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FBW-Bewertung: Paddington in Peru (2024)

Prädikat besonders wertvoll

Jurybegründung: Es ist erstaunlich, wie gut dieser dritte Film der Reihe um den kleinen Bären Paddington gelungen ist, denn die Vorzeichen waren bedenklich. Zum einen hatten mit dem Regisseur Paul King sowie der Darstellerin und Sympathieträgerin Sally Hawkins zwei Personen, die in hohem Maße für den immensen Erfolg der beiden ersten Paddingtonfilme verantwortlich waren, die Franchise verlassen. Und zum anderen wurde bei PADDINGTON IN PERU das Grundkonzept der Handlung verändert, denn während in den Vorgängerfilmen davon erzählt wurde, wie Paddington mit dem Leben in England zurechtkommt und wie die Engländer auf diesen Alien reagieren, begeben sich der Bär und seine britische Adoptivfamilie hier auf eine Reise. Der ?Fisch aus dem Wasser? oder besser der Bär aus dem Dschungel kehrt nun also in den ?tiefsten Dschungel von Peru? zurück. Doch dem Regisseur Dougal Wilson und dem Cast (mit Emily Mortimer, die Sally Hawkins als Mrs. Brown ersetzt) gelingt es, ohne Brüche an die Leistungen ihrer Vorgänger anzuschließen, und so zeichnet PADDINGTON IN PERU die gleiche positive Grundstimmung, den gleichen Witz und das gleiche Übermaß an kreativen Ideen aus. Es erstaunt immer noch, wie glaubwürdig, natürlich und sympathisch der kleine am Computer generierte Bär mit den realen Darstellern und Darstellerinnen agiert und mit welcher Kreativität sowie Liebe am oft sehr komischen Detail die bilderbuchartige Welt des Films gestaltet ist. Und die (für die vom Brexit gebeutelten Briten sehr schmeichelhafte) Utopie von einem weltoffenen, warmherzigen Großbritannien, das einen sehr fremden Ausländer sofort willkommen heißt, wird gleich am Anfang des Films auf den Punkt gebracht, wenn Paddington ganz selbstverständlich britischer Staatsbürger wird und seinen eigenen Pass bekommt. Und wenn dann seine gesamte Adoptivfamilie mit ihm nach Peru reist, bleibt der Film dann doch ein zärtlich, humorvoll gezeichnetes Abbild der britischen Lebensart. Mit den verschiedenen Abenteuern im Dschungel ist der Film auch eine Parodie auf Filme wie INDIANA JONES und FITZCARRALDO, die beide direkt zitiert werden. Und auch für den Auftritt von Olivia Colman als immer ?verdächtig? gutgelaunte Nonne haben die pfiffigen Drehbuchautoren ein genau passendes und witziges Zitat gefunden, denn die Nonne singt mit ihrer Gitarre auf einer Bergwiese so ekstatisch in die Kamera wie Judie Andrews in THE SOUND OF MUSIC. Auch sonst muss das Drehbuch besonders gelobt werden, denn es ist mit der Präzision eines Uhrwerks konstruiert. Da fällt eine Geldmünze, die im ersten Akt eingeworfen wird, noch einmal im letzten Akt und sorgt so für einen großen Lacher, der nur der Virtuosität der Erzähltechnik geschuldet ist. Zu den Stärken des Drehbuchs gehört auch, dass der Film sowohl Kinder wie ein erwachsenes Publikum anspricht. Die Tollpatschigkeit des Titelhelden (dessen Superpower daraus besteht, dass er alles auf eine wundersame Weise falsch macht) amüsiert und rührt sowohl die kleinen wie auch die großen Zuschauer. Die Geschichte ist zwar aufregend, aber nie so spannend, dass Kinder sich zu sehr fürchten würden und Figuren wie der von Antonio Banderas gespielte Buschkapitän sowie die ständig manisch lächelnde Nonne (Olivia Colman stiehlt in der Rolle allen anderen Schauspieler*innen die Show) werden so raffiniert und ironisch in Szene gesetzt, dass auch Cineasten daran ihre Freude haben können. So ist PADDINGTON IN PERU ein Film für die ganze Familie geworden, dem die Jury sehr gerne das Prädikat ?besonders wertvoll? zuspricht.



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