Die Giacomettis (2023)
The Giacomettis
In diesem Schweizer Dokumentarfilm widmet sich Regisseurin Susanna Fanzun der Geschichte einer berühmten Künstlerfamilie.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Alberto Giacometti (1901–1966) ist einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Jedes Kind kennt seine in die Länge gezogenen, schlanken Skulpturen. Dass er nicht der einzige Kunstbegabte in seiner Familie war, wissen hingegen nicht alle. Die Regisseurin Susanna Fanzun schafft Abhilfe und stellt in ihrem Dokumentarfilm die komplette Familie Giacometti vor: von Vater Giovanni (1868–1933) und Mutter Anetta (1871–1964) über Alberto bis zu dessen Geschwistern Diego (1902–1985), Ottilia (1904–1937) und Bruno (1907–2012). Neben der Familie selbst spielt deren Heimatort Stampa im Bergell im Kanton Graubünden eine wichtige Rolle. Hier sind nicht nur alle Familienmitglieder geboren und begraben, der Ort und das Tal prägten auch ihre Arbeit.
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Filmkritik
"Die Giacomettis": Kunst trifft Familie
Die Giacomettis üben auf die Filmemacherin Susanna Fanzun eine große Faszination aus, die nicht zuletzt auf die räumliche Nähe zur berühmten Schweizer Künstlerfamilie zurückzuführen sein dürfte. Fazun ist in einem Nachbartal des Bergell, dem Heimattal der Giacomettis, aufgewachsen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Alberto Giacometti (1901–1966) Anfang des neuen Jahrtausends drehte Fanzun einen ersten kurzen Dokumentarfilm fürs Fernsehen. Auszüge daraus sind nun auch in ihrem neuen, langen Film zu sehen. Kritikern, die der Meinung sind, es gebe bereits genügend Filme über die Giacomettis, entgegnet Fanzun Folgendes: "Nein, denn mich hat der Blick auf die Familie um Alberto Giacometti interessiert. Es ist eine Geschichte, die bis anhin filmisch nicht erzählt wurde." Doch wie sich einer Familie nähern, in der die Kunst der übrigen Mitglieder im Schatten der Kunst Alberto Giacomettis steht?
Fanzun packt die Problemstellung chronologisch an. Sie beginnt mit der Geschichte des Vaters Giovanni Giacometti (1868–1933). Über dessen Kindheit und Jugend sowie die Lehr- und Wanderjahre in München, Paris und Italien arbeitet sie sich bis zur Familiengründung in der Schweiz vor und danach allmählich die Lebensstationen seiner vier Kinder ab. Die Übergänge sind fließend, so wie sich die Lebenswege aller wiederholt kreuzen oder längere Zeit parallel verlaufen. Durch die von Fanzun gewählte Form fühlt sich der Film ausgesprochen organisch an.
Klassische Doku mit kleinen Farbtupfern
Die 1963 geborene Regisseurin hat sich für eine klassische Mischung aus Off-Kommentar, Interviews und Archivmaterial entschieden. Der getragene Kommentar und die von Hania Rani komponierte, gediegene Klaviermusik verleihen dem gesamten Film einen ruhigen Ton – so aufregend und ausschweifend die Künstlerleben mitunter auch gewesen sein mochten. Als kleine stilistische Farbtupfer werden alte Fotos und Briefe, aus denen zitiert wird, auf Hausfassaden, an Zimmerwände und in Landschaften projiziert. Die Vergangenheit scheint und schimmert auf diese Weise in die Gegenwart hinein.
Die Zuschauer erfahren viel über die Familie Giacometti, was sie vermutlich noch nicht wussten: wie prägend die Arbeit des Vaters war, wie wichtig die Rolle und Meinung der Mutter, wie eng der familiäre Verbund, wie inspirierend die Landschaft des Bergell. Fanzun denkt die Kunst dabei stets von der Familie aus, zeigt, wie sehr das Private den Schaffensprozess beeinflusste. Was sie dabei allerdings beinahe komplett ausklammert, ist der Erfolg. Ob beispielsweise Alberto Giacometti zu Lebzeiten bereits eine (lukrative) Karriere vorzuweisen hatte oder erst posthumen Ruhm erfuhr, erfährt das Kinopublikum nicht. Angesichts seines spärlichen Ateliers, das er sich bis zu seinem frühen Tod mit seinem Bruder Diego teilte, könnte man meinen, er hätte arm wie eine Kirchenmaus gelebt. Angesichts eines ansonsten rundum gelungenen Dokumentarfilms fällt ein solches Versäumnis aber kaum ins Gewicht.
