One Life (2023)
Dieses britische Drama, das Kinodebüt des Regisseurs James Hawes, handelt von Nicholas Winton, der fast 700 Kinder vor den Nazis rettete.Kritiker-Film-Bewertung:User-Film-Bewertung :
Filmsterne von 1 bis 5 dürfen vergeben werden, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste mögliche Bewertung ist. Es haben insgesamt 8 Besucher eine Bewertung abgegeben.
Europa kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich und wenig später der Einverleibung der sudetendeutschen Gebiete der Tschechoslowakei sind viele deutsche und österreichische Juden nach Prag geflohen. Als der Londoner Börsenmakler Nicholas Winton (Johnny Flynn) von den Zuständen in den Flüchtlingslagern erfährt, reist er kurzerhand dorthin, um sich selbst ein Bild zu machen.
Sein Plan ist es, zunächst die Kinder, dann deren Eltern mit Zügen bis nach England zu bringen. Doch nicht nur vor Ort, auch zurück in England stößt er auf Widerstände. In Prag weiß er Doreen Warriner (Romola Garai) und Trevor Chadwick (Alex Sharp), zwei Mitarbeiter des "Britischen Komitees für Flüchtlinge in der Tschechoslowakei", auf seiner Seite, zu Hause kann er auf seine deutschstämmige Mutter Barbara (Helena Bonham Carter) zählen. Als der Krieg am 1. September 1939 ausbricht, ist Wintons Arbeit von heute auf morgen beendet.
London 1988: Selbst 50 Jahre später lässt Nicholas Winton (jetzt: Anthony Hopkins) das Schicksal der von ihm geretteten Kinder nicht los. Als seine Frau Grete (Lena Olin) ihn darum bittet, sein Arbeitszimmer zu entrümpeln, wühlt ihn das Wühlen in den alten Unterlagen abermals innerlich auf. Erst als die BBC-Fernsehshow "That's Life" auf die damalige Rettungsaktion aufmerksam wird und zu recherchieren beginnt, kann sich Nicholas Winton schließlich mit seiner Vergangenheit versöhnen.
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Filmkritik
"One Life": Stille Helden
Halten Sie Ihre Taschentücher bereit! Denn die alles entscheidende Szene, auf die die Handlung dieses Films zusteuert, hat es in sich. Es ist die Nachstellung einer Episode der BBC-Show "That's Life", die 1988 tatsächlich so über die Bühne gegangen ist. Die Produzenten Emile Sherman und Iain Canning haben diese berühmte Szene gesehen, in der Nicholas Winton (1909–2015) in der Livesendung einigen der Kinder begegnet, denen er 50 Jahre zuvor das Leben gerettet hatte, und daraufhin beschlossen, einen Film über Winton und dessen Rettungsaktion zu drehen.
Das Duo traf Winton noch vor dessen Tod. "Er war äußerst bescheiden und großzügig. Seiner Meinung nach sollte der Film nicht ihn glorifizieren, sondern feiern, wie die gewöhnlichsten Menschen Großes erreichen können", erinnert sich Canning. Mit dem von ihm und Emile Sherman produzierten Drama gelingt ihnen nun der Spagat, Winton und dessen unermüdliches Tun einerseits hervorzuheben, ihn andererseits aber nicht zum strahlenden Helden zu stilisieren.
Das unmöglich anmutende Mögliche möglich machen
Das Drehbuch von Lucinda Coxon und Nick Drake baut auf der Biografie "If it's Not Impossible…: The Life of Sir Nicholas Winton" auf. Wintons Tochter Barbara Winton hatte die Biografie 2014 veröffentlicht. Auch am Drehbuch zum Film war Barbara Winton beteiligt, sie starb allerdings 2022 noch vor Abschluss der Dreharbeiten. Der fertige Film dürfte voll und ganz in ihrem Interesse und dem ihres Vaters gewesen sein. Denn so sehr er auch um Nicholas Winton kreist, den Johnny Flynn als jungen und Anthony Hopkins als alten Mann verkörpert, es steht auch stets im Vordergrund, dass Winton all das nicht ohne viele helfende Hände erreicht hätte.
Hierzu zählten vor Ort in Prag Doreen Warriner (Romola Garai) und Trevor Chadwick (Alex Sharp). Im Film wird Winton nicht müde zu betonen, wie viel mehr diese zwei zu verlieren hatten und aufs Spiel setzten als er selbst. Und zu Hause in London ist es Wintons Mutter Barbara (Helena Bonham Carter), genannt "Babi", die ihrem Sohn gemäß dessen Motto "Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben!" in puncto Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit in nichts nachsteht.
Ein spätes Debüt so ruhig wie sein Protagonist
Der Regisseur James Hawes gibt mit diesem Historiendrama sein spätes Kinodebüt. Hawes ist bereits seit den 1990ern fürs Fernsehen tätig und hat dort neben zahlreichen Fernsehfilmen vor allem für Fernsehserien gearbeitet. In den vergangenen Jahren zeichnet er vornehmlich für genrelastige Unterhaltung wie "The Alienist", "Black Mirror", "Snowpiercer", "Raised by Wolves" und "Slow Horses" verantwortlich. Für ein Biopic über eine entscheidende Phase kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs scheint er auf den ersten Blick also nicht zwangsläufig die erste Wahl. Hawes macht seine Sache aber ausgesprochen gut.
