Los colonos (2023)
Historisches Drama: Eine Gruppe von Männern ist unterwegs, um eine erbarmungslose Mission durchzuführen.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
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Chile zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der junge Segundo Molina (Camilo Arancibia), der von den Weißen um ihn herum als "mestizo" bezeichnet wird, muss sich mit dem schottischen Lieutenant Alexander McLennan (Mark Stanley) und dem texanischen Söldner Bill (Benjamin Westfall) auf eine Reise begeben. Für den Großgrundbesitzer José Menéndez (Alfredo Castro) sollen sie eine sichere Route für seine Schafherde zum Atlantik bereiten – mit aller Härte, die hierfür erforderlich ist.
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Filmkritik
"Colonos": Wie wird Geschichte geschrieben?
Der 1983 in Santiago de Chile geborene Felipe Gálvez Haberle gibt mit "Colonos" sein Langfilmdebüt als Regisseur. Das Werk, das erstmals bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2023 gezeigt wurde, enthält auf den ersten Blick diverse Western-Elemente, entpuppt sich jedoch rasch als drastischer Gegenentwurf zu den typischen Vertretern des Genres. Am ehesten lässt es sich in seinem schonungslosen Ton mit zwei unkonventionellen Arbeiten aus der New-Hollywood-Ära vergleichen: "Das Wiegenlied vom Totschlag" (1970) von Ralph Nelson und "Little Big Man" (ebenfalls 1970) von Arthur Penn.
Eine brutale Welt
Ähnlich wie in diesen beiden Produktionen, wird auch in "Colonos" nichts von der Rohheit und der schieren Grausamkeit der damaligen Zeit beschönigt. Das Skript, das Felipe Gálvez Haberle zusammen mit Antonia Girardi und Mariano Llinás geschrieben hat, und dessen audiovisuelle Umsetzung konfrontieren uns mit Gewalttaten, die an Indigenen in Feuerland verübt werden. Der im Jahre 1901 angesiedelte Plot folgt einem Trio, das im Auftrag des real existierenden Unternehmers und Großgrundbesitzers José Menéndez handelt. Dieser wird hier von Alfredo Castro ("Caracas, eine Liebe") in aller Kaltherzigkeit verkörpert.
Gemeinsam mit seinem Kameramann Simone D'Arcangelo erzeugt der Regisseur zuweilen einnehmende Kinobilder der weiten Landschaft in satten Farben; auch das Sounddesign ist eindrücklich. Die Brutalität sorgt indes dafür, dass diesen Eindrücken alles Schwelgerische ausgetrieben wird. Der Film leistet wichtige Aufklärungsarbeit über ein Kapitel der Kolonialgeschichte, das nach wie vor kaum bekannt ist. Inhaltlich ist "Colonos" komplexer als etwa Martin Scorseses "Killers of the Flower Moon" (2023), der sich dem Genozid an indigenen Völkern in den USA widmet und dabei recht schematisch vorgeht.
Viele Ambivalenzen
Der junge Protagonist Segundo, eindringlich gespielt von dem Newcomer Camilo Arancibia, wird als Mestize von seinen weißen Mitreisenden diskriminiert und mit Misstrauen behandelt. Er wird zum Opfer und Mittäter zugleich – zu einem Handlanger des unmoralischen Systems, von dem er selbst unterdrückt wird.
Überraschenderweise vollzieht "Colonos" in seiner zweiten Hälfte dann noch einen Zeitsprung. In diesem Teil geht es vor allem um die Frage, wie (und von wem) Geschichte geschrieben wird – und wie viel Wahrheit, Verklärung oder schlicht Lüge in dem steckt, was wir uns über die Vergangenheit erzählen.
Fazit: Ein beeindruckend gefilmtes und stark gespieltes Werk über die Grausamkeit des Kolonialismus und die dringend nötige Aufarbeitung der einstigen Geschehnisse.
Der 1983 in Santiago de Chile geborene Felipe Gálvez Haberle gibt mit "Colonos" sein Langfilmdebüt als Regisseur. Das Werk, das erstmals bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2023 gezeigt wurde, enthält auf den ersten Blick diverse Western-Elemente, entpuppt sich jedoch rasch als drastischer Gegenentwurf zu den typischen Vertretern des Genres. Am ehesten lässt es sich in seinem schonungslosen Ton mit zwei unkonventionellen Arbeiten aus der New-Hollywood-Ära vergleichen: "Das Wiegenlied vom Totschlag" (1970) von Ralph Nelson und "Little Big Man" (ebenfalls 1970) von Arthur Penn.
Eine brutale Welt
Ähnlich wie in diesen beiden Produktionen, wird auch in "Colonos" nichts von der Rohheit und der schieren Grausamkeit der damaligen Zeit beschönigt. Das Skript, das Felipe Gálvez Haberle zusammen mit Antonia Girardi und Mariano Llinás geschrieben hat, und dessen audiovisuelle Umsetzung konfrontieren uns mit Gewalttaten, die an Indigenen in Feuerland verübt werden. Der im Jahre 1901 angesiedelte Plot folgt einem Trio, das im Auftrag des real existierenden Unternehmers und Großgrundbesitzers José Menéndez handelt. Dieser wird hier von Alfredo Castro ("Caracas, eine Liebe") in aller Kaltherzigkeit verkörpert.
Gemeinsam mit seinem Kameramann Simone D'Arcangelo erzeugt der Regisseur zuweilen einnehmende Kinobilder der weiten Landschaft in satten Farben; auch das Sounddesign ist eindrücklich. Die Brutalität sorgt indes dafür, dass diesen Eindrücken alles Schwelgerische ausgetrieben wird. Der Film leistet wichtige Aufklärungsarbeit über ein Kapitel der Kolonialgeschichte, das nach wie vor kaum bekannt ist. Inhaltlich ist "Colonos" komplexer als etwa Martin Scorseses "Killers of the Flower Moon" (2023), der sich dem Genozid an indigenen Völkern in den USA widmet und dabei recht schematisch vorgeht.
Viele Ambivalenzen
Der junge Protagonist Segundo, eindringlich gespielt von dem Newcomer Camilo Arancibia, wird als Mestize von seinen weißen Mitreisenden diskriminiert und mit Misstrauen behandelt. Er wird zum Opfer und Mittäter zugleich – zu einem Handlanger des unmoralischen Systems, von dem er selbst unterdrückt wird.
Überraschenderweise vollzieht "Colonos" in seiner zweiten Hälfte dann noch einen Zeitsprung. In diesem Teil geht es vor allem um die Frage, wie (und von wem) Geschichte geschrieben wird – und wie viel Wahrheit, Verklärung oder schlicht Lüge in dem steckt, was wir uns über die Vergangenheit erzählen.
Fazit: Ein beeindruckend gefilmtes und stark gespieltes Werk über die Grausamkeit des Kolonialismus und die dringend nötige Aufarbeitung der einstigen Geschehnisse.
Andreas Köhnemann
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Besetzung & Crew von "Los colonos"
Land: Chile, Argentinien, Großbritannien, Taiwan, Deutschland, Schweden, Frankreich, DänemarkJahr: 2023
Genre: Drama, Krimi
Länge: 97 Minuten
Kinostart: 15.02.2024
Regie: Felipe Gálvez Haberle
Darsteller: Sam Spruell als Colonel Martin, Mark Stanley als Alexander MacLennan, Alfredo Castro als José Menéndez, Mariano Llinás als Francisco Moreno, Benjamin Westfall als Bill
Verleih: MUBI
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