um den Görlitzer Park in Berlin. Sie schlafen in Hauseingängen, sammeln Flaschen – und lieben sich, so bedingungslos und absolut, wie man es nur als Teenager tut. Das Leben der beiden wirkt frei, abenteuerlich und ganz und gar nicht hoffnungslos, wie man sich die Existenz von wohnungslosen Menschen mitunter vorstellt. Beide sind von zu Hause ausgerissen, wegen Konflikten, die nur am Rande erwähnt werden. Und sie ziehen diesen Alltag dem vor, was sie von daheim kennen.

Dann wird Sophie schwanger, der Winter kündigt sich an und ein Gerichtstermin wartet: Dominik muss sich für mehrere Straftaten der letzten Jahre verantworten, jahrelanger Knast droht. Ein ebenfalls obdachloser Freund schlägt vor, nach Frankreich zu fliehen. Vielleicht könnten sie dort ein neues Leben anfangen? Die Gerichtsverhandlung entpuppt sich unerwartet als Chance: Dominik bekommt Bewährung und die beiden bekommen über einen Sozialarbeiter eine kleine Wohnung vermittelt, abgelegen am Rande der Stadt. Was lange das Ziel ihrer Sehnsucht war - ein Dach über dem Kopf - ist nun eine Herausforderung für ihre Liebe.

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Berlin Bytch LoveBerlin Bytch Love


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

Die beiden Filmemacher Heiko Aufdermauer und Johannes Girke begannen im Sommer 2018, das junge Paar Sophie und Dominik in den Straßen Berlins mit der Kamera zu begleiten. Dabei kam ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm heraus, der assoziativ eine (junge) Liebesgeschichte erzählt, die dramaturgisch einem Spielfilm ähnelt. Dabei ist nichts inszeniert oder geskriptet: Die Kamera folgt Dominik und Sophie, beobachtet wertungsfrei, den Rest erledigt der kluge Schnitt. Den beiden Protagonisten werden keine Fragen gestellt, sie blicken nicht direkt in die Kamera und kommentieren oder reflektieren ihr Handeln nicht für das Publikum: Ein interessanter Zugang, den "Berlin Bytch Love" hier wählt, der sich aber auszahlt.

Denn als Zuschauer ist man zum einen "mittendrin" und kann dieses Leben, das vielen in der Form fremd sein wird, live und hautnah miterleben. Zum anderen gelingt es den Regisseuren aber auch, eine Geschichte zu erzählen. Das Resultat ist ein Porträt einer versteckten "Subkultur", über das Leben am Rande der Gesellschaft, prekäre (jugendliche) Existenzen, aber auch: über die Liebe.

Einer der interessantesten Aspekte, die "Berlin Bytch Love" einfangen kann, ist der "Bruch" im Leben von Sophie und Dominik, der mit dem Bezug der Wohnung einhergeht: Die größte Herausforderung für sie ist, so scheint es, nicht das Leben auf der Straße, nicht die Obdachlosigkeit, die unstete Existenz, die Schwangerschaft oder Drogen. Sondern die Frage, wie man mit der neu gewonnenen Sicherheit und Stabilität im Alltag umgeht.

Als die beiden noch in den Straßen Berlins leben, wirken sie seltsam glücklich und frei: Sie denken nicht an das Morgen, leben im Hier und Jetzt, lieben einander, ungestüm und bedingungslos. Inwiefern dazu auch Verzweiflung und Romantik beitragen, um Dominik und Sophie zusammenzuschweißen, lässt sich aus der Ferne schwer ermitteln. Und man verfolgt einen Hoffnungsschimmer am Horizont, als finales Ziel winkt die Aussicht auf eine schöne Wohnung, die Lösung aller Probleme. Ab dem Moment, wo das erreicht ist, scheint es mit der Unbeschwertheit aber vorbei zu sein: Die Tristesse des Alltags, der wenig zu bieten hat, überkommt die Beziehung, die Zwänge eines "geregelten Lebens" ebenso. Dominik wendet sich wieder den Drogen zu, Sophie denkt viel nach, über ihre Zukunft und die ihres gemeinsamen Kindes. Wo die Sorgen des Überlebenskampfs in freier Stadt-Wildbahn beseitigt sind, fehlt es beiden an Strukturen, beide gehen nicht mehr zur Schule, machen keine Ausbildung und haben keine Arbeit.

Man kann "Berlin Bytch Love" also auch gesellschaftskritisch lesen: Der Film bewertet oder beurteilt die Entscheidungen seiner Protagonisten nicht. Indirekt übt er aber Kritik an der gängigen Sozialpolitik, auch jugendliche Obdachlose einfach von der Straße weghaben zu wollen - aber sich danach nicht mehr um sie zu kümmern. Die Ursachen, die zuerst zu der Situation geführt haben (bei Sophie und Dominik Probleme und Konflikte mit den Eltern / der Familie), werden nicht gelöst. Und so ist ein "Rückfall", in welcher Form auch immer, beinahe vorprogrammiert.

Schlussendlich stellt "Berlin Bytch Love" aber vor allem eines dar: Eine (reale) Liebesgeschichte, die trotz des ungewöhnlichen Settings und über den Umweg eines dramaturgisierten Dokumentarfilms auch Universelles über die Liebe und Paar-Beziehungen zu erzählen hat. Man würde gern wissen, wie es Dominik und Sophie in den letzten 5 Jahren seit der Entstehung des Films ergangen ist.

Fazit: Ein klug konzipierter Dokumentarfilm, der vom Leben auf den Straßen Berlins erzählt, von prekären Existenzen und Jugendlichen am Rande der Gesellschaft. "Berlin Bytch Love" ist Beobachtung, sozialkritisches Porträt und Erzählung in einem und ist trotz des Sujets auch eines: Eine Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann und einer jungen Frau mit all ihren Ups und Downs.




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Zum Video: Berlin Bytch Love

Besetzung & Crew von "Berlin Bytch Love"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Kinostart: 29.02.2024
Regie: Heiko Aufdermauer, Johannes Girke
Verleih: UCM.One

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