Nightwatch: Demons Are Forever (2023)
Nattevagten - Dæmoner går i arv
Nachts in der Leichenhalle: In Ole Bornedals neuem Film, einer Fortsetzung seines Welthits aus dem Jahr 1994, schiebt nach dem Vater dieses Mal die Tochter Dienst in der Rechtsmedizin.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 6 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Drei Jahrzehnte nach den grausamen Ereignissen im Institut für Rechtsmedizin in Kopenhagen nehmen die Taten des Mörders Wörmer (Ulf Pilgaard) den damaligen Studenten Martin (Nikolaj Coster-Waldau), der seinerzeit Nachtwache im Institut schob, immer noch gefangen. Um das Trauma zu überwinden, das seither auf Martins Familie lastet, heuert dessen Tochter Emma (Fanny Leander Bornedal) während ihres Medizinstudiums im selben Institut wie einstmals ihr Vater als Nachtwächterin an.
Als Emma herausfindet, dass der vermeintlich tote Mörder noch am Leben ist und in einer psychiatrischen Klinik einsitzt, nimmt sie Kontakt zu ihm auf. Währenddessen erschüttert eine neue Mordserie, die den Morden Wörmers gleicht, die Stadt, was Martins alten Kumpel Jens (Kim Bodnia) auf den Plan ruft.
Bildergalerie zum Film "Nightwatch: Demons Are Forever"
Hier streamen
Filmkritik
"Nightwatch: Demons Are Forever": Wiedersehensängste
Der Thriller "Nachtwache" (1994) machte seinen Regisseur Ole Bornedal über Nacht berühmt. Der 1959 geborene Däne hatte bis dahin lediglich fürs Fernsehen gearbeitet. Sein erster Kinofilm katapultierte ihn aus dem Stand nach Hollywood, wo er "Freeze – Albtraum Nachtwache" (1997), das mit Ewan McGregor und Nick Nolte prominent besetzte Remake seines eigenen Erfolgsfilms drehte. Wie erfolgreich "Nachtwache" war, lässt sich an dem erstaunlichen Fakt ablesen, dass der Film in seinem Heimatland mehr Geld einspielte als der globale Kassenschlager "Jurassic Park" (1993).
Der Ausflug in die kalifornische Traumfabrik währte allerdings nicht lang. Das Remake floppte und aus den ursprünglich angedachten zwei weiteren Filmen, bei denen Bornedal in den USA Regie führen sollte, wurde nichts. Er kehrte nach Dänemark zurück, wo er dem Thriller- und Horrorgenre sowie seinem schwarzen Humor treu blieb und unter anderem "Befrei uns von dem Bösen" (2009) und "Small Town Killers" (2016) drehte. Dreißig Jahre nach seinem Kinodebüt kehrt er jetzt zu diesen Anfängen zurück. Ob das gutgehen kann?
Neuauflage aus anderer Perspektive
In Hollywood stehen Reboots erfolgreicher Filme und Filmreihen auf der Tagesordnung. Im europäischen und speziell im skandinavischen Kino besitzen sie weiterhin Seltenheitswert. Rundum gelungen sind die wenigsten davon. Im Bestreben, möglichst viele Fans der ersten Stunde nostalgisch abzuholen und gleichzeitig auch für ein neues Publikum zu funktionieren, geht in der Regel etwas verloren. Bei "Nightwatch: Demons Are Forever" verhält es sich nicht anders. An die Frische, den Charme und Witz des Originals reicht dessen Fortsetzung nicht heran. Allerdings erzählt Bornedal, der das Drehbuch erneut selbst verfasst hat, dieses Mal auch eine tonal völlig anders gelagerte Geschichte.
