oder

Helke Sander: Aufräumen (2023)

In diesem Dokumentarfilm blickt die Filmemacherin und Feministin der ersten Stunde auf ihr Leben und Wirken zurück.Kritiker-Film-Bewertung: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4 / 5
User-Film-Bewertung [?]: unterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse 4.0 / 5

Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 3 Besucher eine Bewertung abgegeben.


Helke Sander, geboren 1937, gehört zu den Gründerinnen der deutschen Frauenbewegung im Jahr 1968. Als Berliner Filmstudentin tritt sie 1967 dem Sozialistischen Studentenbund SDS bei, muss aber feststellen, dass die gesellschaftliche Stellung der Frau die Männer dort nicht interessiert. 1968 gründet sie mit Marianne Herzog den "Aktionsrat zur Befreiung der Frauen“ und verkündet auf dem Delegiertenkongress des SDS, dass die Gesellschaft ohne die Befreiung der Frauen nicht verändert werden könne. Auf zunächst spöttisches Gelächter der Männer folgt der Beginn der neuen Frauenbewegung.

Sander, alleinerziehende Mutter eines Sohnes, dreht Filme über die Situation der Frauen, in denen sie selbst spielt, subversiv feministische Ansichten äußert oder Männer mit unliebsamen Fragen konfrontiert. Sie gründet 1974 die Zeitschrift "Frauen und Film“ und engagiert sich dafür, dass Filmemacherinnen bessere berufliche Chancen erhalten. 1992 rückt sie mit ihrem Film "BeFreier und Befreite“ die Vergewaltigungen von Millionen Frauen durch Soldaten der Roten Armee am Ende des Weltkriegs ins Bewusstsein. Mit über 80 Jahren blickt Helke Sander auf ihr Leben und Schaffen zurück.

Bildergalerie zum Film "Helke Sander: Aufräumen"

Helke Sander: AufräumenHelke Sander: AufräumenHelke Sander: AufräumenHelke Sander: Aufräumen - Helke SanderHelke Sander: Aufräumen - Helke Sander

Hier streamen


Filmkritikunterirdischschlechtmittelm??iggutweltklasse4 / 5

"Helke Sander: Aufräumen“: Pionierin des feministischen Films

Über 50 Jahre sind schon seit der Studentenbewegung von 1968 vergangen. Sie war auch der Beginn der neuen Frauenbewegung, welche sogar im Sozialistischen Studentenbund SDS die repressive Macht des Patriarchats aufspürte. Helke Sander, Feministin der ersten Stunde, hat ihren politischen Aktivismus mit dem Filmemachen verbunden und originelle Werke mit aufklärerischer Wirkung geschaffen. Eine dokumentarische Würdigung war längst überfällig. In "Helke Sander: Aufräumen“, einem Film ihrer ehemaligen Studentin Claudia Richarz, blickt die feministische Künstlerin zurück und reflektiert, wo sie heute steht.

Aufklärung mit frischem Humor

Die vielen Ausschnitte aus Helke Sanders Filmen, die nun im Besitz der Deutschen Kinemathek sind, fördern zutage, wie erfrischend die Autorin zeigte, womit sich Frauen im Alltag herumschlugen. In "Das schwache Geschlecht muss stärker werden“ von 1969 filmt sie sich selbst, wie sie ein Buch liest, mit einer Hand im Kochtopf rührt, mit der anderen den Kinderwagen schaukelt. Oft spielt sie sich selbst, mehr oder weniger fiktionalisiert. Die Gesundheitsgefahren, welche die anfangs hochdosierte Pille birgt, die fehlende Kinderbetreuung, verständnislose Partner, Gewalt gegen Frauen gehören zu ihren Themen. Der subversive Humor und der neue Blick wirken ähnlich lebendig wie die Filme der Nouvelle Vague, die sie auf künstlerischem Gebiet zu ihren Vorbildern zählt. In "Die allseits reduzierte Persönlichkeit – Redupers“ von 1978 liegt ein junges Paar im Bett und die Erzählerin sagt aus dem Off: "Ab und zu denkt sie an die Zeit, wenn sie ihn nicht mehr aushalten wird.“

Über Gewalt gegen Frauen sprechen

Der Filmtitel "Aufräumen“ passt zu Helke Sanders lebenslanger Lust, die gesellschaftliche Diskussion von blinden Flecken zu befreien. Aufräumen ist auch eine Aufgabe des Alters, wenn es ans Sortieren der Erinnerungen geht. Helke Sander zieht Bücher aus dem Regal, zeigt Gegenstände, die für Epochen aus ihrem Leben stehen. Sie zieht emotional Bilanz, beispielsweise beim Spaziergang mit ihrem Sohn, dem Schriftsteller Silvo Lahtela. Helke Sander erzählt auch, wie sie in der Dresdner Bombennacht von 1945 als achtjähriges Mädchen die Mutter vor einer Verzweiflungstat bewahrte.

Sie erwähnt MeToo-Erlebnisse, über die sie früher, wie sie feststellt, nie geredet hätte. An der zeitgenössischen Gendertheorie übt sie Kritik, weil sie biologische Faktoren des Frauseins vernachlässige und die Frauenbewegung entpolitisiere. Zahlreiches Archivmaterial, über Talkshow-Auftritte und vieles mehr, runden dieses aussagekräftige und sympathische Porträt ab.

Fazit: Der Dokumentarfilm von Claudia Richarz porträtiert die Filmemacherin Helke Sander, Mitbegründerin der deutschen Frauenbewegung von 1968, und würdigt ihr Lebenswerk. Im Alter von über 80 Jahren blickt die Feministin zurück und kommentiert die oft erfrischend ketzerischen Filme, in denen sie die Benachteiligung von Frauen offenlegte. Die Erinnerungen der Protagonistin und die Einblicke in ihr Werk ergeben ein aufschlussreiches und kurzweiliges Zeitdokument.




TrailerAlle "Helke Sander: Aufräumen"-Trailer anzeigen

Zum Video: Helke Sander: Aufräumen

Besetzung & Crew von "Helke Sander: Aufräumen"

Land: Deutschland
Jahr: 2023
Genre: Dokumentation
Länge: 82 Minuten
FSK: 0
Kinostart: 07.03.2024
Regie: Claudia Richarz
Darsteller: Mahsa Asgari als Self, Dorna Dibaj als Self, Silvo Lahtela als Self, Helke Sander als Self, Gesine Strempel als Self
Kamera: Martin Gressmann, Claudia Richarz, Volker Sattel
Verleih: barnsteiner-film

Verknüpfungen zu "Helke Sander: Aufräumen"Alle anzeigen





Spielfilm.de-Mitglied werden oder einloggen.