Das Erwachen der Jägerin (2023)
The Marsh King's Daughter
Ein völlig spannungsarmer, in die Länge gezogener Thriller, der seine durchaus interessante Prämisse nicht umsetzen kannKritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 10 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Helena (Daisy Ridley) führt mit ihrem Ehemann Stephen (Garrett Hedlund) und ihrer kleinen Tochter ein beschauliches Leben in einer Vorstadt in Michigan. Hinter der bürgerlichen Fassade verbirgt sie jedoch ein dunkles Geheimnis: Ihr Vater (Ben Mendelsohn) ist der berüchtigte "Moorkönig", ein Entführer und verurteilter Mörder, der Helena und ihre Mutter über Jahre in der Wildnis gefangen hielt. Ihr ganzes Leben lang hat sie versucht, diese schreckliche Wahrheit hinter sich zu lassen – nicht mal ihre Familie weiß davon. Doch als ihr Vater nach 20 Jahren aus dem Gefängnis ausbricht, wird sie von der Vergangenheit eingeholt. Helena spürt, dass er sie sucht und ihrer Familie unmittelbare Gefahr droht. Um ihre Liebsten zu schützen, erwachen ihre längst vergessenen Instinkte zu neuem Leben und der Jäger wird schon bald zum Gejagten…
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Filmkritik
Mit "Das Erwachen der Jägerin" versucht sich Regisseur Neil Burger ("Ohne Limit") an einem recht gewöhnlichen Thriller nach der Buchvorlage von Karen Dionne. Deren Werk "The Marsh King's Daughter" ("Marsh King" = der "Sumpfkönig") erzählt von einem Mädchen, das in Gefangenschaft aufwuchs, ohne es zu wissen, da ihr Vater ein Kidnapper war. Burger scheitert aber - gemeinsam mit seinen Drehbuchautoren - daran, die durchaus interessanten Implikationen der Story in einen in irgendeiner Form spannenden Film zu übersetzen.
Denn das Hauptproblem von "Das Erwachen der Jägerin" ist: Er enthält so gut wie keine Spannung. Zum einen sind alle "Plottwists", wenn man die denn so nennen will, völlig vorhersehbar. Zum anderen fehlt auch der technischen Umsetzung, also der Inszenierung, jegliches Gespür für die Evokation von Spannung oder Suspense. Das ist bei einem Film, der ein Psychothriller sein will, ein großes Problem.
Zu Beginn gibt sich Burgers Film allerdings noch als Drama, das die tragische (Vor-)Geschichte Helenas erzählt: Als Kind lebt sich gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Mutter abgeschieden im Wald, dünkt sich glücklich, da sie unter dem Einfluss ihres Vaters steht und ihm glaubt, was er erzählt. Erst als sie und ihre Mutter entkommen, wird sie mit der grausamen Realität konfrontiert: Ihre Mutter war Opfer eines psychopathischen Entführers, der sie jahrelang festgehalten hatte. Und ein Kind mit ihr zeugte: Helena.
Während der erste, bereits zu lange Teil von "Das Erwachen der Jägerin" das Setting etabliert, beginnt der zweite damit, dass Helenas Vater aus dem Gefängnis ausbricht und sich auf die Suche nach seiner verlorenen "Familie" macht. Und auch dieser Teil zieht sich wie Kaugummi, sodass man feststellen muss, dass der doch recht dünne Plot am Ende vielleicht Stoff für eine Serienfolge a 50 Minuten gegeben hätte, nicht aber für einen Spielfilm mit 100 Minuten Laufzeit.
Der Film hat wenig zu bieten, das für ihn sprechen würde: Natürlich, Daisy Ridley bemüht sich augenscheinlich, die verlorene, verwirrte, traumatisierte und schließlich rachsüchtige Tochter glaubhaft zu spielen, was ihr auch ganz gut gelingt. Für einen Thriller ohne jeglichen Thrill ist eine gute Darstellerleistung aber halt trotzdem etwas wenig. Auch die Naturaufnahmen in "Das Erwachen der Jägerin" sind ganz OK, wobei auch dieser Film die heutzutage offenbar unvermeidbaren Drohnen-Shots aus Vogelperspektive enthält, die Filmemacher meist nur deshalb einsetzen, weil sie billig und einfach umzusetzen sind.
Das Interessanteste, das dieser Nicht-Thriller zu bieten hat, ist der psychologische Aspekt: Eine Protagonistin, die in einer Lüge aufwachsen musste, sich mühsam ihrer entledigen konnte, um am Ende doch wieder von ihr eingeholt zu werden. Wäre dieser Aspekt genauer, fundierter herausgearbeitet worden, würden sich vielleicht auch gesellschaftskritische Ableitungen ergeben (Demagogie funktioniert auf kollektiver Ebene bekanntlich ähnlich). Doch auch diese Chance wurde vergeben.