Um das Erwachsenwerden und das zur Ruhe Kommen einer rebellierenden Jugend, die Bornedal nun aus weiblicher statt aus männlicher Perspektive schildert (so wie er im Übrigen auch alle anderen tragenden Rollen von der Kommissarin bis zur Psychiaterin mit Frauen besetzt), geht es diesmal nur am Rande. Im Zentrum stehen die Traumen, die die Ereignisse von vor 30 Jahren bei den Beteiligten ausgelöst und um die Wunden, die sie in ihren Familien gerissen haben. Zudem legt Bornedal den Fokus nun stärker auf den Kriminalfall. War dieser in "Nachtwache" (1994) lange Zeit nur eine Art Hintergrundrauschen, bevor die Taten des Serienkillers von den Leben der Protagonisten, von denen der Film eigentlich erzählte, Besitz ergriffen, verhält es sich in "Nightwatch: Demons Are Forever" umgekehrt. Die 30 Jahre alten Morde haben die Leben von Martin (Nikolaj Coster-Waldau) und seiner Tochter Emma (Fanny Leander Bornedal; die Tochter des Regisseurs) bis heute fest im Griff. Und während die Handlung in zunehmendem Maße den Ermittlungen der neuen Morde folgt, rücken die Leben aller Beteiligten zusehends in den Hintergrund.
Offene, nur leidlich vernarbte Wunden
Inszenatorisch wie erzählerisch ist das versiert gemacht (auch wenn der finale Plot-Twist trotz mehrerer falscher Fährten früh offensichtlich wird und die Spannungsmomente vor allem im Finale etwas mehr Steigerung vertragen hätten), macht jedoch weitaus weniger Laune als das Original. "Nachtwache" (1994) war gewitzter Grusel, der bei aller Brutalität locker-leicht daherkam, weil er viel von der Aufbruchstimmung der Nach-Wende-Zeit der 1990er-Jahre in sich trug. "Nightwatch: Demons Are Forever", der trotz eines Wiedersehens mit Nikolaj Coster-Waldau, Kim Bodnia und Ulf Pilgaard erstaunlich nostalgiefrei ausfällt, schlägt nun deutlich düstere Töne an.
Fazit: Nach 30 Jahren kehrt der Regisseur und Drehbuchautor Ole Bornedal zu den Anfängen seiner Kinokarriere zurück. "Nightwatch: Demons Are Forever" setzt den Welthit "Nachtwache" (1994) fort und erzählt davon, wie schwer es Traumatisierten fällt, ihre Dämonen loszuwerden. Nun aus weiblicher Perspektive erzählt und versiert inszeniert, schlägt Bornedal diesmal deutlich düstere Töne an.
Der Thriller "Nachtwache" (1994) machte seinen Regisseur Ole Bornedal über Nacht berühmt. Der 1959 geborene Däne hatte bis dahin lediglich fürs Fernsehen gearbeitet. Sein erster Kinofilm katapultierte ihn aus dem Stand nach Hollywood, wo er "Freeze – Albtraum Nachtwache" (1997), das mit Ewan McGregor und Nick Nolte prominent besetzte Remake seines eigenen Erfolgsfilms drehte. Wie erfolgreich "Nachtwache" war, lässt sich an dem erstaunlichen Fakt ablesen, dass der Film in seinem Heimatland mehr Geld einspielte als der globale Kassenschlager "Jurassic Park" (1993).
Der Ausflug in die kalifornische Traumfabrik währte allerdings nicht lang. Das Remake floppte und aus den ursprünglich angedachten zwei weiteren Filmen, bei denen Bornedal in den USA Regie führen sollte, wurde nichts. Er kehrte nach Dänemark zurück, wo er dem Thriller- und Horrorgenre sowie seinem schwarzen Humor treu blieb und unter anderem "Befrei uns von dem Bösen" (2009) und "Small Town Killers" (2016) drehte. Dreißig Jahre nach seinem Kinodebüt kehrt er jetzt zu diesen Anfängen zurück. Ob das gutgehen kann?