"One Life" lässt einen an thematisch vergleichbare Filme wie Steven Spielbergs "Schindlers Liste" (1993) denken; zumal Nicholas Winton zuweilen als "britischer Oskar Schindler" bezeichnet wurde, wovon er sich zeitlebens distanzierte. Von Spielbergs visueller (Über-)Ästhetisierung, seiner Effekthascherei und emotionaler Manipulation könnte Hawes aber kaum weiter entfernt sein. Trotz all des Grauens und der Verzweiflung bleibt sein Drama über weite Teile hinweg so still wie sein Protagonist. Nur ganz am Ende kommt der Regisseur dann doch nicht umhin, kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Wie eingangs erwähnt: Halten Sie Ihre Taschentücher bereit!
Fazit: "One Life" ist ein ruhiges Historiendrama über unruhige Zeiten. Im Zentrum steht ein stiller und beharrlicher Protagonist, der zum Helden wird, ohne ein Held sein zu wollen. Ein bewegendes Biopic, das ganz am Ende zu einem echten Tränenzieher wird.
Halten Sie Ihre Taschentücher bereit! Denn die alles entscheidende Szene, auf die die Handlung dieses Films zusteuert, hat es in sich. Es ist die Nachstellung einer Episode der BBC-Show "That's Life", die 1988 tatsächlich so über die Bühne gegangen ist. Die Produzenten Emile Sherman und Iain Canning haben diese berühmte Szene gesehen, in der Nicholas Winton (1909–2015) in der Livesendung einigen der Kinder begegnet, denen er 50 Jahre zuvor das Leben gerettet hatte, und daraufhin beschlossen, einen Film über Winton und dessen Rettungsaktion zu drehen.
Das Duo traf Winton noch vor dessen Tod. "Er war äußerst bescheiden und großzügig. Seiner Meinung nach sollte der Film nicht ihn glorifizieren, sondern feiern, wie die gewöhnlichsten Menschen Großes erreichen können", erinnert sich Canning. Mit dem von ihm und Emile Sherman produzierten Drama gelingt ihnen nun der Spagat, Winton und dessen unermüdliches Tun einerseits hervorzuheben, ihn andererseits aber nicht zum strahlenden Helden zu stilisieren.
Das unmöglich anmutende Mögliche möglich machen
Das Drehbuch von Lucinda Coxon und Nick Drake baut auf der Biografie "If it's Not Impossible…: The Life of Sir Nicholas Winton" auf. Wintons Tochter Barbara Winton hatte die Biografie 2014 veröffentlicht. Auch am Drehbuch zum Film war Barbara Winton beteiligt, sie starb allerdings 2022 noch vor Abschluss der Dreharbeiten. Der fertige Film dürfte voll und ganz in ihrem Interesse und dem ihres Vaters gewesen sein. Denn so sehr er auch um Nicholas Winton kreist, den Johnny Flynn als jungen und Anthony Hopkins als alten Mann verkörpert, es steht auch stets im Vordergrund, dass Winton all das nicht ohne viele helfende Hände erreicht hätte.
Hierzu zählten vor Ort in Prag Doreen Warriner (Romola Garai) und Trevor Chadwick (Alex Sharp). Im Film wird Winton nicht müde zu betonen, wie viel mehr diese zwei zu verlieren hatten und aufs Spiel setzten als er selbst. Und zu Hause in London ist es Wintons Mutter Barbara (Helena Bonham Carter), genannt "Babi", die ihrem Sohn gemäß dessen Motto "Wenn etwas nicht unmöglich ist, dann muss es einen Weg geben!" in puncto Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit in nichts nachsteht.
Ein spätes Debüt so ruhig wie sein Protagonist
Der Regisseur James Hawes gibt mit diesem Historiendrama sein spätes Kinodebüt. Hawes ist bereits seit den 1990ern fürs Fernsehen tätig und hat dort neben zahlreichen Fernsehfilmen vor allem für Fernsehserien gearbeitet. In den vergangenen Jahren zeichnet er vornehmlich für genrelastige Unterhaltung wie "The Alienist", "Black Mirror", "Snowpiercer", "Raised by Wolves" und "Slow Horses" verantwortlich. Für ein Biopic über eine entscheidende Phase kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs scheint er auf den ersten Blick also nicht zwangsläufig die erste Wahl. Hawes macht seine Sache aber ausgesprochen gut.
"One Life" lässt einen an thematisch vergleichbare Filme wie Steven Spielbergs "Schindlers Liste" (1993) denken; zumal Nicholas Winton zuweilen als "britischer Oskar Schindler" bezeichnet wurde, wovon er sich zeitlebens distanzierte. Von Spielbergs visueller (Über-)Ästhetisierung, seiner Effekthascherei und emotionaler Manipulation könnte Hawes aber kaum weiter entfernt sein. Trotz all des Grauens und der Verzweiflung bleibt sein Drama über weite Teile hinweg so still wie sein Protagonist. Nur ganz am Ende kommt der Regisseur dann doch nicht umhin, kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Wie eingangs erwähnt: Halten Sie Ihre Taschentücher bereit!
Fazit: "One Life" ist ein ruhiges Historiendrama über unruhige Zeiten. Im Zentrum steht ein stiller und beharrlicher Protagonist, der zum Helden wird, ohne ein Held sein zu wollen. Ein bewegendes Biopic, das ganz am Ende zu einem echten Tränenzieher wird.
Falk Straub
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Besetzung & Crew von "One Life"
Land: GroßbritannienJahr: 2023
Genre: Drama, Biografie
FSK: 0
Kinostart: 28.03.2024
Regie: James Hawes
Darsteller: Helena Bonham Carter als Babette Winton, Anthony Hopkins als Nicholas Winton, Jonathan Pryce als Martin Blake, Johnny Flynn als Nicholas Winton, Lena Olin als Grete Winton
Kamera: Zac Nicholson
Verleih: Paramount Pictures Germany, SquareOne
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