Fazit: Interessante Grundidee, schwaches Endergebnis: Trotz zum Teil solider technischer Umsetzung und des Bemühens der Hauptdarstellerin schafft es "Das Erwachen der Jägerin" nie, sein Potential auszuschöpfen. Die größten Mankos sind seine völlig spannungsarme Erzählweise und Inszenierung, die selbst interessante psychologische Aspekte der Geschichte versumpfen lassen.
Denn das Hauptproblem von "Das Erwachen der Jägerin" ist: Er enthält so gut wie keine Spannung. Zum einen sind alle "Plottwists", wenn man die denn so nennen will, völlig vorhersehbar. Zum anderen fehlt auch der technischen Umsetzung, also der Inszenierung, jegliches Gespür für die Evokation von Spannung oder Suspense. Das ist bei einem Film, der ein Psychothriller sein will, ein großes Problem.
Zu Beginn gibt sich Burgers Film allerdings noch als Drama, das die tragische (Vor-)Geschichte Helenas erzählt: Als Kind lebt sich gemeinsam mit ihrem Vater und ihrer Mutter abgeschieden im Wald, dünkt sich glücklich, da sie unter dem Einfluss ihres Vaters steht und ihm glaubt, was er erzählt. Erst als sie und ihre Mutter entkommen, wird sie mit der grausamen Realität konfrontiert: Ihre Mutter war Opfer eines psychopathischen Entführers, der sie jahrelang festgehalten hatte. Und ein Kind mit ihr zeugte: Helena.
Während der erste, bereits zu lange Teil von "Das Erwachen der Jägerin" das Setting etabliert, beginnt der zweite damit, dass Helenas Vater aus dem Gefängnis ausbricht und sich auf die Suche nach seiner verlorenen "Familie" macht. Und auch dieser Teil zieht sich wie Kaugummi, sodass man feststellen muss, dass der doch recht dünne Plot am Ende vielleicht Stoff für eine Serienfolge a 50 Minuten gegeben hätte, nicht aber für einen Spielfilm mit 100 Minuten Laufzeit.
Der Film hat wenig zu bieten, das für ihn sprechen würde: Natürlich, Daisy Ridley bemüht sich augenscheinlich, die verlorene, verwirrte, traumatisierte und schließlich rachsüchtige Tochter glaubhaft zu spielen, was ihr auch ganz gut gelingt. Für einen Thriller ohne jeglichen Thrill ist eine gute Darstellerleistung aber halt trotzdem etwas wenig. Auch die Naturaufnahmen in "Das Erwachen der Jägerin" sind ganz OK, wobei auch dieser Film die heutzutage offenbar unvermeidbaren Drohnen-Shots aus Vogelperspektive enthält, die Filmemacher meist nur deshalb einsetzen, weil sie billig und einfach umzusetzen sind.
Das Interessanteste, das dieser Nicht-Thriller zu bieten hat, ist der psychologische Aspekt: Eine Protagonistin, die in einer Lüge aufwachsen musste, sich mühsam ihrer entledigen konnte, um am Ende doch wieder von ihr eingeholt zu werden. Wäre dieser Aspekt genauer, fundierter herausgearbeitet worden, würden sich vielleicht auch gesellschaftskritische Ableitungen ergeben (Demagogie funktioniert auf kollektiver Ebene bekanntlich ähnlich). Doch auch diese Chance wurde vergeben.
Fazit: Interessante Grundidee, schwaches Endergebnis: Trotz zum Teil solider technischer Umsetzung und des Bemühens der Hauptdarstellerin schafft es "Das Erwachen der Jägerin" nie, sein Potential auszuschöpfen. Die größten Mankos sind seine völlig spannungsarme Erzählweise und Inszenierung, die selbst interessante psychologische Aspekte der Geschichte versumpfen lassen.
Christian Klosz
TrailerAlle "Das Erwachen der Jägerin"-Trailer anzeigen
Besetzung & Crew von "Das Erwachen der Jägerin"
Land: USAJahr: 2023
Genre: Drama, Krimi
Originaltitel: The Marsh King's Daughter
Länge: 109 Minuten
FSK: 12
Kinostart: 25.01.2024
Regie: Neil Burger
Darsteller: Daisy Ridley als Helena, Ben Mendelsohn als Jacob, Brooklynn Prince als Young Helena, Gil Birmingham als Clark Bekkum, Caren Pistorius als Beth
Kamera: Alwin H. Kuchler
Verleih: Tobis Film