Neuauflage aus anderer Perspektive
In Hollywood stehen Reboots erfolgreicher Filme und Filmreihen auf der Tagesordnung. Im europäischen und speziell im skandinavischen Kino besitzen sie weiterhin Seltenheitswert. Rundum gelungen sind die wenigsten davon. Im Bestreben, möglichst viele Fans der ersten Stunde nostalgisch abzuholen und gleichzeitig auch für ein neues Publikum zu funktionieren, geht in der Regel etwas verloren. Bei "Nightwatch: Demons Are Forever" verhält es sich nicht anders. An die Frische, den Charme und Witz des Originals reicht dessen Fortsetzung nicht heran. Allerdings erzählt Bornedal, der das Drehbuch erneut selbst verfasst hat, dieses Mal auch eine tonal völlig anders gelagerte Geschichte.
Um das Erwachsenwerden und das zur Ruhe Kommen einer rebellierenden Jugend, die Bornedal nun aus weiblicher statt aus männlicher Perspektive schildert (so wie er im Übrigen auch alle anderen tragenden Rollen von der Kommissarin bis zur Psychiaterin mit Frauen besetzt), geht es diesmal nur am Rande. Im Zentrum stehen die Traumen, die die Ereignisse von vor 30 Jahren bei den Beteiligten ausgelöst und um die Wunden, die sie in ihren Familien gerissen haben. Zudem legt Bornedal den Fokus nun stärker auf den Kriminalfall. War dieser in "Nachtwache" (1994) lange Zeit nur eine Art Hintergrundrauschen, bevor die Taten des Serienkillers von den Leben der Protagonisten, von denen der Film eigentlich erzählte, Besitz ergriffen, verhält es sich in "Nightwatch: Demons Are Forever" umgekehrt. Die 30 Jahre alten Morde haben die Leben von Martin (Nikolaj Coster-Waldau) und seiner Tochter Emma (Fanny Leander Bornedal; die Tochter des Regisseurs) bis heute fest im Griff. Und während die Handlung in zunehmendem Maße den Ermittlungen der neuen Morde folgt, rücken die Leben aller Beteiligten zusehends in den Hintergrund.
Offene, nur leidlich vernarbte Wunden
Inszenatorisch wie erzählerisch ist das versiert gemacht (auch wenn der finale Plot-Twist trotz mehrerer falscher Fährten früh offensichtlich wird und die Spannungsmomente vor allem im Finale etwas mehr Steigerung vertragen hätten), macht jedoch weitaus weniger Laune als das Original. "Nachtwache" (1994) war gewitzter Grusel, der bei aller Brutalität locker-leicht daherkam, weil er viel von der Aufbruchstimmung der Nach-Wende-Zeit der 1990er-Jahre in sich trug. "Nightwatch: Demons Are Forever", der trotz eines Wiedersehens mit Nikolaj Coster-Waldau, Kim Bodnia und Ulf Pilgaard erstaunlich nostalgiefrei ausfällt, schlägt nun deutlich düstere Töne an.
Fazit: Nach 30 Jahren kehrt der Regisseur und Drehbuchautor Ole Bornedal zu den Anfängen seiner Kinokarriere zurück. "Nightwatch: Demons Are Forever" setzt den Welthit "Nachtwache" (1994) fort und erzählt davon, wie schwer es Traumatisierten fällt, ihre Dämonen loszuwerden. Nun aus weiblicher Perspektive erzählt und versiert inszeniert, schlägt Bornedal diesmal deutlich düstere Töne an.
Falk Straub
TrailerAlle "Nightwatch: Demons Are Forever"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Nightwatch: Demons Are Forever"
Land: DänemarkJahr: 2023
Genre: Psychothriller
Originaltitel: Nattevagten - Dæmoner går i arv
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 16.05.2024
Regie: Ole Bornedal
Darsteller: Fanny Bornedal als Emma, Nikolaj Coster-Waldau als Martin, Alex Høgh Andersen als Frederik, Sara Viktoria Bjerregaard, Kim Bodnia als Jens
Verleih: Capelight Pictures