Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums (2022)

"Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums"

Keine Sorge, hinter diesem ellenlangen Titel verbirgt sich kein Film über zwei Philosophen, auch wenn die Gedankengänge eines der Jugendlichen durchaus ins Philosophische abzweigen. Statt eines antiken Griechen und eines mediävalen Italieners tragen zwei Jungs aus dem texanischen El Paso die für heutige Ohren ungewohnten Namen. Ausgedacht hat sich deren Geschichte der Schriftsteller Benjamin Alire Sáenz. Die Regisseurin Aitch Alberto hat dessen gleichnamigen Coming-of-Age-Roman aus dem Jahr 2013 nun verfilmt. Als Produzenten fungierten neben Alberto selbst unter anderem der "Hamilton"-Schöpfer Lin-Manuel Miranda, die Schauspielerin Kyra Sedgwick ("Singles – Gemeinsam einsam") und der mexikanische Filmstar Eugenio Derbez ("Overboard"), der zudem die Rolle von Aristoteles' Vater übernommen hat.

Der Liebe beim Entstehen zusehen

Auch das Drehbuchschreiben hat Aitch Alberto, die mit "Aristoteles und Dante …" ihr Langfilmdebüt gibt, gleich selbst übernommen. Ihr Skript besticht durch einen unaufgeregten Ton, sowohl was die Dialoge als auch Handlung und Figurenzeichnung anbelangt, und setzt sich in Albertos souverän-ruhiger Inszenierung fort. Die Liebe zwischen zwei heranwachsenden Männern, zumal in einem konservativen Landstrich Ende der 1980er-Jahre, böte allerlei Gelegenheit für hyperventilierende Wendepunkte. Wirklich dramatisch (und vorhersehbar) wird es indessen erst kurz vor Schluss, bevor Alberto zurück in einen rationalen Erzählmodus schaltet.

Diese Bereitschaft, Erwartungen zu unterlaufen, nicht jede Trope von Coming-of-Age- und Coming-out-Filmen zu verwenden und nicht in jede Klischee-Falle zu tappen, ist das große Plus dieser Liebesgeschichte. Die zwei wundervollen Hauptdarsteller zaubern die Freundschaft und Liebe ihrer Figuren glaubwürdig, zart und zerbrechlich auf die Leinwand. Dafür bedarf es keiner großen, fürs Kino so typischen Gesten. Und das ist großartig, hier einfach einmal den kleinen Dingen des Lebens und der Liebe beim Entstehen zuzusehen.

Fazit: Langfilmdebütantin Aitch Alberto legt mit der Romanadaption "Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums" einen unaufgeregten Coming-of-Age-Film vor. Bis in die kleinste Nebenrolle gut besetzt, wunderbar gespielt und souverän inszeniert, ist es erfrischend, einen Film über Jugendliche zu sehen, die die großen und kleinen Dinge des Lebens erstaunlich aufgeräumt angehen.