Fazit: Regisseurin Susanna Fanzun ist von der Schweizer Künstlerfamilie Giacometti fasziniert und hat einen Dokumentarfilm über sie gedreht, der das Kinopublikum durch die ruhige Vermittlung von Kunst und Fakten in seinen Bann schlägt. Familie trifft Kunst in einem kunstvoll geformten Film über eine Künstlerfamilie.
Die Giacomettis üben auf die Filmemacherin Susanna Fanzun eine große Faszination aus, die nicht zuletzt auf die räumliche Nähe zur berühmten Schweizer Künstlerfamilie zurückzuführen sein dürfte. Fazun ist in einem Nachbartal des Bergell, dem Heimattal der Giacomettis, aufgewachsen. Anlässlich des 100. Geburtstags von Alberto Giacometti (1901–1966) Anfang des neuen Jahrtausends drehte Fanzun einen ersten kurzen Dokumentarfilm fürs Fernsehen. Auszüge daraus sind nun auch in ihrem neuen, langen Film zu sehen. Kritikern, die der Meinung sind, es gebe bereits genügend Filme über die Giacomettis, entgegnet Fanzun Folgendes: "Nein, denn mich hat der Blick auf die Familie um Alberto Giacometti interessiert. Es ist eine Geschichte, die bis anhin filmisch nicht erzählt wurde." Doch wie sich einer Familie nähern, in der die Kunst der übrigen Mitglieder im Schatten der Kunst Alberto Giacomettis steht?
Fanzun packt die Problemstellung chronologisch an. Sie beginnt mit der Geschichte des Vaters Giovanni Giacometti (1868–1933). Über dessen Kindheit und Jugend sowie die Lehr- und Wanderjahre in München, Paris und Italien arbeitet sie sich bis zur Familiengründung in der Schweiz vor und danach allmählich die Lebensstationen seiner vier Kinder ab. Die Übergänge sind fließend, so wie sich die Lebenswege aller wiederholt kreuzen oder längere Zeit parallel verlaufen. Durch die von Fanzun gewählte Form fühlt sich der Film ausgesprochen organisch an.
Klassische Doku mit kleinen Farbtupfern
Die 1963 geborene Regisseurin hat sich für eine klassische Mischung aus Off-Kommentar, Interviews und Archivmaterial entschieden. Der getragene Kommentar und die von Hania Rani komponierte, gediegene Klaviermusik verleihen dem gesamten Film einen ruhigen Ton – so aufregend und ausschweifend die Künstlerleben mitunter auch gewesen sein mochten. Als kleine stilistische Farbtupfer werden alte Fotos und Briefe, aus denen zitiert wird, auf Hausfassaden, an Zimmerwände und in Landschaften projiziert. Die Vergangenheit scheint und schimmert auf diese Weise in die Gegenwart hinein.
Die Zuschauer erfahren viel über die Familie Giacometti, was sie vermutlich noch nicht wussten: wie prägend die Arbeit des Vaters war, wie wichtig die Rolle und Meinung der Mutter, wie eng der familiäre Verbund, wie inspirierend die Landschaft des Bergell. Fanzun denkt die Kunst dabei stets von der Familie aus, zeigt, wie sehr das Private den Schaffensprozess beeinflusste. Was sie dabei allerdings beinahe komplett ausklammert, ist der Erfolg. Ob beispielsweise Alberto Giacometti zu Lebzeiten bereits eine (lukrative) Karriere vorzuweisen hatte oder erst posthumen Ruhm erfuhr, erfährt das Kinopublikum nicht. Angesichts seines spärlichen Ateliers, das er sich bis zu seinem frühen Tod mit seinem Bruder Diego teilte, könnte man meinen, er hätte arm wie eine Kirchenmaus gelebt. Angesichts eines ansonsten rundum gelungenen Dokumentarfilms fällt ein solches Versäumnis aber kaum ins Gewicht.
Fazit: Regisseurin Susanna Fanzun ist von der Schweizer Künstlerfamilie Giacometti fasziniert und hat einen Dokumentarfilm über sie gedreht, der das Kinopublikum durch die ruhige Vermittlung von Kunst und Fakten in seinen Bann schlägt. Familie trifft Kunst in einem kunstvoll geformten Film über eine Künstlerfamilie.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "Die Giacomettis"
Land: SchweizJahr: 2023
Genre: Dokumentation
Originaltitel: The Giacomettis
Länge: 104 Minuten
Kinostart: 28.12.2023
Regie: Susanna Fanzun
Kamera: Pierre Mennel
Verleih: Arsenal